Im Quartiertreff Zehntenhaus sind zurzeit Fotos von Graffiti vom ehemaligen Fabrikgelände der CeCe-Graphitwerke zu sehen. Zudem ist ein Werk von One truth ausgestellt. Diese sprayten auch auf dem CeCe-Areal.
Am Baugitter vor dem Quartiertreff Zehntenhaus hat es zurzeit ein einmaliges Graffito. Es ist ein gemeinsames Werk von David Meury von der OJA und von Michi Senn von One truth. Dieses entstand vergangenen Freitag nach einem vom Quartierverein Affoltern organisierten Podium mit den beiden oben erwähnten Personen sowie Roger Suter, ehemaligem Redaktor «Zürich Nord», und Priska Rast, Graffiti-Beauftragte der Stadt Zürich. Thema war eine Ausstellung von Fotos von Graffiti vom Areal der ehemaligen CeCe-Graphitwerke.
Sich ausleben
Der Betrieb der CeCe-Graphitwerke war um 1990 eingestellt worden. Bis 2005 lag das Areal brach. Dies war eine gute Gelegenheit für Sprayer, sich an diesem Ort auszuleben. «Wir waren mehrfach auf dem Areal», erinnerte sich Michi Senn. Es sei ein guter Ort gewesen, sich auszuleben. Es hätten sich neben den Sprayern aber auch zahlreiche andere Leute dort aufgehalten, wie Drogenkranke und Drogendealer.
Das Areal der CeCe-Graphitwerke war abgesperrt. Doch nicht nur die Fensterscheiben der insgesamt vier Hallen, sondern auch der Zaun ums Areal war teilweise kaputt. So stieg Roger Suter über den Zaun und fotografierte die Graffiti überlappend. Diese Fotos hat er bis heute aufbewahrt. Auch Besucherinnen und Besucher des Podiums der Graffiti-Ausstellung hatten Fotos mitgebracht und zeigten diese stolz den anderen Anwesenden. «Diese Graffiti wurden vor 20 Jahren kreiert», hielt Michi Senn fest. Heute würde man nicht mehr auf diese Art sprayen. Trotzdem hätten die damaligen Graffiti noch keinen besonderen Wert. «Da muss man noch 50 Jahre warten.»
Sprayen erfreut sich auch heute noch grosser Beliebtheit, wie David Meury festhielt. Es gebe verschiedene Orte in der Stadt Zürich, wo Sprayen erlaubt ist, so zum Beispiel am Oberen Letten. «Da der Weg an erlaubte Orte aber für einige Jugendliche zu weit ist, sprayen sie an unerlaubten Stellen», erläuterte David Meury. Die OJA bietet Jugendlichen die Möglichkeit, legal zu sprayen, und klärt sie über die negativen Folgen des illegalen Sprayens auf. «Sprayen ist legal, wenn die Erlaubnis eines Eigentümers von einem potenziellen Objekt eingeholt wird. Wenn dies nicht gemacht wird, ist es illegal und läuft unter Vandalismus statt Kunst», betonte der Jugendarbeiter.
Graffiti schützen vor Graffiti
Auch bei den Graffiti vom CeCe-Areal gibt es einige, die von anderen Sprayern offensichtlich zerstört beziehungsweise übersprayt wurden. Eine Beleidigung für den Sprayer? «Natürlich fühle ich mich betroffen, wenn ein aufwendiges Graffito von mir zerstört wurde», meinte Michi Senn. Aber grundsätzlich gehe es mehr ums Sprayen und weniger um den Erhalt des Werks.
One truth kreiert auch Werke im Auftrag von privaten Eigentümern und der Stadt Zürich, denn Graffiti schützen bekanntlich vor Graffiti. «Nur aus diesem Grund kann Immobilien Zürich solche Aufträge vergeben, denn es gibt dort kein Budget für Kunst», hielt Graffitibeauftragte Priska Rast fest. Am Hochhaus in Neuaffoltern hat es auf beiden Seiten ein Werk von One truth. Kann jeder Hauseigentümer ein Graffito auf die Fassade seines Gebäudes sprayen lassen? «Grundsätzlich ja», erläuterte Priska Rast. Allerdings dürfe ein solches nicht extrem sein. Pia Meier