Museum zeigt experimentierfreudige 3D-Schriften

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Mit der Ausstellung «3D-Schrift am Bau» führt das Museum für Gestaltung im Toni-Areal seine Besucher in die Welt der dreidimensionalen Schriften.

Mit der Ausstellung «3D-Schrift am Bau» führt das Museum für Gestaltung im Toni-Areal seine Besucher in die Welt der dreidimensionalen Schriften.

Elke Baumann

Jede Werbung will uns auf etwas aufmerksam machen, wobei sie uns nur dann eindeutig anspricht, wenn wir sie in Wort und Schrift erfassen. Es gibt die Comic-Schrift, die Wellen-, die gotische, die kyrillische, die Symbol-, die Überkopf-Schrift . . . Für den Werber ist es eine Herausforderung, aus der Vielfalt von ungefähr 10000 existierenden Schriften den passenden Schrifttyp für ein bestimmtes Produkt auszuwählen.

In Beton gegossen

Die Ausstellung konzentriert sich ganz auf die dauerhafte plastische Schrift am Bau und im Raum sowie auf die Signaletik. Für die Signaletik müssen verschiedene Aspekte wie Architektur, Farbenlehre, Design und Psychologie aufeinander abgestimmt werden. Gebäudebeschriftungen und Signaletik-Umsetzungen verlangen technisches Know-how und Fingerspitzengefühl. Dabei wird klassisches Handwerk mit technischem Fortschritt kombiniert.

In den Ausstellungsräumen des Museums präsentieren sich 24 aktuelle internationale Projekte von dreidimensionalen Bau- und Raumbeschriftungen der letzten zwanzig Jahre. Relief- und 3D-Schriften, Schriftskulpturen, Architekturfotografien, Modelle, Dokumente und Videos veranschaulichen den Herstellungsprozess. Eine Musterwand zeigt Buchstaben und Zahlen aus diversen Materialien. Weiter werden neue Drucktechniken für immer vielfältigere Einsatzmöglichkeiten am Bau thematisiert. Gut lesbare Texte sowie iPads und Videos vertiefen das Gezeigte. Die Beschriftung des Toni-Areals war für Bivgrafik GmbH «eine Kunst für sich». Die Hochschule sollte mit menschenhohen dreidimensionalen Buchstaben und Leuchtschrift versehen werden. Die fürs «Areal» eigens entworfene, tagsüber schwarze Aussenschrift am Haupteingang leuchtet nachts weiss. Bivgrafik entwarf ebenfalls die Leuchtschrift an der Fassade Kino/Bar Houdini in der Kalkbreite. Am Tag spielen Licht und Schatten mit den dreidimensionalen Buchstaben, nachts direktes und indirektes Licht.
Der Berliner Künstler Olaf Nicolai hat auf dem Dach des Einkaufszentrums Lochergut eine rechteckige Lichtskulptur installiert. Das komplexe «Kunstwerk» ist aus anderthalb Meter grossen Lichtwürfeln zusammensetzt, die in verschiedenfarbige Quadrate und Rechtecke unterteilt sind. Ein raffiniertes Computerprogramm sorgt dafür, dass diese Quadrate und Rechtecke in immer neuen Farbkompositionen aufleuchten und sich zum Schriftzug Lochergut zusammenfügen.

Aus Holz, Terrakotta, Keramik . . .

Die Ausstellung zeigt beispielsweise Gottessprüche in aufgesetztem Relief für eine als Galerie umgenutzte Kapelle in Lissabon; ein plastisches Schriftgitter mit vergoldeten Buchstaben für einen Gedenkort der Opfer der NS-Militärjustiz; aus massivem Eichenholz die Stockwerknummern eines Betonbaues der neuen Volksschule in Brünnen. Andere Schriftfassaden sind aus Terrakotta, Porzellan, Beton- oder Aluminiumguss. Die Hausnummer 40 für die Alterssiedlung Helene Keller in Stettbach ist 3D-gedruckt aus Keramik und anschliessend glasiert.
Barbara Junod, Kuratorin des Museums, ist eine Schau gelungen, die einem architektonischen Thema viel Raum lässt. Mit der grossen Auswahl an Schriftmodellen lässt sie uns Neues, Unbekanntes entdecken, an dem wir im Alltag meistens achtlos vorbeigehen.

Dauer der Ausstellung bis 14. April. Öffnungszeiten: Di–So, 10–17 Uhr, Mi, 10–20 Uhr. www.museum-gestaltung.ch