Die SBB zeigten beim Bahnhof Wollishofen detailliert auf, wie effizient und schnell sie Fahrleitungssanierungen aus der Luft bewerkstelligen. Einziger Wermutstropfen: Man durfte nicht mitfliegen.
Um die Bevölkerung rund um den Bahnhof Wollishofen für die dort stattfindenden Arbeiten und die entsprechenden Lärmimmissionen zu sensibilisieren, lud die SBB mit einem Schreiben zu einer Besichtigung ein. Gewissermassen zu einem «Tag der offenen Bahnhofstür». Am vergangenen Samstag hatten die Anwohner von 10 bis 14 Uhr Gelegenheit, bei den Arbeiten, die in Zukunft einen möglichst störungsfreien und pünktlichen Bahnbetrieb garantieren, dabei zu sein und so das entsprechende Verständnis dafür aufzubringen. Der Zuschauerbereich war vor Ort signalisiert und abgesperrt. Über das Vorgehen informierten die beiden Projektleiter Christian Marggi und Melanie Weiss und die Kommunikationsleiterin Jasmin Huwyler. Für das leibliche Wohl war ebenso gesorgt, alle Besucher erhielten einen Gutschein für eine Wurst und ein Getränk, einlösbar im Restaurant Sasso.
Anlage von 1920
Die Fahrleitungsanlage, die noch aus den 1920er-Jahren stammt, hat inzwischen das Ende ihrer Lebenszeit erreicht und muss nun vollständig erneuert werden. Das Bauteam ersetzt rund 8 Kilometer Fahrdraht, die Tragseile sowie Masten und Joche (Querträger). Gleichzeitig montieren die SBB 72 neue Fahrleitungsfundamente und bauen 82 alte zurück. Damit die Züge verkehren können, müssen sie permanent mit Strom versorgt werden. Dies geschieht durch das Zusammenspiel des Fahrdrahts der Fahrleitung und dem Stromabnehmer, welche die Lok gegen den Fahrdraht presst. Am Wochenende vom 23. bis 26. Juni war der Bahnhof komplett gesperrt, es wurden Busse für den Personentransport eingesetzt. Auf diese Weise konnten die Montagearbeiten in kürzester Zeit ausgeführt und Provisorien überflüssig gemacht werden. Dadurch reduzierten sich die Lärmimmissionen auf wenige Nächte, und die Kosten des Projekts konnten zur Freude der Steuerzahler/-innen um 25 Prozent gesenkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, kamen für das Entfernen der alten und das Stellen der neuen Fahrleitungswerke abwechselnd ein AS350 Écureuil Helikopter für Lasten bis zu einer Tonne und ein Super Puma, der bis 4,5 Tonnen transportiert, und verschiedene gleisgebundene Spezialfahrzeuge zum Einsatz.
Das Wummern von oben
Die Hubschrauber waren während acht Stunden im Einsatz. Das Wummern war den ganzen Tag zu vernehmen, doch hat es auch die Neugier der Passanten geweckt. Gewisse Arbeiten erledigten selbstfahrende Montagefahrzeuge und ein Schienenkran. Die Kosten von rund 4,65 Millionen Franken werden über die Leitungsvereinbarung der SBB mit dem Bund finanziert. Der Kostenvoranschlag von 6 Millionen Franken konnte durch Effizienz deutlich unterschritten werden. In nur vier Wochen Bauzeit wurden 150 Nachtschichten eingelegt. Die abmontierten Masten wurden in Mulden auf Schienen gesammelt und mussten nicht einzeln abtransportiert werden. Die 150 Mitarbeiter arbeiteten im Dreischichtbetrieb.
Warten auf die Unterführung
Das noch anstehende Projekt im Bahnhof Wollishofen wird voraussichtlich zwischen Juli 2017 bis August 2018 durchgeführt. Der Zugang von der Seite Bahnhofplatz (Verantwortungsbereich SBB) und von der Seeseite (Verantwortungsbereich Stadt) ist heute nicht stufenfrei möglich. Zudem ist das Perron nicht durchgehend genügend hoch. Damit die Reisenden künftig stufenfrei zu den Zügen gelangen, ersetzen die SBB die Treppen teilweise durch Rampen. Die Stadt hingegen baut die seeseitigen Zugänge zur Personenunterführung stufenfrei aus. Die Kosten für dieses Projekt werden rund 6,9 Millionen Franken betragen. (Jeannette Gerber)