Eine knappe 5: Digitale Stadtpläne im Test

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An insgesamt 15 Standorten der Stadt Zürich stehen seit Mitte Juni die neuen, digitalen Stadtpläne. Bei diesen können sich Touristen und Einheimische über die Attraktionen der Limmatstadt informieren. Die Lokalinfo hat die brandneuen Citypläne begutachtet und getestet.

Die alten, analogen Stadtpläne aus dem Jahr 2006 mussten ersetzt werden, weil sie mit den Jahren durch die Sonne ausgebleicht wurden. Wie die Stadt Zürich kurz vor den Sommerferien mitteilte, will sie mit den neuen, interaktiven Stadtplänen mit Touchscreen einen weiteren Schritt Richtung Smart City schaffen. Doch so viel ist klar: Zürich gilt nicht als Pionierin für diese moderne Art von Stadtplänen in der Schweiz. In Luzern sind sie schon seit längerer Zeit im Einsatz. Wie
in Zürich werden die digitalen Pläne auch dort von Clear Channel Schweiz AG betrieben. So konnte man sich schon im Vorfeld mit der Stadt Luzern über das Potenzial des Projektes austauschen.

Den Handyakku aufladen
Mit den neuen Cityplänen kann man sich Informationen über die Sehenswürdigkeiten, Museen und Restaurants der Stadt ansehen. Neben dem Stadtplan zeigen die Citypläne auch aktuelle Nachrichten der Stadt Zürich und das Wetter an, zudem verfügen sie über öffentliches WLAN. Falls der Akku des Handys mitten in der Stadt knapp wird, bieten die Pläne auch einen USB-Anschluss zum Aufladen des Smartphones. Ob die Stadtpläne eine Bereicherung für Zürich sind und sich an die Versprechen der Medienmitteilung halten, haben wir untersucht.

Tadelloser Touchscreen
Die Benutzeroberfläche der Pläne ist sehr freundlich. Dank ihrer übersichtlichen Gestaltung sind sie nicht nur für die Generation Z, die mit Smartphones aufgewachsen ist, kinderleicht zu bedienen. Der Touchscreen funktioniert tadellos, sodass man sich sehr schnell über Attraktionen in der Umgebung schlaumachen kann. Durch die gute Auflösung und die angenehme Schriftgrösse ist der Stadtplan auch sehr gut lesbar. Die Citypläne sind zudem weitgehend barrierefrei, denn die Karte und der Text können beliebig nach unten verschoben werden. Auch wegen der vier verfügbaren Sprachen wird niemand von der Bedienung der Pläne ausgeschlossen.
Im Vergleich zu den alten Plänen bieten die neuen Citypläne bei weitem mehr Informationen. Die Liste der Sehenswürdigkeiten und Attraktionen ist schier unendlich lang, sie reicht vom Grossmünster bis zum Schloss Kyburz bei Winterthur. Durch diese Fülle an Inhalt können auch Einheimische noch etwas Neues entdecken. Für Touristen wird es jedoch schwierig, zwischen kleineren Sehenswürdigkeiten und Hauptattraktionen zu unterscheiden. Wer sich hingegen bestens auskennt, der kann historische Karten von Zürich, die bis 1793 zurückreichen, bestaunen und sich bei diesen den Weg zum Lindenhof suchen. Zur Orientierung werden die Routen zu den einzelnen Orten mit Streckenlänge und Dauer für Fussgänger eingezeichnet. Zusätzlich können sich Touristen über Notfallstationen, diplomatische Vertretungen und Verwaltungen sowie öffentliche Toiletten in der Nähe informieren.
Mit der integrierten Suchfunktion kann man auch konkret den Standort von bestimmten Orten wie zum Beispiel einem Spital eruieren. Ergänzend bieten die Citypläne noch ein öffentliches Internet an. Dieses funktioniert im Vergleich zu anderen öffentlichen Netzwerken nach der Anmeldung zuverlässig und schnell.

Newsteil etwas spärlich
Die News-Sektion kommt hingegen etwas spärlich daher, ist aber auch nur eine Zusatzfunktion. Man kann diese Sektion auch durch einen Veranstaltungskalender mit Standortbezug ersetzen wie in Schwamendingen. Dort kümmert sich der Verein Elektronische Infotafeln Schwamendingen um die News und Hinweise. So dient der Cityplan am Schwamendingerplatz auch als Quartierfenster. Wenn das Pilotprojekt erfolgreich verläuft, könnten die Citypläne auch an andere Standorte angepasst werden.

Mehr als ein würdiger Nachfolger
Die digitalen Citypläne sind wegen ihres Umfangs mehr als ein würdiger Nachfolger der analogen Karten. Die Technik ist ebenfalls ausgereift. Der Touchscreen reagiert sehr schnell und die Software ist zuverlässig. Durch die Werbung auf der Rückseite sollten der Stadt keine weiteren Kosten anfallen, dementsprechend finanziert sich das Projekt von selbst. Doch anstatt 50 Kartenstandorte sind es nun nicht mehr als 15. Es wurden viele Stelen ersatzlos gestrichen.
Natürlich können heutzutage viele Informationen über das Handy beschafft werden, trotzdem sind die Citypläne eine gute Alternative zu Diensten wie Google Maps. Man erkennt, dass Einheimische am Inhalt der Pläne mitgewirkt haben. Denn es sind auch kleinere Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps vorhanden, die mit Übersichtstexten beschrieben werden. Aufgrund der übersichtlichen Gestaltung der neuen Pläne und der effizienten Software lassen sich viele Informationen über die Stadt Zürich und ihre Attraktionen schnell finden.

Nutzungsintensität noch unklar
Die Reaktion der Passanten fällt unterschiedlich aus. Einige erfreuten sich an den riesigen Touchscreens und probierten deren Funktionen aus, während ein älterer Herr findet, dass er klassische Pläne aus Papier bevorzuge. Laut Fabian Korn vom zuständigen Amt für Städtebau ist man mit der Nutzung der Anlagen zufrieden. Da die Pläne aber noch neu sind, könne man noch keine genauen Angaben darüber machen.
Interessant werden die eCityplan-Anlagen insbesondere für Touristen sein, die nach Sehenswürdigkeiten, Museen, sportlichen Aktivitäten, Restaurants oder einfach Toiletten suchen. Für diese sind die Pläne durch die Mehrsprachigkeit und die einfache Bedienung sehr zugänglich. Potenzial haben die Stadtpläne wegen der schnellen Aktualisierbarkeit auf jeden Fall, ausserdem kann die Software weiterentwickelt werden. Zudem werden die neuen Stadtpläne bestimmt nie durch die Sonne ausgebleicht werden.