Angebote ums Alter sollen in Küsnacht für alle Einkommen offen sein. Das fordert «RotGrünPlus» in einer Einzelinitiative mit Augenmerk auf das sanierungsbedürftige Seniorenheim am See. Der Gemeinderat winkt ab: Konkretes sei dort noch gar nicht geplant.
Das Pflegeheim am See sei ein «Goldstück», sagt Beatrice Rinderknecht, Mit-Koordinatorin der Vereinigung «RotGrünPlus» Küsnacht. Die 69-Jährige befürchtet aber, dass dieses Bijou mit viel Umschwung zu einer exklusiven Residenz für sehr Wohlhabende werden könnte. «Als der Gemeinderat das Alterskonzept im 2014 genehmigte, schloss er das Pflegeheim am See explizit aus.»
Es ist eine Tatsache, dass die Liegenschaft in die Jahre gekommen ist. Zurzeit wird sie nur noch zwischengenutzt von Senioren aus den Nachbargemeinden. «Meine Altersinitiative möchte in der Küsnachter Gemeindeordnung verbindlich festsetzen, dass alle Einrichtungen im Altersbereich – also nicht nur das Pflegeheim am See – im Besitz der Gemeinde bleiben und von ihr betrieben werden», so Rinderknecht. Nach Meinung der Initiatorin gibt es im obersten Segment schon genug Angebote in der Umgebung von Küsnacht. «Und es ist bekannt, dass viele dieser teuren Residenzen Leerbestände haben.»
Ein anderes Argument ist für die engagierte Küsnachterin, dass mit Steuergeldern auf öffentlichem Grund, der allen Einwohnenden gehört, keine exklusive Einrichtung gebaut oder betrieben werden darf. Auch nicht von einem externen Investor, der das Land im Baurecht übernehmen würde. «Dass die Gemeinde die guten Steuerzahler in Küsnacht behalten und neue dazugewinnen will, ist verständlich.» Doch es gehe nicht an, dass eine Gemeinde mit alten Menschen Geld mache.
«Noch keine Projekte geplant»
Auf Anfrage teilt Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) mit, dass die Neuüberbauung des Areals zurzeit kein Thema sei. Zwar steht im Alterskonzept wörtlich: «Der Standort Areal Seniorenheim am See wird für Alterswohnungen mit Service im oberen Ausbaustandard und Preissegment genutzt.» Doch konkret werde das Alterskonzept ja nicht einfach «1:1» umgesetzt. «Ziele müssen priorisiert, mögliche Massnahen formuliert und Kosten berechnet werden. Erst dann werden allenfalls konkrete Projekte geplant, welche in jedem Fall von der Bevölkerung genehmigt werden müssen.»
Vorliegend zeige die der Gemeindeversammlung vorgelegte Investitionsplanung, die bis und mit 2027 reiche, dass auf dem Grundstück des ehemaligen Pflegeheims am See zurzeit keine Projekte geplant seien. Vielmehr stehe die Abteilung Liegenschaften zurzeit in Verhandlung für eine weitere Zwischennutzung des Heims ab 2021.
Auch die SVP und FDP stellen sich hinter den Gemeinderat. «Die Initiative kommt verfrüht», sagt Thomas G. Albert, Präsident der FDP. Erst in eineinhalb Jahren stelle sich die Frage nach einer weiteren Nutzung des heutigen Heims am See. Und nach dem «teuren» Neubau in
Itschnach – der Tägerhalde – bestehe kein Bedürfnis nach mehr Altersresidenzen. Für die SVP braucht es erst ein Jahr nach der neuen Gemeindeordnung nicht bereits wieder eine «Revision». «Was mit dem Pflegeheim am See passieren soll, ist ja noch in der Evaluation des Gemeinderates. Wir sollten abwarten, was genau kommt», sagt Präsident Arnold Reithaar. Mit der Initiative entstünden jetzt lediglich Kosten.
Die GLP will zum jetzigen Zeitpunkt «aufgrund der unklaren Ausgangslage» keine Stellung nehmen. Die Altersversorgung in Küsnacht sei erfolgreich und gut aufgestellt. «Mit Planungshorizont bis 2027 stehen keine konkreten Projekte an, zu denen Stellung genommen werden sollte», so Präsident Philippe Guldin.
Einzig die EVP begrüsst die «Stossrichtung» der Initiative. Präsident André Tapernoux: «Wir finden es richtig, dass die Stimmberechtigten vor Ausarbeitung eines konkreten Projekts zum Seniorenheim am See Stellung nehmen können.» Wichtig sei, dass die Gemeinde trotzdem einen Spielraum erhalte, um sinnvolle Projekte mit Partnern zu verwirklichen. «Deshalb soll der Gemeinderat die Initiative unterstützen oder einen Weg aufzeigen, welcher die Ziele der Initiative verbindlich festlegt.» (Manuela Moser)