«Nimm Platz» lautete die Aktion, die die OJA Offene Jugendarbeit Wollishofen am Wochenende mit Jugendlichen durchführte. Das Ziel war eine generationenübergreifende Diskussion über Jugendliche im öffentlichen Raum. Dazu kam es jedoch nicht, da sich am See fast nur Junge aufhielten.
Gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Quartier organisierte die OJA Offene Jugendarbeit Wollishofen am Wochenende die bewilligte Aktion «Nimm Platz». Während zweier Tage hatten sie dafür ein Wohnzimmer auf dem Savera-Areal am See installiert. Ein improvisierter Salon im Freien, wobei neben dem aufblasbaren Sofa die obligate Ständerlampe nicht fehlen durfte. Gut sichtbar neben dem GZ am See, von einem Baldachin geschützt und mit einer OJA-Beach-Flagge versehen.
Das Ziel war, eine generationenübergreifende Diskussion zum Thema Jugendliche im öffentlichen Raum zu entfachen. Zudem sollte ein Raum für Jugendliche entstehen, wo sie ihre Interessen in der Öffentlichkeit vertreten können. «Denn der öffentliche Raum gehört allen, ist quasi Freiraum. Und Freiräume sind Bildungsräume», äusserte Flavio Uhlig, der zusammen mit Dina Bucher die Leitung dieser Aktion übernommen hatte. Beide sind ausgebildete Sozialarbeiter.
Die Aktion «Nimm Platz» findet in Zusammenarbeit mit dem Dachverband der offenen, verbandlichen und kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit des Kantons Zürich statt. Während einer Woche (noch bis 25. Juni) gab und gibt es im ganzen Kanton in verschiedenen Städten und Dörfern ähnliche Aktionen. Der Grundgedanke dazu war, den Kindern und Jugendlichen öffentliche Räume zuzugestehen, wo sie kreativ und selbstbestimmt wichtige Erfahrungen bezüglich ihrer Möglichkeiten und Grenzen machen können. Wenn sie diese Räume mit anderen Menschen teilen müssen, komme es oft zu Konflikten und Kontrollen, die dann zu verstärkten Reglementierungen führen. Was wiederum die Entwicklung der Eigenverantwortung hemme.
«Als Gruppe oft weggeschickt»
Im aufgestellten «Wohnzimmer» haben sich einige Jugendliche zum Grillen und Chillen, zum Diskutieren, zum Musikhören, für Brettspiele oder einfach zum Abhängen oder für einen Sprung ins kühle Nass des nahen Zürichsees eingefunden.
Nach dem Problem mit den Freiräumen gefragt, meinte die Jugendliche Eli stellvertretend für die Anwesenden: «Wenn wir irgendwo in einer Gruppe auftreten, werden wir sofort zurechtgewiesen und oft weggeschickt.» Auf die Frage, wo das ihnen passiert sei, antwortete sie: «Zum Beispiel am Limmatplatz und auf der Europaallee.» Nun, dank Coronalockerungen, nach der langen Durstphase, wo sie zu Hause rumhängen mussten, würden sie sich gerne draussen in ihren Gruppen vergnügen. Sie müssten sich jedoch mit vielen Verboten und Einschränkungen auseinandersetzen. Und für so manches brauche es Bewilligungen, klagte sie. Sie wünschten sich einfach einen Raum ohne elterliche Kontrolle und ohne offizielle Aufsicht. Einen Platz, wo sie ohne Einmischung der Erwachsenen selbstbestimmt und in Eigenverantwortung die Freizeit geniessen können.
Vorwiegend junges Publikum
Um die Aufmerksamkeit für ihr Anliegen zu wecken, verteilten die Jugendlichen Informationsflyer. Ab und zu kamen Badegäste, um sich nach der Idee des Wohnraums zu erkundigen. Vielleicht war es einfach zu heiss für hitzige Diskussionen, vielleicht war der Platz am See nicht der geeignetste, um verschiedene Generationen anzusprechen, da es sich beim Publikum auf der Savera-Wiese vorwiegend um Jugendliche und junge Erwachsene handelte. Von generationenübergreifend konnte also nicht die Rede sein. Jedenfalls nicht während des Aufenthalts der «Zürich 2»-Mitarbeiterin. Obwohl das Ziel dieser Aktion eigentlich war, durch einen Dialog für mehr Verständnis zu werben zwischen den Generationen.
Zu diesem Einwand äusserte sich nach dem Anlass die Stellenleiterin von OJA Wollishofen, Roxana Muresan: «Wir hatten ursprünglich den Event auf dem Wollishoferplatz geplant, doch gab es grosse Schwierigkeiten mit der Stromversorgung und der Bewilligung für Musik mit Lautsprechern.»