Öffnungszeiten: Post baut weiter ab

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Die Post öffnet ihre Schalter spät und leert die Briefkästen immer früher. Die Stiftung für Konsumentenschutz läuft auf.   

Die Warteschlange erstreckt sich bis zur Strasse. Dutzende Menschen stehen laut einem Bericht des seit März 2021 aktiven Onlineportals nebelspalter.ch ungeduldig vor der geschlossenen Tür. Es ist ein Werktag und es ist kurz vor 9 Uhr. Die Menschen wollen nicht den neuesten Turnschuh von Roger Federer kaufen, sondern nur ein Paket in der Postfiliale Zürich Enge aufgeben oder wichtige Postgeschäfte erledigen, die man nicht von zu Hause erledigen kann. Bis Ende letzten Jahres machte die gut frequentierte Filiale in der Enge um 7.30 Uhr auf. Die verkürzte Öffnungszeit «basiere auf Kundenbedürfnissen», wie die Post gegenüber nebelspalter.ch schreibt. 

Sihlpost kein Flaggschiff mehr
Bei der Sihlpost ist es nicht anders. Die grösste Poststelle Zürichs, gleich neben dem Hauptbahnhof, öffnete früher ihre riesigen Türen von Montag bis Samstag bereits um 6.30 Uhr. Auch hier spart die Post, beziehungsweise beugt sich jetzt den «Kundenbedürfnissen». Neu macht sie werktags erst um 8 Uhr auf. Am Samstag gar um 10 Uhr. Geschlossen wird samstags und sonntags bereits um 18 Uhr. Dazu passt, dass auch die Briefkastenleerungen früher stattfinden. Am Sechseläuten etwa erfolgte die letzte Leerung bei der Sihlpost schon um 12 Uhr mittags. 
Laut dem «Nebelspalter»-Bericht gibt es noch 878 eigenbetriebene Postfilialen in der Schweiz.  «Stand Ende März 2021», präzisiert die Post, denn jeden Monat werden es weniger. Von diesen Filialen macht keine einzige bereits um 7 Uhr auf, wie eine Recherche des «Nebelspalters» zeigt. 
Dabei müsste die Post ihr Angebot eigentlich ausweiten: 150 000 Kleinpakete wurden 2020 verschickt – pro Tag. Die Post schreibt in ihrem Jahresbericht in diesem Zusammenhang von einem «Paketboom». Die Menge der zugestellten ­Pakete klettert jedes Jahr auf ein neues Rekordhoch. 2020 wurden nochmals 23 Prozent mehr Pakete als im Vorjahr verschickt. 
Die Stiftung für Konsumentenschutz erklärt dazu gegenüber nebelspalter.ch: «Privat- und Geschäftskunden leiden unter den eingeschränkten Öffnungszeiten.» Eigentlich müsste die Post von ­Gesetzes wegen die Bedürfnisse einer möglichst breiten Bevölkerung abdecken, schreibt sie auf Anfrage. Für das, was die Post abliefert, verteilen die Konsumentenschützer die Note «ungenügend».