«Schach bietet einen Mehrwert fürs Leben»

Erstellt von Karin Steiner |
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In Zürich gibt es zahlreiche Schachclubs. Einer davon ist der Schachclub Felidae, der wöchentlich in Seebach zum «Schach am Bach» einlädt und im August zum zweiten Mal ein Open-Turnier organisiert hat. Neu plant er einen wöchentlichen Schachtreff für Kinder und Jugendliche.

Zum zweiten Mal hat der noch junge Schachclub Felidae Mitte August ein Open-Turnier veranstaltet. 44 Spielerinnen und Spieler im Alter zwischen 4 und 70 Jahren haben daran teilgenommen. «Das ist eine Verdoppelung seit dem letzten Turnier», sagt Pascal Fehr, Präsident des Clubs. «Der Anlass ist überall sehr gut angekommen. Offenbar besteht ein Bedürfnis nach Turnieren, an denen alle mitmachen können.» Die bisher erst zehn ausschliesslich männlichen Mitglieder des Schachclubs Felidae treffen sich wöchentlich zum «Schach am Bach» am Katzenbach und nehmen in der 3. Liga an der schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft teil. «Wir sind letztes Jahr aufgestiegen», sagt Pascal Fehr stolz.

Simultanschach mit Kindern
Neues Clubmitglied ist der geübte Schachspieler Andreas Poncini, der seit vier Monaten in Seebach wohnt und sich sogleich dem Schachclub angeschlossen hat. Seine Idee ist es nun, einen wöchentlichen Schachtreff für Kinder und Jugendliche ins Leben zu rufen. Der Auftakt dazu ist am 7. Oktober im Pavillon am Katzenbachweg in Seebach. Das Motto dieser Schach-Simultanvorstellung lautet «Einer gegen alle!». Dabei wird Andreas Poncini gleichzeitig gegen alle Teilnehmenden spielen. Anschliessend ab 18 Uhr gibt es einen «Kennenlernen-Apéro» mit den Eltern. Dabei wird Präsident Pascal Fehr den Schachclub Felidae kurz vorstellen und Andreas Poncini hält ein Referat zum Thema «Schach: Eine Denkschule für das Leben». «Mein Ziel ist es, bei den Kindern die Freude am Schach zu erwecken und ihnen zu zeigen, dass Schach auch Spass machen kann.» Im anschliessenden wöchentlichen Schachtreff wird er gemeinsam mit den Kindern spielen, ihnen helfen und Tricks zeigen. «Mein langfristiges Ziel ist es, Kurse für verschiedene Leistungsklassen zu entwickeln und anzubieten. Dabei sollen Kinder und Jugendliche eine tiefe Betrachtungsweise des Spiels bekommen, zu Beispiel bei der Eröffnung. Man kann das nicht einfach lernen, man muss es verstehen.» Geplant seien zwei Kurse für verschiedene Voraussetzungen. «Der eine oder andere Spieler wird sich vielleicht Richtung Leistungsschach entwickeln, die anderen spielen einfach zum Spass. Auch würde er gerne Schach an Zürcher Schulen fördern. «Aber offenbar ist das nicht gefragt. Ich habe schon verschiedene Schulen angeschrieben, aber bisher keine Antworten bekommen.»
Dass Schach auch bei jungen Leuten gut ankomme, habe das letzte Open-Tunier gezeigt: 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren unter 18 Jahre alt. «Schach ist nicht nur ein Völker verbindendes Spiel, es ist auch generationenübergreifend. Unabhängig von Alter oder Sprache sitzt der Sechsjährige dem 70-Jährigen gegenüber und bewundert ihn, und der Ältere gibt noch so gerne sein Wissen weiter.»

Schach-Karriere im Tessin
Andreas Poncini ist im Tessin aufgewachsen und hat sich mit 14 Jahren das Schachspiel autodidaktisch beigebracht. «Mit 17 war ich U21-Juniorenmeister und habe später auf kantonaler Ebene Meisterspiele gespielt», erzählt er. Mit 27 Jahren hat er aufgehört, Turniere zu spielen, weil es mit seinem Beruf als Unternehmensberater nicht zu vereinbaren war. «Man kann nicht arbeiten und gleichzeitig in der Meisterklasse sieben Partien in vier Tagen absolvieren. Das ist sehr anstrengend und keine Erholung nach der Arbeit. Viele gute Schachspieler hören aus diesem Grund irgendwann auf.»

Internet als Konkurrenz zu Clubs
Heute spielt er hauptsächlich Schach im Internet. «Dort bin ich unter den besten hundert in der Schweiz. Auch spiele ich sehr gerne Blindschach, aber leider gibt es sehr wenige Gegenspieler.» Andreas Poncini glaubt, dass immer mehr Leute Schach im Internet spielen anstatt in Clubs. «Das ist schade, denn das Internet ist anonym, der zwischenmenschliche Kontakt geht dabei völlig verloren.»