In einem mehrmonatigen Mitwirkungsprozess hat die Stadt gemeinsam mit der Quartierbevölkerung und Grundeigentümern ein Leitbild für das Zentrum Affoltern erarbeitet. Es ist eine Grundlage für weitere Planungsschritte. Am Montag wurde es dem Quartier vorgestellt.
Affoltern wächst rasant, aber sein Zentrum ist stehen geblieben. Deshalb ist der Wunsch der Bevölkerung nach einem attraktiven Zentrum rund um den Zehntenhausplatz immer konkreter geworden. In drei Workshops wurde zwischen September 2017 und April 2018 im gemeinsamen Dialog mit der Stadt, der Quartierbevölkerung und den Grundeigentümern ein Leitbild für das neue Zentrum erarbeitet, das am Montag im Kronenhofsaal vorgestellt wurde.
6 Leitsätze definieren Zentrum
Das «Leitbild Zentrumsentwicklung» enthält sechs Leitsätze, welche die Voraussetzung für die Entstehung eines Begegnungsorts mit einer Mischung aus Geschäften, Gewerbe, Dienstleistungen, Wohnen und Freiraum schaffen. «Für die Stadt bildet das Leitbild eine verbindliche Grundlage für die weiteren Planungsschritte», sagte Stadtrat André Odermatt im Anschluss an die Vorstellung des Leitbilds. «Das bedeutet, dass die Stadt Bauzonen anpasst, falls Grundeigentümer im Sinn des Leitbilds bauen wollen. Ein Leitbild ist aber noch kein Projekt.»
Doch wie stellen sich die Planer ein künftiges attraktives Zentrum Affoltern vor? Die Planungsgruppe rund um Projektleiter Simon Diggelmann haben vom Zehntenhausplatz aus vier Achsen festgelegt: Wehntalerstrasse, Zehntenhausstrasse, In Böden und Jonas-Furrer-Strasse.
Die Wehntalerstrasse wird mit einer Baumallee aufgewertet, die bei der künftigen Tramhaltestelle unterbrochen wird. Der Kronenhof wird durch einen Neubau ersetzt mit einem Saal für Bevölkerung und Schule. Grundsätzlich wachsen die neuen Gebäude in die Höhe und nicht in die Länge.
Die Strasse In Böden ist dem Langsamverkehr zugeordnet. Hier entsteht der verkehrsbefreite Zentrumsplatz (ausser Bus) und ein Park mit Verbindung zum Zehntenhaus. Auch hinter dem Restaurant Löwen ist ein Park geplant. In den neuen Häusern gibt es publikumsorientierte Nutzungen.
Die Jonas-Furrer-Strasse ist die Verbindung von Tramhaltestelle, Zentrumsplatz, Bahnhof und Sportanlagen. Auch hier sollen attraktive Häuser mit Erdgeschossnutzungen entstehen. Die Strasse wird mit Bäumen begrünt. Am Ende der Strasse könnte ein Hochhaus entstehen. Eine Bahnhof-Unterführung verbindet das Zentrum mit den Sportanlagen. Der eigentliche Zentrumsplatz liegt entlang dieser Strasse und wird im Bereich In Böden ausgeweitet, sodass es genug Platz gibt, um allenfalls einen Markt zu veranstalten oder ein grosses Zelt aufzustellen.
Die Zehntenhausstrasse mit den historischen Elementen Zehntenhaus und Löwen soll einen breiten landschaftlichen Strassenraum mit vielfältigen Gebäudetypen darstellen.
Pia Meier, Präsidentin des Quartiervereins Affoltern, ist zufrieden mit dem Resultat. «Es ist ein wichtiger Schritt in Richtung Urbanität», sagte sie nach der Präsentation. «Wir wünschen uns, dass wir in die Entwicklung weiter involviert sind.» Auch die Vertreter der Bauherrschaften Migros Pensionskasse und Lück-Stiftung sind mit dem Leitbild zufrieden. «Wir wünschen uns ein attraktives Zentrum und sind bereit, dafür zurückzuweichen und in die Höhe zu wachsen», sagte Thomas Weilenmann von der Migros-Pensionskasse.
Wie geht es weiter?
Basierend auf dem Leitbild werden nun in einer zweiten Phase ab 2019 die rechtlichen Grundlagen geschaffen und die notwendigen Planungsinstrumente erarbeitet. Mit ersten baulichen Umsetzungen ist ab etwa 2022 zu rechnen. Damit das Leitbild nicht in irgendeiner Schublade versandet, ist es auch wichtig, dass gehandelt wird. «Ich wünsche mir, dass die Bauherrschaften ihren Drive behalten», sagte André Odermatt. Sein Rat: «Weiter konstruktiv zusammenarbeiten.»
Fragerunde zum Schluss
Am Ende der Veranstaltungen hatten die Anwesenden Gelegenheit, Fragen zu stellen. Zum einen gaben die gezeigten achtgeschossigen Häuser und Hochhäuser zu reden, welche die vier Grünflächen in Schatten tauchen dürften. «Die Häuser müssen nicht zwingend so aussehen wie auf unseren Plänen», versicherte Projektleiter Simon Diggelmann. Auch das Tram beschäftigt die Quartierbewohnenden nach wie vor. Was ist mit dem Individualverkehr? «Die Wehntalerstrasse bleibt eine Ausfallstrasse, das verlangt der Kanton so», sagte André Odermatt. Aber er versicherte: «Der Dialog zwischen Stadt und Quartier bleibt bestehen. Es gibt eine Orientierung vor grösseren Bauvorhaben.» (kst./Foto: kst.)