Klassik für Fans, Neueinsteiger, Familien und Kinder – das verspricht das erste Klassikfestival Küsnacht. Dahinter stehen die Kulturpreisträgerinnen Sonja und Astrid Leutwyler.
Im September wird Küsnacht zur «Kulturstadt»: Eine Woche vor der ersten Kulturnacht findet das erste Klassikfestival Küsnacht statt. Organisiert wird der dreitägige Anlass von den Berufsmusikerinnen Sonja und Astrid Leutwyler. Die beiden Schwestern haben 2009 den Küsnachter Kulturpreis für ihr musikalisches Schaffen gewonnen. Die Violinistin Astrid Leutwyler war damals 25-jährig, ihre Schwester Sonja, die Mezzosopranistin, 28 Jahre alt. Trotz des noch jungen Alters hatten sie schon 2009 grosse Erfolge gefeiert und sind unter klingenden Dirigentennamen aufgetreten. Heute spielt Astrid Leutwyler im Tonhalle Orchester Zürich, im Zürcher Kammerorchester und im Rundfunkorchester des BR München, während Sonja Leutwyler als Opern- und Konzertsängerin mit namhaften Orchestern und an Festivals auftritt.
«Der Kulturpreis hat uns sehr viel ermöglicht. Nun wollen wir Küsnacht etwas zurückgeben», erzählt Sonja Leutwyler über die Motivation, einen solchen Grossanlass zu organisieren. Mit dem Klassikfestival beabsichtigen die beiden Küsnachterinnen klassische Musik für jedermann, besonders auch für Kinder und Familien, zugänglich zu machen. Dazu werden mit Literatur und Malerei unterschiedliche Anknüpfungspunkte geschaffen. «Wir wollen Vorurteile gegenüber klassischer Musik abbauen und zeigen, dass diese cool sein kann», meint Astrid Leutwyler. Gerade bei kleinen Kindern sei dies noch möglich. Ihre Schwester, die selber eine zweieinhalbjährige Tochter hat, erklärt: «Kinder sind offen für alles und lassen sich unvoreingenommen und spielerisch auf die Musik ein.» Beide Musikerinnen haben bereits Erfahrung mit Produktionen für Kinder. Mezzosopranistin Sonja Leutwyler hat soeben am Opernhaus Zürich und früher im Staatstheater am Gärtnerplatz, wo sie als Solistin engagiert war, oft bei Kinderprojekten mitgearbeitet. Violinistin Astrid Leutwyler hat die Konzeption für die «Krabbel und Nuggi-Konzerte» mit dem Zürcher Kammerorchester gemacht.
Pinselschwingen zu Mozartklängen
Eröffnet wird das Klassikfestival am Freitagabend, 22. September, mit einem Galakonzert, das Highlights aus der Klassik und Opernwelt verspricht. Am Samstag stehen dann zwei Malworkshops für Kinder von 3–6 und 6–10 Jahren auf dem Programm. Während Musik von Mozart live gespielt wird, können sich Kinder unter Anleitung einer Kunstvermittlerin (Kunsthaus Zürich) mit Pinsel und Farbe ausleben.
Am Abend beginnt eine musikalisch- literarische Reise mit dem wohl bekanntesten Komponisten der Klassik. Schauspieler Daniel Rohr trägt Briefe von Wolfgang Amadeus Mozart an seine Frau Constanze vor, begleitet von Kammermusikwerken des Komponisten, interpretiert vom Lumina- Streichquartett, sowie dem Klarinettisten Dimitri Ashkenazy und Sonja Leutwyler. «Wir nehmen das Publikum auf eine Zeitreise mit Mozart mit. Vorgetragen werden Lieder und Arien sowie das berühmte Klarinettenquintett, wovon er in seinen Briefen erzählt », führt letztere aus. Auch am Sonntagmittag wird ein junges Publikum angesprochen. Am Familienkonzert spielen Mitglieder des Orchestra of Europe die Suite «Karneval der Tiere» von Camille Saint-Saëns. Dazu liest der Küsnachter Schauspieler Hans-Peter Fehr aus einer Textfassung von Loriot. Zum musikalischen Abschluss des Festivals steht ein Trio-Abend an: Sonja und Astrid Leutwyler präsentieren zusammen mit dem Pianisten Benjamin Engeli Ausschnitte aus ihrem neuen CDProgramm mit Werken u. a. von Louis Spohr, Johannes Brahms und Richard Strauss, darunter auch ein Auftragswerk des Küsnachter Komponisten und ehemaligen Kulturpreisträgers Martin Wettstein.
Die Eintrittspreise bewegen sich zwischen 10 und 35 Franken, ausser am Galakonzert sind die Preise etwas höher angesetzt. «Wir haben die Ticketpreise möglichst tief gehalten, damit sich jede/r einen Konzertbesuch leisten kann», betont Astrid Leutwyler. Die beiden Schwestern arbeiten unentgeltlich. «Wir sind sozusagen ein Non-Profit-Unternehmen und können Dank der grosszügigen Unterstützung der Gemeinde Küsnacht und weiteren Sponsoren die Unkosten für den dreitägigen Kulturanlass decken. Die zusätzlich engagierten Künstler treten für einen Freundschaftspreis am Klassikfestival Küsnacht auf. Mit dem Klassikfestival und unserem ehrenamtlichen Mitwirken an der Kulturnacht freuen wir uns, einen aktiven Beitrag zum Kulturleben in Küsnacht und Umgebung leisten zu können.»
Strenge Kritikerinnen
Obwohl beide Schwestern in den letzten Jahren sehr häufig unterwegs waren und auf den renommiertesten Bühnen Europas aufgetreten sind, fühlen sie sich mit ihrer Heimatgemeinde sehr verbunden. Sonja wohnt nach mehreren Jahren in München wieder in Erlenbach, Astrid in Zollikon. «Hier wird Qualität sehr geschätzt, das gefällt und bekräftigt uns darin, ein solches Festival ins Leben zu rufen», sagt Sonja Leutwyler.
Ins Schwärmen kommen die beiden auch, wenn sie nach der Zusammenarbeit unter Schwestern gefragt werden. «Wir können uns einfach hundertprozentig aufeinander verlassen und haben dieselben Qualitätsansprüche », sagt die jüngere, und die ältere ergänzt: «Wir sind gegenseitig sehr strenge Kritiker. Astrid würde nie sagen, ich habe gut gesungen, wenn es nicht so ist.» Ausserdem würden sie sich gegenseitig sehr gut ergänzen. Das dies auf der Bühne der Fall ist, konnte man schon mehrfach erleben. Nun wollen sie es auch als Event-Organisatorinnen unter Beweis stellen. (aj.)