Sechs Rekurrenten gegen Mobilfunkantenne

Zurück

Antennengegner an der Rossbergstrasse werfen der Stadt vor, sie im Stich zu lassen. Andere Gemeinden setzten sich für ihre Bewohner ein – mit Erfolg.

Das Verfahren nimmt seinen Lauf. Nachdem die Stadt eine Mobilfunkantenne an der Rossbergstrasse 26/28 bewilligt hat, wehren sich Nachbarn wie angekündigt gegen diesen Entscheid. Über den Rekurs wird in erster Instanz das kantonale Baurekursgericht urteilen. Das Gericht werde demnächst vor Ort einen Augenschein nehmen, sagt Martin Grueber. Er ist einer der Anwohner, die den Bau der Antenne verhindern wollen. Die Einsprachegemeinschaft umfasse sechs Rekurrenten, sagt er. Der Widerstand im Quartier sei aber viel grösser: «Am Rekurs beteiligten sich finanziell rund 40 Parteien.»

Das Quartier sei bereits gut mit Mobilfunk erschlossen, argumentieren die Gegner der Antenne. Diese sei vor allem für die Versorgung der nahen Autobahn gedacht und deswegen stärker dimensioniert als für die Versorgung des Quartiers nötig. Die errechnete Strahlenbelastung liege so nahe am Grenzwert, dass schon der kleinste Fehler bei Montage und Betrieb zu Grenzwertüberschreitungen führen werde. Ausserdem strotzten die Datenblätter vor Unstimmigkeiten.

Der Widerstand gegen eine Antenne an der Rossbergstrasse hat in Wollishofen und Enge viele Sympathisanten. 440 Unterschriften zählte die Petition, mit der die Stadt aufgefordert wurde, die Antenne nicht zu bewilligen («Zürich 2» berichtete). Der Bitte könne nicht entsprochen werden, antwortete Hochbaudepartementsvorsteher André Odermatt (SP) im Herbst. Weder Stadt- noch Gemeinderat seien legitimiert, in das Verfahren einzugreifen. «Dies würde Willkür Tür und Tor öffnen», sagte Odermatt. Über die Bewilligung müsse ein Rechtsverfahren entscheiden.

Vorbild aus dem Tösstal
«Von der rot-grünen Stadtregierung sind wir generell enttäuscht», sagt Antennengegner Grueber. Er ist der Meinung, dass Zürich durchaus Möglichkeiten hätte, sich stärker für seine Einwohnerinnen und Einwohner einzusetzen. «Die Stadt hätte die Handhabe, das sogenannte Kaskadenmodell durchzusetzen», sagt Grueber. In ihrer Bau- und Zonenordnung können Gemeinden festlegen, optisch wahrnehmbare Antennen sowie Antennen mit grosser Reichweite seien in erster Priorität in Industrie- oder Gewerbezonen zu erstellen. Das hat beispielsweise die Gemeinde Turbenthal so gemacht und sich vor Bundesgericht gegen drei Mobilfunkanbieter durchgesetzt. Turbenthal habe sich als Gemeinde hinter die Interessen ihrer Bürger gestellt, sagt Grueber. «Nicht so unsere Stadt.» Zürich habe für die Erschliessung ihres Gebietes mit Mobilfunkantennen keinen Plan.
Die Stadt Zürich greife grundsätzlich nicht in den Planungsprozess der Mobilfunkbetreiber betreffend Antennenstandorte ein, schreibt der Stadtrat in einer Antwort auf eine Anfrage von Gemeinderat Eduard Guggenheim (AL). Das Kaskadenmodell eigne sich für Zürich kaum. Dafür sei der Anteil von Industriezonen an der Stadtfläche zu klein, hält der Stadtrat fest. Ausserdem sei mit Blick auf die «mittlere Strahlenbelastung» eine grössere Anzahl von nahen Antennen besser als eine kleine Anzahl von weiter entfernt gelegenen Antennen. (dh.)