Julien möchte seine Chance packen

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Der erst 17-jährige Julien Apothéloz aus Gockhausen erlebt im September seine Feuertaufe: Er startet erstmals am ADAC-TCR-Rennen auf dem Hockenheimring als einer der Jüngsten des Teilnehmerfeldes.

Julien Apothéloz rast sonst mit einem Gokart bis zu 130 km/h und Adrenalin im Blut um die Kurven. Bei unserem heutigen Gespräch ist er aber ganz locker: «Man glaubt es mir kaum, aber eigentlich bin ich ganz ein ruhiger Typ.» Begonnen hat alles, als der damals Neunjährige seinen Vater als Beifahrer auf der Rennstrecke «Anneau du Rhin» im Elsass begleitete. Seine Passion zum Karting, wie der Kartsport im Fachgenre genannt wird, hat er von seinem Vater geerbt, welcher als Hobby Bergrennen gefahren ist. Fortan feierte Julien Apothéloz am Steuer seines Gokarts viele Erfolge: Er räumte viermal den Schweizer-Meister-Titel ab. Zudem nahm er am Rotax-Max-Weltfinale in Portugal teil und vertrat dort, als einziger Pilot in der Kategorie Junioren, die Schweiz. Dieses Jahr bahnt sich ein Wechsel an. Julien Apothéloz könnte mit dem Sieg der «Young Driver Challenge» die Chance haben, bei den grossen Fuss zu fassen und den Sprung von Kartsport zum TCR (Touren Wagen Racing) zu schaffen.

«Young Driver Challenge»
Im Juni dieses Jahres setzte sich Julien Apothéloz mit zwei weiteren Fahrern bei den Sichtungsrennen von «AutoScout24» unter dem Namen «Young Driver Challenge powered by Seat» durch. Auf sieben Kartbahnen in der ganzen Schweiz nahmen über 1000 Rennbegeisterte zwischen 17 und 21 Jahren teil. Für die jeweils fünf schnellsten Rennfahrer, also 35 Fahrer, ging es in die zweite Phase. Aus dieser wurden die Top Ten herauskristallisiert. Schlussendlich wurden aus zehn drei Finalisten, darunter auch Julien Apothéloz. Für die drei Finalisten ging es somit weg vom Gokart und ans Steuer eines 360 PS starken Seat Leon Cupra. Im darauffolgenden Monat – ohne grosse Pause – ging es nach Dijon-Prenois (F), wo der Gockhauser Rennfahrer die nötige Rennlizenz erwerben konnte, um bei den TCR-Rennen in Deutschland teilzunehmen.
Das erste Mal am Steuer eines Tourenwagens zu sitzen, war für Julien Apothéloz schwerer als erwartet: «Es ist alles noch ein bisschen schneller und komplizierter, vor allem das Betätigen der Bremsen fiel mir am Anfang schwer.» Er fügt mit einem Schmunzeln hinzu: «Vielleicht fällt mir dann die Autoprüfung leichter. » Momentan trainiert Julien Apothéloz an einem speziell konzipierten Rennsimulator, bis es am 22. und 23. September so richtig losgeht.

Rennen auf dem Hockenheimring
Der junge Rennfahrer wird sich auf dem Hockenheimring erstmalig bei einem ADAC-TCR-Rennen mit den Besten des Rennsports messen. Die Vorbereitung auf diesen grossen Moment ist genauso wichtig, wie er selber sagt: «Neben dem Rennsport und dem Gymnasium betreibe ich regelmässig Leichtathletik, um die nötige Fitness mitzubringen.» Er wird den Hockenheimring mit all seinen Tücken und Kurven vorher besichtigen und reist deshalb mit seinem Team schon am Donnerstag in Richtung Baden-Württemberg ab. Zuerst wird es jeweils zwei freie Trainings und Qualifyings geben, bis es dann am Wochenende für ihn heisst: volle Konzentration auf die zwei grossen Rennen. Apothéloz wird zwar nervös sein, aber einfach nur mit dabei sein möchte er auch nicht: «Ein Platz im Mittelfeld strebe ich an, das wäre sensationell und würde meine Chancen auf den Gewinn der ‹Young Driver Challenge› in Zürich erhöhen.»

Preisverkündigung in Zürich
Im November dieses Jahres ist für Julien Apothéloz vorerst die letzte grosse Veranstaltung: An der «Auto Car Show» in der Messe Zürich wird einer der drei Finalisten zum Sieger gekürt. Eine ausgewählte Jury der «Young Driver Challenge» bewertet nicht nur die fahrerischen Künste, sondern auch die Medien- und Kommunikationskompetenz der Fahrer. Dem Sieger winkt als Hauptpreis finanzielle und beratende Unterstützung im Wert von 50 000 Franken. Mit dieser Unterstützung, weiteren Sponsoren und eigenem Crowdfunding könnte Julien Apothéloz höchstwahrscheinlich an der kommenden TCR-Rennsaison mitfahren. Für ihn wäre dies die Krönung eines ohnehin schon sportlich erfolgreichen Jahres. (ts.)