Noch bis 29. März finden jeden Freitag die Wähentage statt. Dank vieler freiwilliger Helferinnen und Helfer geht der Erlös dieses Jahr an ein Frauenprojekt des HEKS im Senegal.
Zum 50. Mal führen «Brot für alle» (reformiert) und «Fastenopfer» (katholisch) während der Fastenzeit die ökumenische Kampagne durch. Es geht darum, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und auf die Ungerechtigkeiten und Missstände speziell im globalen Süden aufmerksam zu machen, die dazu führen, dass 800 Millionen Menschen in Hunger und Armut leben müssen und viele davon gezwungen sind, in den Norden zu flüchten.
Im Kirchenkreis 2 mit Enge, Leimbach und Wollishofen finden während der sechs Wochen vor Ostern verschiedene Aktivitäten zugunsten diverser Projekte der ökumenischen Kampagne statt. So wurden von Januar bis Ende März jeden Freitag in der Enge im Kirchgemeindehaus Bederstrasse 25 die beliebten Wähentage eingeführt.
Die Sozialdiakonin vom Kirchenkreis 2, Heidi Stäheli, teilt jeweils die 25 freiwilligen Helferinnen ein. Dieser Wähenzmittag existiert bereits seit über 40 Jahren. Hier engagieren sich hauptsächlich Seniorinnen aus dem Quartier zum Rüsten, Backen, Auftischen und Servieren. Es sollte bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben, dass die Realisation der Hilfsprojekte neben den Spenden auf die aufopfernde und unentgeltliche Tätigkeit der Freiwilligen angewiesen ist.
Küchenchefin im Altersheim
Beim Besuch von «Zürich 2» stand Helen Imfeld um elf Uhr bereits seit vier Stunden in der Bäckerei. Sie beginnt ihren anstrengenden Job zusammen mit drei weiteren Mitarbeiterinnen um sieben Uhr. Sie ist das gewohnt, war sie doch während 32 Jahren im Altersheim Enge als Küchenchefin tätig. Wie jeden Freitag wurden insgesamt 35 Wähen vorbereitet und gebacken: Käse-, Spinat-, Lauch-, Apfel-, Rhabarber-, Chriesi-, Zwetschgen-, Aprikosen- und – neu – Nidelwähen. Natürlich darf auch die speziell bei den Männern beliebte Pizza nicht fehlen.
Ein Stück Wähe inklusive Kaffee à discrétion kostet sechs Franken. Der Wähenzmittag ist inzwischen eine Institution mit jeweils 80 bis 100 Gästen. Das Übriggebliebene wird an die Baracke Utobrücke verteilt. Meist handelt es sich bei den Gästen um ältere Semester, doch auch jüngere aus den umliegenden Geschäften kommen regelmässig. Einige haben sogar ihren Stammtisch. Viele bleiben, bis aufgeräumt ist, denn man unterhält sich angeregt und verplaudert so die Zeit. Oft wird auch anschliessend ein Jass geklopft. Es ist im Winter gewissermassen ein Fixpunkt für das Quartier.
Erlös geht an Hilfsprojekt
Eine weitere Helferin ist Heidi Beaume. Mit ihren 86 Jahren ist die pensionierte Sigristin der Kirche Enge wohl die älteste von Anfang an und immer noch aktive Freiwillige. Früher war sie in der Küche tätig – damals hatte man die fertigen Wähen noch von zu Hause mitgebracht. Heute meistert sie den anstrengenden Part des Auftischens und Servierens. Trotz all dieser Arbeit hat sie sich ein erstaunlich jugendliches Aussehen im hohen Alter bewahrt. Ein weiteres Phänomen unter den Gästen ist die liebenswerte Lisette Bryner, früher Sigristin des Kirchgemeindehauses. Mit ihren stolzen 98 Jahren ist sie ständiger Gast. Sie sorgt sich um ihre Mitmenschen, weiss immer, wer gerade Hilfe im Quartier benötigt, und leitet eine regelmässige Jassrunde.
Der gesamte Erlös dieser Wähen-Aktion kommt dieses Jahr einem Frauenprojekt des HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz) im Senegal zugute. Das Projekt unterstützt Frauengruppen bei der Bewirtschaftung und dem Verkauf von Wildpflanzen. Diese Frauen realisieren Baumschulen in Dörfern, ziehen junge Pflanzen und legen Hecken an, um die Setzlinge vor Wind, Erosionen und Kleintieren zu schützen. Zusätzlich kommen die Frauen zu Kleinkrediten als Startkapital für ihren Handel mit lokalen Produkten sowie zu entsprechender Weiterbildung.
Heidi Stäheli hat eine Zukunftsvision: ein gemeinsam bestimmtes Projekt im ganzen Kirchenkreis 2 zu unterstützen, um dadurch vertieft Hintergrundinformationen der Kooperationsgemeinschaft Brot für alle und anderer Partnerwerke in Gottesdiensten und bei sozialen Aktionen wie den Wähentagen einfliessen zu lassen. Wie immer sprach sie zum Abschluss «Das Wort zur Wähe» und erhielt entsprechenden Applaus. (Jeannette Gerber)
Wähentage: jeden Freitag bis 29. März ab 11 Uhr im Saal des reformierten Kirchgemeindehauses, Bederstrasse 25. Informationen im Internet: www.brotfueralle.ch www.sehen-und-handeln.ch. Freiwillige: heidi.staeheli@reformierte-zuerich.ch.