Martin Bürki: Ein Jahr ohne Ferien

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«Es war ein tolles, interessantes Jahr»: Dies der Rückblick von Martin Bürki (FDP) auf sein Amtsjahr als Gemeinderatspräsident. Er könnte sich trotz zahlreichen Verpflichtungen vorstellen, weiterzumachen.

Martin Bürki sitzt im Freizeitlook im Restaurant. Es ist Ferienzeit. Doch der Gemeinderatspräsident ist im vergangenen Jahr nie in die Ferien gegangen. «Ich hätte etwas Wichtiges verpassen können.» Dass er durchschnittlich sechs Anlässe pro Woche besuchte, sieht man ihm nicht an. Er strahlt.

Martin Bürki, wie war das vergangene Jahr?
Es war ein tolles und interessantes Jahr. Es ist alles gut gegangen, was nicht selbstverständlich ist. Ich könnte problemlos weitermachen.

Mit Beginn Ihres Amtsjahres haben Sie im Gemeinderat die 20-Sekunden-Regel eingeführt, das heisst, wenn Gemeinderäte länger als 20 Sekunden miteinander reden, müssen sie den Saal verlassen. Hat es geklappt?

Während der Geschäfte ist es im Gemeinderat sicher ruhiger geworden. Ich musste die Regel zeitweise in Erinnerung rufen. Grundsätzlich bin ich aber zufrieden. Die 2. Vizepräsidentin Helen Glaser musste nicht häufig aufstehen und jemanden auffordern, den Saal zu verlassen.

Die Mehrheiten im Gemeinderat sind klar. War es ein langweiliges Jahr?

Nein, langweilig war es nicht. Es gab schon manchmal einen Schlagabtausch, auch bei der Budgetdebatte. Dies kommt übrigens auf der bürgerlichen und auf der linken Seite vor. Ich habe aber die Rednerliste jeweils nach einiger Zeit geschlossen, weshalb es weniger ausuferte als in den Vorjahren.

Hat sich der Ratsbetrieb auch sonst verändert?

Ja, allgemein werden mehr Vorstösse für dringlich erklärt. Das heisst, dass der Rat nicht mehr zu den anderen Geschäften kommt. Das könnte ein Problem für den Ratsbetrieb werden.

Gab es auch kritische Fälle?
Weniger. Die Geschäftsordnung wurde eingehalten. Bei einer Kulturabstimmung hatte ich den Stichentscheid, weil eine Partei falsch abstimmte. Es dauerte aber nicht lange, dann gab es einen Rückkommensantrag.

Zum Gemeinderatspräsidium gehört nicht nur die Leitung des Ratsbetriebs, sondern zahlreiche Repräsentationen.

Ich habe viele spannende Leute getroffen. Ich wurde immer mit offenen Armen empfangen und fühlte mich willkommen.

Was waren die Highlights?
Alle Anlässe waren spannend. Besonders hervorheben möchte ich das Sechseläuten, wo ich Ehrengast der Stadtzunft war. Ebenfalls erwähnenswert ist das Mittagessen mit dem Dalai Lama. Dort herrschte eine ganz besondere Atmosphäre. Ein weiteres Highlight war die Schülerdebatte zum Jubiläum 125 Jahre Eingemeindung.

Wie viele Anlässe standen auf Ihrem Terminkalender?
Durchschnittlich sechs pro Woche.

Der Gemeinderatspräsident ist überparteilich. Hat die FDP trotzdem profitiert?
Ja, ich denke, die FDP hat profitiert. Auch das letzte Präsidiumsjahr der FDP unter Albert Leiser ist noch in guter Erinnerung.

Sie sind noch Quartiervereinspräsident von Wollishofen. Wie sah es da aus?
Da musste ich viel delegieren.

Sie bleiben im Parlament. Ist die Rückkehr zum «gewöhnlichen» Gemeinderat ein Problem?

Der Übergang ist sicher nicht einfach. Ich habe aber interessante Aufgaben im Gemeinderat. Ich bin in der Kommission Büro Gemeinderat und dort Präsident der Subkommission für die neue Geschäftsordnung. Ein wichtiges Geschäft. Zudem werde ich neu in die PUK ERZ gewählt. Eine spannende Sache.

Das Gemeinderatspräsidium gilt als Sprungbrett für weitere politische
Ämter.

So habe ich es immer auch betrachtet. Grundsätzlich interessiert mich Politik nach diesem Jahr noch mehr. Wohin der Weg führt, ist aber noch völlig offen.

Eines Ihrer Projekte ist «Gemeinderäte blicken hinter Kulissen». Wie geht es weiter?
Das Projekt kommt gut an. Auf dem Programm standen unter anderem Street Parade, Spital-Nachtschicht, Tramfahren und Kanalreinigung. Ich werde das Projekt weiterbetreuen. Es ist ein Projekt für alle, soll Informationen vermitteln und Vorurteile abbauen.

Der Aufwand als Gemeinderatspräsident war gross, oder?
Ja, die Leitung der Ratssitzung sieht oft einfach aus, aber man muss immer viele mögliche Varianten vorbereiten. Das ist aufwendig. Wenn man es aber nicht so macht, kann die Debatte leicht aus dem Ruder geraten. Auch hat man als Gemeinderatspräsident keine Redenschreiber wie die Stadträte. (pm.)