Die Wasserversorgung der Stadt Zürich zeigte der Bevölkerung an einer Führung das Rohwasserpumpwerk Horn in Wollishofen. Die zentrale Aussage: «Wir sind stolz, dass wir dieses natürliche Lebensmittel auch natürlich aufbereiten.»
Wir, die Bevölkerung der Stadt Zürich und Umgebung, löschen unseren Durst mit Wasser aus dem Zürichsee und aus Grund- und Quellwasser. Wir baden darin, kochen damit – und sollten es entsprechend wertschätzen. Kürzlich lud die Zürcher Wasserversorgung die Bevölkerung zur Besichtigung des idyllisch am Zürich Horn in Wollishofen gelegenen Pumpwerks ein, um zu zeigen, wie das Seewasser zum Werk Moos heraufgepumpt und aufbereitet wird und schliesslich als Trinkwasser aus dem Hahn fliesst. Stadtrat Michael Baumer, Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe, begrüsste die zahlreich erschienen Interessierten mit den Worten: «Anlässlich der Gemeinderatswahlen wurden Rätinnen und Räte gefragt, was für sie Zürich sei. Fast alle antworteten ‹der Zürichsee›. Jedoch nicht allen war dabei klar, dass dieser nicht nur schön zum Betrachten ist, sondern, dass wir ihn auch trinken. Da Trinkwasser essenziell ist, wurde als eine der ersten Dienstabteilungen der Stadt Zürich die Wasserversorgung gegründet.» Dann ergänzte er: «Die 1200 Brunnen in der Stadt werden ebenfalls durch Seewasser, aber auch durch Grundwasser und Quellen gespeist.»
«Der See ist in gutem Zustand»
Mit dem Boot Hydra werden dem See Wasserproben entnommen und im eigenen Labor analysiert. Andreas Peter, Leiter Qualitätsüberwachung, erklärte im Bootshaus der «Hydra», dass sie das Wasser aus 30 Metern Tiefe entnähmen, da es dort relativ kühl sei. «Einmal im Monat werden Proben aus der Tiefe und von der Oberfläche abgeschöpft. Es werden immer mehr Rückstände aus Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln etc. gefunden, was den Eindruck vermitteln könnte, dass das Wasser heute schlechter sei als früher.» Das sei aber nicht der Fall, da es heute Kläranlagen gäbe und auch da viele Zusatzstoffe, wie zum Beispiel in Waschmitteln vorhanden, inzwischen verboten seien. «Der See ist heute in einem insgesamt guten Zustand, das liegt wohl auch daran, dass rundherum wenig Landwirtschaft betrieben wird.»
Auf die Frage, wieso der Fischbestand im See immer kleiner werde, entgegnete Peter: «Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Gewisse Arzneimittelrückstände, wie Hormone, können das Wachstum der Fische beeinträchtigen.» Doch dafür gäbe es Spezialisten, die das besser erklären könnten. Hans Gonella von der Kommunikation orientierte über die Seewasseraufbereitung mit einem Plakat. Es zeigte, wie das Wasser vom Rohwasserpumpwerk durch ein sogenanntes Multibarrieresystem geschleust wird. Dazu zählen eine zweifache Ozonung sowie eine Schnell-, eine Aktivkohle- und eine Langsamfiltration. «Wir stellen das Ozon selber her. Es tötet sämtliche Bakterien und Viren. Dann fliesst das Wasser weiter durch den Aktivkohlefilter, der Gerüche und Farbstoffe sowie weitere organische Spurenstoffe beseitigt», so Gonella. Weiter laufe es durch den biologischen Langsamfilter ins Reinwasserpumpwerk und werde schliesslich ins Trinkwasserreservoir Moos befördert. «Wir sind stolz, dass wir dieses natürliche Lebensmittel auch natürlich aufbereiten. Geplant ist übrigens eine Ultrafiltration im Seewasserwerk Moos, die noch effektiver sein wird,» beendete Gonella seinen Vortrag.
30 Meter Tiefe ist ideal
Urs Leimgruber, Abteilungsleiter Werke, war mit der Aufgabe betraut, den Teil des Rohwassers bis zum Wasserwerk zu erklären. Er betonte, dass es wichtig sei, das Wasser in 30 Metern Tiefe zu fassen. Denn, wenn man es weiter oben entnähme, hätte man den Schmutz von der Oberfläche, im Moment Blütenstaub und Öl von den Motorbooten, darin. Zu weit unten gäbe es aufgewirbelte Sedimente, die auch nicht wünschenswert seien. Und ein weiterer Grund: In der Mitte liegen die Temperaturen das ganze Jahr zwischen 6 und 8 Grad.
«Dann kommt das Wasser in das Rohwasserpumpwerk, das aus zwei Gebäuden besteht», berichtete Leimgruber. «Zum Ersten das altehrwürdige, achtkantige, über 100 Jahre alte Schieberhaus. Dort wird in der Dosierstation mit vier Dosierpumpen ein Chlor-/Chlordioxid-Gemisch zugefügt, das für die Abtötung der Bakterien notwendig ist. Im Aktivkohlefilter wird dieser wieder entfernt, und auch das Ozon verwandelt sich dort wieder zu Sauerstoff.»
Auf die Frage einer Teilnehmerin, woher der Name «Schieberhaus» komme, erklärte Leimgruber: Im Boden sei ein Schieber eingebaut ist, der das Wasser für eventuelle Revisionsarbeiten zurückhalten könne. Weiter führte er aus: «Die sogenannte Stosschlorung bewirkt zudem, dass die Rohre nicht durch die Larven der Wandermuscheln bevölkert werden. Nachdem das Wasser wieder entchlort ist, wird es über ein 33 Meter langes Rohr ins dahinterstehende Pumpwerk mit den vier grossen vierstufigen Rohrwasserpumpen spediert. Pro Pumpe werden knapp 50 000 Kubik hinaufgepumpt.» Meistens laufe aber nur eine Pumpe, das entspräche dem täglichen Bedarf. «Das Wasser wird dann durch eine Steigleitung von 368 Metern Länge mit einem Durchmesser von 1,20 Metern via Pumpwerk bis zur 60 Meter höher gelegenen Hornhalde gepumpt. Von da fliesst es horizontal 520 Meter bis ins Werk Moos», so Urs Leimgruber.