In Hirzenbach steht Zürichs erste Villa YoYo. Bei dieser können Kinder gratis einkehren und werden betreut. Ein Hort ist es aber nicht.
Betreuungsplätze für Kinder spriessen in der Schweiz aus dem Boden. Die Anzahl der Plätze von schulergänzenden Betreuungsangeboten des Verbandes «kibesuisse» stieg innerhalb von vier Jahren um mehr als ein Drittel. Doch für die Eltern sind diese oft mit hohen Kosten verbunden. Kostenlose Angebote gibt es kaum, höchstens die Grosseltern kümmern sich umsonst um ihre Enkel. Nicht so in Hirzenbach. Dort eröffnete im August des vergangenen Jahres die erste Villa YoYo der Stadt Zürich. Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren können hier kostenlos die Zeit nach der Schule verbringen, sich austoben, mit Gspänli spielen oder Hausaufgaben machen. Sogar ein Zvieri wird für die Gäste geboten. Verständlicherweise ist der Andrang am Besuchstag gross.
Kein Hort, sondern ein Treffpunkt
Betriebsleiterin Rahel Erb stellt aber gleich klar, dass die Villa YoYo kein gewöhnlicher Kinderhort ist. So müssen die Kinder hier im Gegensatz zum Hort nicht angemeldet werden. Stattdessen können sie kommen und gehen, wann sie wollen. «Es ist ein offener Treff für Kinder im Quartier», beschreibt Erb das Angebot. Die Villa YoYo sei keine Konkurrenz zu den umliegenden Horten. Erb: «Schliesslich müssen die Eltern erreichbar sein und die Verantwortung liegt immer noch bei ihnen. Es besteht keine Anwesenheitspflicht.»
Betriebsleiterin Rahel Erb ist die einzige Festangestellte. Sie hat eine Ausbildung als Erzieherin abgeschlossen. Sonst kümmern sich freiwillige Mitarbeiter um die Betreuung. Darunter Eltern, Studenten und auch ein Zivildienstleistender, der die reformierte Kirche zur Verfügung stellt. «Im Moment helfen mir sechs freiwillige Mitarbeiter regelmässig», so Erb. Sie betreuen dienstags und donnerstags jeweils bis zu 20 Kinder, am Mittwoch sogar bis 40. Bei über 40 Besuchen sind die Kapazitäten ausgeschöpft. Nebst dem Kontakt untereinander schätzten die Kinder auch den Zvieri, welchen jeweils die Schweizer Tafel spendet.
Die erste Villa YoYo wurde in St. Gallen gegründet und feierte dieses Jahr ihr zwanzigjähriges Bestehen. Die Idee und das Konzept zum Projekt stammen von der Cevi St.Gallen. Heute gibt es über die ganze Schweiz verteilt 18 Villa YoYos, die 2018 laut eigenen Angaben 54 000 Besuche zählten. Sie alle bieten einen offenen Raum für Kinder im Kindergarten- und Primarschulalter. Träger der einzelnen Einrichtungen ist der Verein Villa YoYo Schweiz.
Spenden finanzieren 18 Villas
Ermöglicht wird das kostenfreie Angebot nebst freiwilligen Mitarbeitern durch Spenden, die zu einem grossen Teil vom Schweizer Hilfswerk der Johanniter stammen. «Dank dem Projekt können sich auch Leute eine Kinderbetreuung leisten, die sonst nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen», begründet der Präsident des Hilfswerks Thomas Vorwerk den Einsatz. So könnten sich auch weniger wohlhabende Kinder mit anderen austauschen und hätten eine Betreuung. Neben dem Engagement für die Projekte Villa YoYos unterstützt das Hilfswerk der Schweizer Johanniter unter anderem «Tischlein deck dich», eine Lebensmittelabgabe für ärmere Menschen in Zürich.
Trotz des kirchlichen Hintergrundes ist der Verein Villa YoYo Schweiz konfessionell und politisch neutral. Bei den Villas ist jeder unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Religion willkommen. Das unterstreicht auch die Leiterin der Villa in Hirzenbach: «Die Durchmischung von Nationalitäten ist sehr wichtig. Sie trägt zur gegenseitigen Akzeptanz und Integration bei.» Yannick Schenkel