Überraschender Rücktritt von Christina Zürcher

Erstellt von Lorenz Steinmann |
Zurück

Exklusiv - Obwohl die parteilose Christina Zürcher im ersten Wahlgang zum Schulpräsidium in Küsnacht mehr Stimmen holte als der Amtsträger Klemens Empting (FDP), tritt sie zum zweiten Wahlgang nicht mehr an. Der Wille für eine kooperative Zusammenarbeit im Gremium habe gefehlt, sagt sie.

Krach ums Schulpräsidium in Küsnacht – Christina Zürcher (parteilos) hat völlig überraschend entschieden, nicht zum zweiten Wahlgang anzutreten. Sie bestätigt gegenüber der Lokalinfo ein entsprechendes Schreiben vom Freitag an den Küsnachter Gemeinderat und an die Schulpflege. Damit gibt es keine Kampfwahlen mehr ums Schulpräsidium am 26. Juni. Dabei hatte Christina Zürcher im ersten Wahlgang mehr Stimmen als der Bisherige Klemens Empting (FDP) erlangt, jedoch das absolute Mehr knapp verpasst.

Per sofort ausgetreten
Somit wird Empting am 26.6. – Stand heute - keine offizielle Gegenkandidatur haben als Schulpräsident und seinen Sitz im siebenköpfigen Gemeinderat, der Küsnachter Exekutive, wohl behalten. Christina Zürcher hat der Küsnachter Gemeindekanzlei ihre «Nichtannahme der Wahl» mitgeteilt. Sie ist per sofort nicht mehr im Gremium der Schulpflege dabei. Der eigentliche Rücktritt erfolgt jedoch normal per Ende Amtsperiode Ende Juni. Nachrücken wird wahrscheinlich Simone Häusermann-Bider (SVP, neu), welche das absolute Mehr erreicht hat, aber als überzählig ausgeschieden war.

«Einer kollegialen Behörde unwürdig»
Doch warum dieser Rückzug von Christina Zürcher? «Das erste Gespräch mit der Mehrheit der gewählten Schulpflege war einer kollegialen Schulbehörde unwürdig und zeigte, dass der Wille für ein kooperatives Zusammenarbeiten mit mir für die kommenden vier Jahre nicht vorhanden ist. Das ist bedauerlich und widerspiegelt nicht den Willen der Wählerinnen und Wähler», schreibt Zürcher auf Anfrage. ««Damit ich meine Ideen in der Schulpflege umsetzen könnte, wäre die Kooperationsbereitschaft aller Schulpflegemitglieder notwendig. Das scheint nicht der Fall zu sein», Zürcher sei der Ansicht, dass man nach der Wahl in der Verantwortung gegenüber der Bevölkerung der Gemeinde stehen sollte. «Streit, Unstimmigkeiten, parteipolitische Blockbildung und unkonstruktives Verhalten in einem solchen Gremium schaden der Sache und letztendlich allen, die mit der Schule in Küsnacht in Verbindung stehen», so die 65-jährige Zürcher.

«Die Anzahl der Frauen»
Was sagt Klemens Empting zum Rückzug und zur Kritik? Diese sind im Rücktrittsschreiben von Christina Zürcher ans Schulpflege-Gremium durchaus happig formuliert. «Wir alle waren sehr überrascht über die Kandidatur von Frau Zürcher und die Vorwürfe, die in Leserbriefen und Interviews im Laufe des Wahlkampfes erhoben wurden. Ich hätte mir gewünscht, dass sie das Gespräch mit mir oder den anderen Mitgliedern der Schulpflege gesucht hätte, um allfällige Differenzen zu klären. Ich wäre jedenfalls zu einem solchen Gespräch jederzeit bereit gewesen», schreibt der 68-Jährige in einer Stellungnahme. Man habe seit Jahren Seite an Seite in der Schulpflege gearbeitet und viele schwierige Aufgaben gemeinsam gemeistert. Man sei nicht immer einer Meinung gewesen, aber das gehöre in einem solchen Gremium dazu. «Um so schwieriger war dieser Wahlkampf für mich und meine Familie. Bei dieser Wahl ging es leider nicht nur um die inhaltliche Positionierung der Schulpflege, sondern auch um die Anzahl der FDP-Mitglieder im Gemeinderat und um mehr Frauen in der Politik. Das macht eine sachliche und konstruktive Diskussion schwierig» zieht Empting sein Fazit.

«Stärkerer Fokus auf Pädagogische Ausrichtung»
Er sei sich bewusst, dass sich die Küsnachterinnen und Küsnachter nach den Wahlen «einen stärkeren Fokus auf die pädagogische Ausrichtung der Schulpflege wünschen».  Empting findet, dass mit Brigitte Stucki und Stefan Kriz «zwei hervorragend ausgebildete» Pädagoginnen und Pädagogen in das Team der Schulpflege gewählt wurden. «Wir werden jetzt im Team gemeinsam überlegen, wie wir diesem Wunsch gerecht werden können», verspricht Empting.

«Bleibe aufmerksame Beobachterin»
Was bedeutet dieser veritable Krach nun für Christina Zürcher? Sie werde trotz dem Abgang aus der Schulpflege «eine aufmerksame Beobachterin der Schule Küsnacht bleiben». Und punkto Einheitsgemeinde sagt sie kritisch: «Die Einheitsgemeinde hatte wohl zum Ziel, der Schule mehr Gewicht in der Politik zu geben. Herausgekommen ist es umgekehrt, die Politik hat nun mehr Gewicht in der Schule.»