Ursula Koch wird 80-jährig 

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Am 1. Juli feiert die ehemalige Zürcher Stadträtin Ursula Koch ihren 80. Geburtstag. Speziell ist, dass sich die umstrittene Sozialdemokratin vor 21 Jahren komplett zurückgezogen hat.

Ursula Koch. Da fallen Stichworte wie «Bauverhindererin», «Visionärin» und natürlich «normierte Marronihüsli». Um die ehemalige SP-Stadträtin (1986 bis 1998) ranken sich viele Legenden. Kritisiert wird die promovierte Chemikerin bis heute zum Beispiel für die berühmt-berüchtigten Marronihüsli. Dabei war diese Geschichte eigentlich eine andere. Die Gewerbler am Limmatquai ärgerten sich über den Rauch eines Marronibrätlers und gelangten ans Statthalteramt. Dieses schrieb dann dem Hochbauamt unter Ursula Koch vor, dass jedes Marronihüsli eine Baubewilligung brauche. Um den Marronibrätlern das Bewilligungsverfahren zu erleichtern, ersann die Stadt dann ein Normhäuschen, das die Bürokratie minimierte. 
Dies ist nur eine von vielen Episoden, die je nach politischem Couleur so oder anders wahrgenommen wurde. In einem bemerkenswerten Podcast der «NZZ am Sonntag» sagt Karl Lüönd: «Es ging um eine neue Bau- und Zonenordnung – der grosse Verteilkampf um die Industriebrachen, die nicht mehr benötigt wurden.»  Die Bürgerlichen wollten vor allem eine Umnutzung in Bürobauten, Ursula Koch gemischte Nutzungen, so der damalige Chefredaktor der von 1982 bis 1999 erscheinenden Gratiszeitung «Züri-Woche». Für die Macher des NZZaS-Podcasts ist klar, Ursula Koch war eine Visionärin, die bestens in die heutige Zeit passen würde. Davon zeugt die Attraktivität Zürichs als Arbeits- und Wohnort gut 30 Jahre später. 

Zweitbestes Resultat nach Blocher
Doch offensichtlich laugte die Politik Koch so sehr aus, dass sie vor 21 Jahren der Politik, aber auch der Öffentlichkeit komplett den Rücken zukehrte. Davor war sie nach ihren zwölf Jahren im Zürcher Stadtrat noch Nationalrätin – gewählt übrigens mit dem kantonsweit zweitbesten Resultat nach Christoph Blocher von der SVP. Im Juni 1997 setzte sich Koch gegen den vom Parteiestablishment (so der Wikipedia-Eintrag) favorisierten Andrea Hämmerle durch. Sie wurde als erste Frau zur Präsidentin der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz gewählt. Ihr ­Vorgänger war Peter Bodenmann. Am 15. April 2000 schon gab sie das SP-Präsidium und ihren Nationalratssitz aufgrund massiven parteiinternen Drucks und aus gesundheitlichen Gründen ab. In Erinnerung ist ihr Liveauftritt in der Radiosendung «Samstagsrundschau», als das Gespräch wegen eines Schwächeanfalls unterbrochen werden musste.

Ursula Koch heiratete im gleichen Jahr ihren langjährigen Lebenspartner. Seither entzieht sie sich der Öffentlichkeit zu 100 Prozent. Weder die «NZZ am Sonntag» noch diese Zeitung schafften es, mit der in Stäfa aufgewachsenen Frau in Kontakt zu treten. So bleibt, der Zürich enorm prägenden Politikerin auf diesem Weg zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Wo und wie sie am 1. Juli feiern wird, bleibt ihr Geheimnis.