Seit Jahren sind die Zahlen rückläufig, und zudem ist das Gebäude des Pflegeheims Im Tiergarten, in dem die Demenz-Wohngruppen leben, dringend sanierungsbedürftig. Deshalb hat der Vorstand von Seniorama Wiedikon schweren Herzens beschlossen, die Abteilung aufzulösen.
«Der Entscheid ist dem Vorstand nicht leichtgefallen», sagt Peter Escher, der in diesem Jahr die Leitung des Seniorama Im Tiergarten übernommen hat. «Aber die Infrastruktur in dem Gebäude aus den 1960er-Jahren ist nicht mehr zeitgemäss. Und zudem haben wir seit längerer Zeit Belegungsprobleme. Deshalb haben wir vor einem Jahr sogar eine Etage schliessen müssen. Die Wohngruppe ist defizitär, zumal sie auch viel intensivere Betreuung benötigt als die anderen Abteilungen.» Trotz der Defizite hat der Vorstand die Gruppe noch lange Zeit als Dienstleistung aufrechterhalten. Doch Ende April wurde schweren Herzens die Aufgabe des Angebots beschlossen.
Zurzeit leben noch zehn Bewohnerinnen und Bewohner in den Wohngruppen. «Gemeinsam mit den Angehörigen haben wir nach optimalen Lösungen gesucht», so Peter Escher. «Für acht von
ihnen haben wir bereits einen Platz an unterschiedlichen Orten gefunden, der zugeschnitten ist auf ihre Erkrankung.»
Das Angebot an Pflegeplätzen ist derzeit gross. Die Leute seien wegen der Pandemie zurückhaltend mit einer Anmeldung ihrer Angehörigen in ein Pflegeheim, sagt Peter Escher. «Sie befürchten, sie wegen eines erneuten Ausbruchs nicht mehr besuchen zu können. Die Presse hat diesbezüglich viel negativen Wirbel verursacht.»
Lösungen für das Personal
Für die Menschen mit einer Demenz-Erkrankung ist es nicht einfach, sich an einem neuen Ort einzugewöhnen. Ein Umzug löst Stress und Ängste aus. «Aber wir helfen beim Zügeln aktiv mit und begleiten die Bewohnerinnen und Bewohner und ihre Angehörigen bei diesem Schritt.» Auch für die Mitarbeitenden war der Entscheid des Trägervereins Seniorama Wiedikon erst ein Schock. Doch inzwischen zeichnen sich auch hier gute Lösungen ab. Ein paar wenige haben selber eine neue Arbeit gefunden, die beiden Lernenden schliessen im Sommer ohnehin ihre Ausbildung ab, und acht der zehn Verbliebenen können in den eigenen Heimen Burstwiese und Im Tiergarten beschäftigt werden. «Für die letzten beiden suchen wir noch gemeinsam nach weiterführenden Möglichkeiten», so Peter Escher. Was langfristig mit dem Gebäude geschieht, ist noch unklar. Die strategische Planung für das Areal ist noch nicht abgeschlossen.
Zwischennutzung geplant
Fest steht, dass das Gebäude rundum saniert und die Infrastruktur an heutige Bedürfnisse angepasst werden muss. «Die Leute melden sich immer später in Pflegeheime an, das klassische Altersheim, wie man es früher kannte, wird meist übersprungen. Deshalb müssen wir für höhere Pflegestufen eingerichtet sein.»
Bis die Strategie ausgearbeitet ist und mit der Umsetzung begonnen werden kann, wird das Gebäude der Wohngruppe zwischengenutzt. Geplant ist, rund 20 Zimmer zum Beispiel Studierenden zu einem günstigen Preis zu vermieten. Ihnen steht neben den Zimmern über eine gemeinsame Küche, ein gemeinsames Bad und einen Wohn-/Essbereich zur Verfügung. Peter Escher rechnet damit, dass bis spätestens Ende September alle Bewohnenden der Wohngruppen ausgezogen sind.
In städtischen Alterszentren gibt es noch freie Plätze
Auch in den städtischen Alterszentren ist eine gewisse pandemiebedingte Zurückhaltung zu spüren, wie Renate Monego, Direktorin Alterszentren und Pflegezentren Stadt Zürich, im Interview bestätigt.
Wie viele Plätze für Demenz-Erkrankte stehen in städtischen Alterszentren zur Verfügung?
Die Antwort bezieht sich auf alle städtischen 23 Alterszentren und 8 Pflegezentren: Von total rund 3500 Plätzen sind insgesamt rund 600 Plätze für die spezialisierte Betreuung von Menschen mit einer Demenz vorgesehen.
Wie sieht die Auslastung aus?
Wir stellen fest, dass es pandemiebedingt zu einer Hinauszögerung anstehender Entscheidungen kam. Die Auslastung der städtischen Alters- und Pflegezentren beträgt zurzeit knapp 86 Prozent. Insbesondere bei den
Alterszentren verzeichnen wir jedoch in den letzten Wochen eine Zunahme von Interessenten und konkreten Einzugsabsichten.
Gibt es Wartelisten?
Es werden keine Wartelisten geführt. Es kann sein, dass im gewünschten Alters- oder Pflegezentrum nicht sofort ein Platz frei ist, dann verfügen wir in der Regel über Ausweichmöglichkeiten.
Wie sehen die Besuchsregelungen aus?
Besuche waren in den städtischen Institutionen bis auf den ersten Lockdown immer möglich, und wir freuen uns, dass wir stetig weitere Öffnungsschritte umsetzen dürfen. (kst.)