Der Tennisclub Ettenfeld hat nicht nur seinen Namen (ehemals Tennisclub Bührle) geändert. Er hat es auch geschafft, ohne Subventionen und Bankkredite eine topmoderne Vierfachtennishalle zu bauen. Sie besticht durch viel Holz und ein schweizweit noch nie da gewesenes elektronisches Spielanalysesystem.
Für Tennisspielerinnen und -spieler ist Zürich zumindest im Winter und wenn es regnet, ein hartes Pflaster. Öffentlich zugängliche Hallen sind absolute Mangelware, die temporären Tennisballone gewöhnungsbedürftig. Dazu kommt, dass die Hallentennisanlage Vitis in Schlieren voraussichtlich 2023 schliesst. Nun naht Rettung. Bei einem exklusiven Augenschein für diese Zeitung zeigt Ralph Schuster, worauf sich Tennis-Afficionados freuen können. In einigen Wochen stehen den Clubmitgliedern des TC Ettenfeld (ehemals TC Bührle in Seebach) neu vier Aussenplätze und vier Innenplätze zur Verfügung. Das interessiert darum, weil auch Nichtmitglieder die Hallenplätze mieten können. Zu moderaten Preisen zwischen 18 und 52 Franken pro Stunde und zwischen 7 und 23 Uhr. Schuster hofft auf eine 75-prozentige Auslastung.
Für Aufsehen sorgen wird wohl das für eine ganze Tennishalle schweizweit neue elektronische Spielanalysesystem namens Wingfield. Die Spieler registrieren sich einfach und lediglich einmal. Sobald man spielt, registrieren drei Kameras Ballgeschwindigkeit, ob die Bälle out sind oder nicht, die Aufschlagquote, und der Spielstand wird automatisch gezählt. «Wie auf der Profitour», sagt Schuster stolz. Dazu gibts nach Spielende noch einen kurzen Best-of-Film mit speziellen Spielszenen. So kann auch der Hobbyspieler etwas dazulernen, etwa, dass er halt doch nicht in die Knie geht beim Aufschlag. Als Innenbelag ist Teppich mit Granulat vorgesehen, bei den Aussenplätzen kommt der Vier-Jahreszeiten-Belag Swiss Court zum Zug.
Banken sagten alle ab
Doch wie kam es eigentlich zu so einer tollen Sportanlage? Am Anfang stand die Kündigung vor sechs Jahren für die Benutzung der in den 1980er-Jahren extra für den TC Bührle gebaute Tennishalle. Grund: Der Bührle-Konzern wollte das Gelände inklusive Freilufttennis- und -fussballfelder verkaufen. Der Tennisclub bot zwar wacker mit, hatte aber keine Chance. Den Zuspruch für den Meistbietenden bekam die Firma Alfred Müller AG aus Baar. Immerhin erhielt der Tennisclub Ettenfeld die Möglichkeit, im Baurecht eine eigene Tennishalle zu realisieren. Doch die angefragten Banken, so die ZKB, die UBS und die Raiffeisen, winkten bei den Krediten alle ab. Schlussendlich sprang die Alfred Müller AG selber ein.
Bisher 54 000 Franken Miete
Nun ist der TC Ettenfeld Hallenmieter mit Vertrag über 20 Jahre und einer weiteren Option für vier mal fünf Jahre. «So ist alles schöner und besser», freut sich Schuster, der in Zürich-Affoltern aufgewachsen ist und heute in Eglisau wohnt. Er rechnet vor: Heute bezahle man 54 000 Franken Miete für die alte Halle, nachher fünfmal mehr. Das sei aber mit den Platzvermietungen stemmbar, zudem habe man den Mitgliederbeitrag moderat von 350 auf 450 Franken pro Jahr erhöht. Privat hat der TC Ettenfeld übrigens 1,4 Millionen Franken an Vermögen angehäuft und zusätzlich 600 000 Franken an Darlehen hereingeholt, allesamt von Personen aus dem näheren Umfeld. «Ich trete erst zurück, wenn diese Schulden zurückbezahlt sind», lacht Ralph Schuster, der im Aussendienst für eine Baumaterialfirma arbeitet. Sagts und macht sich wieder auf zum nächsten Kunden.
Ein «Unort»: Den Güsel will niemand abholen ...
Wer in Zürich ein Grossprojekt plant, kann etwas erleben. Ralph Schuster schmunzelt und erzählt, dass den Abfall aktuell weder die Müllabfuhr von Opfikon-Glattbrugg noch Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) abholen wollen. Von Opfikon-Glattbrugg heisst es, man würde schon, die Bahnunterführung bei der Stelzenstrasse (Richtung TMC) sei zu niedrig, und via Schaffhauserstrasse und Stadt-Zürich-Gebiet wolle man nicht fahren. ERZ wiederum sagt, man könne nicht Abfall abholen, der auf Nichtstadtzürchergebiet anfalle. Natürlich weiss sich der Tennisclub Ettenfeld zu helfen. Man hat ein Abkommen mit einer Firma an der Stelzenstrasse gegenüber getroffen. Diese befindet sich auf Stadtzürcher Boden – und heisst ... Beyond Gravity, ehemals Ruag, vorher Oerlikon-Contraves. Das sind aber die einzigen Bezugspunkte, die man noch hat zur ehemaligen Firma Bührle, die Firmenbeiträge an den ehemals firmeninternen Tennisclub sind schon vor über 30 Jahren versiegt. (ls.)
Informationen: tcettenfeld.ch/