Die «Wiener Werkstätte» hatte sogar eine Niederlassung an der Bahnhofstrasse: Mit der Ausstellung «Hodler, Klimt und die Wiener Werkstätte» wirft das Kunsthaus Zürich einen Blick auf die Blütezeit der Wiener Secession und ihren Aussenposten in Zürich.
Einen Steinwurf entfernt vom Hotel Baur au Lac befand sich von 1917 bis 1919 an der Bahnhofstrasse 1 in Zürich die Niederlassung der Wiener Werkstätte «moderner Designgeschichte». Die Wiener Werkstätte, eine Vereinigung bildender Künstler Österreichs, wird 1903 von Gustav Klimt, Maler und Grafiker (1862 bis 1918), Josef Hoffmann, Architekt (1870 bis 1956), Koloman Moser, Maler und Kunsthandwerker (1868 bis 1918) sowie dem Industriellen Fritz Waerndorfer (1868 bis 1939) gegründet.
Ziel der «Wiener Werkstätte» oder «Wiener Secession» war die Erneuerung des Kunstbegriffes auf dem Bereich des Kunstgewerbes. Produziert wurden sowohl Alltagsgegenstände als auch Schmuck, Textilien und Möbel. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es Ende der 1920er-Jahre zum Einbruch der Verkaufszahlen – 1932 war der Bankrott nicht mehr abzuwenden.
Farbe, Erotik und Ornamente
Anhand von rund 180 Werken wirft die Ausstellung «Hodler, Klimt und die Wiener Werkstätte» im Kunsthaus Zürich einen Blick auf einige der kreativen Künstler der Wiener Werkstätte. Gustav Klimt steht wie kein Zweiter für Farbe, Erotik und Ornamente. Dagobert Peche ist der fantasiebegabteste Vertreter der Secession und Leiter der Zürcher Filiale. Er schuf unter anderem Keramik in leuchtenden Farben und filigranen Schmuck. Koloman Moser entwickelt die radikalsten Designs der Zeit. Er und Josef Hoffman liefern den wohlhabenden Kunden und Kundinnen handgefertigte, nach den Prinzipien des Jugendstils gearbeitete alltägliche Gegenstände. In ihren Entwürfen paart sich Einfachheit der Formgebung mit Dekor und Ornament. Franz von Zülow, Maler, Grafiker und Kunsthandwerker, oder Egon Schiele, der in der österreichischen Kunstszene grosse Erfolge feiert, und zu guter Letzt der schon damals wahrgenommene Schweizer Ferdinand Hodler (1853 bis 1918) zählen zu den Künstlern der Wiener Moderne.
Hodler wurde zum Werbeträger
Die Beteiligung Hodlers an der Wiener Secessionsausstellung von 1904 bedeutet seinen internationalen Durchbruch. Zum einen bringt er ihm den lange ersehnten sozialen und finanziellen Erfolg, zum anderen macht ihn der Aufenthalt in Wien mit der Philosophie des Wiener Jugendstils bekannt, und er begegnet namhaften Künstlern. Besonders schätzt er die Bekanntschaft mit Gustav Klimt.
Ende 1913 beziehen Ferdinand und Berthe Hodler in Genf eine herrschaftliche Wohnung. In Erinnerung an ihre Wiener Zeit und die Designwelt der Wiener Werkstätte beauftragt das Paar Josef Hoffmann mit der Gestaltung der Empfangsräume am Quai du Mont-Blanc 29. Der Stararchitekt ändert nicht nur architektonische Details, sondern entwirft auch das gesamte Mobiliar. Dadurch wird die Hodler-Wohnung zu einem wichtigen Werbeträger der Wiener Werkstätte in der Schweiz.
Das Kunsthaus präsentiert zahlreiche von Hoffmann für die hodlersche Wohnung entworfene Möbel und Gebrauchsgegenstände. Es werden zudem herausragende Arbeiten der Secession aus der Zeit der Niederlassung in Zürich gezeigt: Darunter natürlich Dagobert Peche, der trotz Einschränkungen des Ersten Weltkriegs in Zürich seinen kreativen Fantasien nachgehen konnte. Ob berühmte Gemälde von Hodler und Klimt, Kunsthandwerk von Moser, Stoffbahnen und -kreationen von Peche und Zülow, Entwürfe, Fotografien und Dokumente oder Abendschuhe von Edith Schiele – der Rundgang durch die Räume zeigt Perlen der Designgeschichte des 20. Jahrhunderts. Ein Katalog zur Ausstellung ist im Museumsshop oder im Buchhandel erhältlich.
Ausstellung bis 29. August: www.kunsthaus.ch