Im Zentrum steht die berührende Geschichte von Lucia Joyce, der vielseitig künstlerisch begabten Tochter des berühmten Vaters, bei der mit Mitte zwanzig Schizophrenie diagnostiziert wurde. Auch Joyces Literatur wurde von zeitgenössischen Kritikern immer wieder pathologisiert, namentlich C.G. Jung analysierte den Ulysses fast wie einen Patienten. «Ein dünnes Blatt trennt ihn vom Wahnsinn», sagte Joyce über seinen Roman – eine Bestätigung der Kritikerinnen und Kritiker?
Wenige Jahre nach der Veröffentlichung des Buchs «Ulysses» – Joyce beschreibt im Ulysses in 18 Episoden einen Tag, den 16. Juni 1904, im Leben des Leopold Bloom, seines Zeichens Anzeigenakquisiteur bei einer Dubliner Tageszeitung; in Anlehnung an Homers Irrfahrten des Odysseus lässt er den Leser an den (Irr-)Gängen seines Protagonisten durch Dublin teilhaben – war auch Lucia Joyce bei Jung auf der Couch. Während dieser eine psychische Ähnlichkeit zwischen Vater und Tochter feststellte, meinte Joyce selbst, «jedes Fünkchen Begabung, das ich habe, ist auf Lucia übergegangen und hat in ihrem Hirn ein Feuer entfacht.» Lucia blieb Joyce eine Inspirationsquelle auch nach Ausbruch der Krankheit, wobei sich James Joyce lange weigerte, die Krankheit seiner Tochter auch als solche zu sehen.
Die vielstimmige Lesung erzählt von den leuchtenden wie auch dunkleren Seiten des Lebens einer talentierten, zunächst erfolgreichen jungen Frau im Paris der 1920er Jahre, von einer engen, schwierigen Vater-Tochter-Beziehung – und lässt manches bewusst offen. Ruth Frehner *
«Ein Feuer in ihrem Hirn», James Joyce und seine Tochter Lucia. Eine Erkundung in mehreren Stimmen. Lesung mit Musik. Theater Rigiblick Zürich: Sonntag, 27. Januar, 18 Uhr. Eine Produktion der Zürcher James Joyce Stiftung
* Ruth Frehner ist Kuratorin der Zürcher James Joyce Stiftung.