Wechsel der Heimleitung in der Johann-Heinrich-Ernst-Stiftung. Renata Jäger kümmert sich jetzt im «Zuhause für Männer» um die Geschicke von 24 Bewohnern und 32 Mitarbeitenden.
«Zum Leben gehört mehr als nur Gesundheit, und manchmal brauchen Menschen auch einfach nur Hilfe», sagt Renata Jäger. Sie ist seit Jahresbeginn die neue Heimleiterin in der Johann-Heinrich-Ernst-Stiftung an der Morgentalstrasse 90. Die bisherige Pflegedienstleiterin löste Markus Wyss ab, der diesen Sommer einen neuen Lebensabschnitt im Ausland beginnen möchte.
Für Renata Jäger stehen die 24 männlichen Bewohner im Vordergrund. Sie sollen sich wohlfühlen. Mehr noch: Sie sollen ihren Status und ihre Würde aus dem früheren Leben bewahren können.
Seit bald 100 Jahren
Seit dem 1. März 1922 betreibt die Johann-Heinrich-Ernst-Stiftung ein Zuhause für Männer im Alter. Die erste Liegenschaft an der Rämistrasse musste 1949 der Kantonsschule Rämibühl weichen, die zweite an der Bolleystrasse 1969 dem kantonalen Frauenspital. Seither liegt das Heim an schönster Lage im Grünen neben dem Südwestende des Friedhofs Manegg. Zu Beginn des Jahrtausends wurde das Gebäude von Grund auf saniert und an die Bedürfnisse der Zukunft angepasst. So verfügt das Anwesen heute über eine zeitgemässe Infrastruktur, und jedes der 24 Einzelzimmer hat seine eigene Nasszelle mit Dusche und WC.
Seit gut einem Jahr lebt auch Robert Läubli dort. Der gelernte Koch liebt die Rolling Stones, schätzt Harmonie und verabscheut Ungerechtigkeit. Ein Wohnungsbrand hätte ihn vor drei Jahren schier das Leben gekostet. Er erwachte inmitten von Flammen. Er wollte etwas unternehmen. Im Keller hing doch ein Feuerlöscher. Er eilte hinunter, ihn zu suchen, fand ihn nicht. Wieder in der Wohnung, versuchte er es mit Wasser. Hoffnungslos. Von da an fehlte jede Erinnerung. Robert Läubli erlitt schwerste Verbrennungen. Er lag lange im Koma. Drei Monate war er auf der Intensivstation des Unispitals Zürich, alles eingebunden, auch der Kopf. Nur noch Augen, Mund und Nase blieben frei. Während des halben Jahres im Spital verschwand seine Muskulatur und er musste wieder essen, reden und laufen lernen.
Es war ein beschwerlicher Weg zurück ins Leben. Seine CD-Sammlung war verbrannt, 800 Stück; die Poster, die Eintrittskarten und die Tourneeprogramme der Stones und alles, was er sonst noch so gesammelt hatte. Wohin sollte er nun gehen? Das Feuer hatte auf ewig seine Spuren hinterlassen an Körper und Seele. Er brauchte eine Bleibe, wo er gut aufgehoben war und wo von Zeit zu Zeit jemand nach ihm sah.
Überschaubar und persönlich
In der Johann-Heinrich-Ernst-Stiftung fühlt sich Robert Läubli wohl. Es macht ihm nichts aus, dass hier nur Männer wohnen. Dafür bleibt es überschaubar, persönlich, familiär, und ein jeder ist halt so, wie er ist. Heimleiterin Renata Jäger sagt dazu: «Unsere Bewohner dürfen ihre Vergangenheit mitbringen. Bei uns geht es um das Leben und nicht nur um die Pflege!» (e.)