So war das Wetter im Jahr 2020

Erstellt von Silvan Rosser |
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Dieses Jahr war das zweitwärmste in der Region Zürich seit Messbeginn 1864. Doch die vergangenen Monate stechen nicht nur temperaturmässig hervor, sondern bescherten der Stadt Zürich auch rekordverdächtig viele Sonnenstunden. Das Wetterjahr 2020 lässt sich in zwölf Phasen aufteilen.

In der Stadt Zürich war das Jahr 2020 das zweitwärmste seit Messbeginn im Jahr 1864. Mit durchschnittlich 10,8 Grad war es am Zürichberg 1,5 Grad wärmer, verglichen mit der Referenzperiode 1981 bis 2010. Noch etwas wärmer als das Wetterjahr 2020 war in Zürich nur das Jahr 2018. Die fünf wärmsten Jahre seit Messbeginn in der Stadt Zürich fanden alle nach 2014 statt. Die letzten vier Jahre gehörten alle zu den zehn wärmsten seit Messbeginn im Jahr 1864.

Das Wetterjahr 2020 sticht nicht nur temperaturmässig hervor, sondern bescherte der Stadt Zürich auch rekordverdächtig viele Sonnenstunden. Mit mehr als 2030 Sonnenstunden war es eines der sonnigsten Jahre überhaupt in Zürich. Ähnlich sonnig war es letztmals im Jahr 2003. Ebenfalls rekordverdächtig sonnig waren in Zürich die Jahre 1893 und 1911 mit jeweils über 2050 Sonnenstunden. Allerdings sind die früheren Daten aufgrund der Umstellung der Messtechnik nicht direkt mit den heutigen vergleichbar.

2020 war sehr trocken
Passend zum Bild eines sehr warmen und äusserst sonnigen Jahres war das Wetterjahr 2020 auch deutlich zu trocken. Von Anfang Jahr bis Mitte Dezember wurden nur gerade 820 mm Niederschlag gesammelt. Das entspricht lediglich drei Vierteln der üblichen Jahresniederschläge in Zürich. Es ist nicht auszuschliessen, dass das Jahr 2020 in Zürich am Ende sogar als das trockenste Jahr seit über 70 Jahren in die Statistik eingehen wird.
Damit gehört das Jahr 2020 zwar zu den sehr trockenen Jahren, allerdings nicht zu den extrem trockenen Dürrejahren. So gab es im Dürrejahr 1949 beispielsweise lediglich 650 mm Niederschlag. Ebenfalls von Dürren geprägt waren 1920 und 1921 oder auch 1864 und 1865. Die Trockenheit war in Verbindung mit viel Sonnenschein im Wetterjahr 2020 insbesondere im Frühling und im Hochsommer ein Thema. Dazwischen gab es aber auch nasse Perioden.

Im Rückblick lässt sich 2020 in zwölf Witterungsabschnitte einteilen:

1. Januarhoch
Im Januar ging das Jahr mit Hochdruckwetter los. Bis am 25. Januar fiel praktisch kein Niederschlag. Dazu gab es auch im Flachland wenig Nebel und entsprechend viel Sonnenschein. Dazu war es über weite Strecken vorfrühlingshaft mild. Die Temperaturen bewegten sich Mitte Januar 2020 um 5 bis 7 Grad über der Norm.

2. Sturmserie
Nach dem ruhigen Jahresstart kam Ende Januar Dynamik in die Wetterküche. In der Folge dominierte bis Anfang März eine ausgeprägte Westwindlage das Wettergeschehen. In der Westströmung eingelagert waren auch etliche Sturmtiefs, die sich über Mitteleuropa die Klinke in die Hand gaben. Die Atlantikstürme brachten feuchte, aber auch sehr milde Luft in den Alpenraum. Von einer regelrechten winterlichen Hitzewelle war die Rede, bewegten sich die Temperaturen doch teilweise mehr als 10 Grad über der Norm. In Zürich war der Februar nach 1990 der zweitwärmste überhaupt.

3. Frühlingstrockenheit
Nach der Sturm-und-Drang-Phase des noch jungen Wetterjahres 2020 setzten sich ab dem 11. März wieder markante Hochdruckgebiete in Szene, die ruhiges Wetter brachten. Dieser Witterungsabschnitt hielt bis Ende April an und war geprägt von aussergewöhnlich viel Sonnenschein. Zwischen dem 11. März und dem 26. April gab es
lediglich einen Tag mit Niederschlag, und die Sonne zeigte sich während rekordverdächtiger 442 Stunden.

4. Eisheilige
Ende April erhielt der bisher äusserst warme April einen Dämpfer. Dieser brachte zwar den lang ersehnten Regen, leitete aber einen wechselhaften und kühlen Witterungsabschnitt ein, der bis Mitte Mai anhielt. Die Eisheiligen kamen früher als erwartet, blieben dann sesshaft. Der zweite Tag der Eisheiligen (12. Mai: Pankratius) war der kälteste. In Zürich lagen die Temperaturen an diesem Tag mehr als 6 Grad unter der Norm.

5. Frühlingshoch
Nach zwei Wochen Pause kehrte das Hochdruckwetter zurück und bescherte der Schweiz eine sehr sonnige zweite Maihälfte sowie einen sonnigen Start in den Juni. In der Bisen­strömung war es zudem erneut sehr trocken und durchschnittlich temperiert.

6. Schafskälte
Trotz meteorologischem Sommeranfang konnte sich der Sommer Anfang Juni noch nicht durchsetzen. Wie die Eisheiligen, so kam auch die Schafskälte früher als geplant und dauerte länger, als es den einen oder anderen lieb war. Die ersten drei Juni­wochen waren tiefdruckbestimmt, kühl, grau und immer wieder nass.

7. Hochsommer
Doch dann, pünktlich auf den astronomischen Sommeranfang am 20. Juni, setzte sich der Hochsommer durch. Dieser präsentierte sich häufig sonnig und sehr warm respektive heiss. Längere trockene Phasen wurden immer wieder durch ein- bis dreitägige kühle und nasse Einschübe unterbrochen. Dieser Hochsommerabschnitt dauerte dieses Jahr lange, nämlich bis zum 24. September. Viermal wurde diese dreimonatige Hochsommerphase von kurzen Regen-
Intermezzi unterbrochen. Am heissesten war es in Zürich Ende Juli mit knapp 34 Grad. Während des ganzen Hochsommers stieg das Quecksilber in Zürich neunmal über die Hitzemarke von 30 Grad.

8. Herbsttristesse
Der Hochsommer wurde Ende September abrupt beendet. Es folgte eine markante Abkühlung mit Schnee in den Bergen. Dieser Wetterumschwung leitete eine Herbsttristesse ein, die bis Anfang November anhalten sollte. In diesem Witterungsabschnitt gab es wenig Sonne, und es war immer wieder nass. Dazu war vor allem die erste Oktoberhälfte auch empfindlich kühl.

9. Martinisommer
Der häufig graue November bot dafür goldenes Herbstwetter. Über weite Strecken war der November trocken und ohne Nebel sehr sonnig. Dazu war es mild. Die Temperaturen bewegten sich rund 5 Grad über der Norm.

10. Schnee-Intermezzo  
Ende November kehrte die Herbsttristesse mit kaltem Nebel im Flachland zurück. Von 24. November bis Mitte Dezember gab es lediglich 9 Sonnenstunden in Zürich. Anfang Dezember fiel dann auch der erste Schnee des Jahres und der Saison. Während elf Tagen lag am Zürichberg zumindest ein bisschen Schnee.

11. Weihnachtstauwetter  
Der Schnee im Flachland fiel Mitte Dezember einer milden Südwestströmung zum Opfer. Die Temperaturen bewegten sich vor
allem in der Höhe wieder deutlich über der Norm. Dazu löste sich der Nebel auch im Flachland wieder besser auf. Das
klassische Weihnachtstauwetter brachte aber recht ruhige und trockene Verhältnisse.

12. Postnatale Kaltluft?
Die letzte Woche zwischen den Jahren kann nochmals für eine Überraschung sorgen. Auch Schnee und Kälte sind nicht ausgeschlossen.