Die Küsnachterin Jolanda Steiner produziert Schoggimandeln in Handarbeit. Von einem Meister seines Fachs hat sie das Handwerk gelernt und bewahrt es vor dem Verlorengehen.
Ende 2017 ging Jolanda Steiner erstmals mit ihren «Küsnachter Mandelküssen » an die Öffentlichkeit. Mit Erfolg. Doch bis es so weit war und ihr Lehrmeister und Star-Confiseur Karl Fischer befand: «Jetzt kannst du auf den Markt», seien Monate des Lernens vorausgegangen, sagt sie.
Ein dezenter Duft nach Schokolade ist in Steiners Heim allgegenwärtig. Hier produziert sie in ihrer privaten Küche ihre Schoggimandeln in drei Sorten: Milchschoggi, Zartbitter oder schwarzer Schokolade.
Lernen vom Meister
Kommt die gut 60-jährige Steiner ins Erzählen, wird klar: Aus Langeweile hat sie kaum als «Zuckerbäckerin» angefangen. Die innovative Unternehmerin ist selbstständige Personalerin und unterrichtet nebenbei abends an der Kaufmännischen Schule und Baugewerblichen Schule in Zürich.
Um die Küsnachterin geschehen sei es, als sie erstmals die Schoggimandeln vom Erfinder Karl Fischer probierte. Zu diesem Zeitpunkt war der Star-Confiseur längst pensioniert und produzierte noch ab und zu Mandeln für den privaten Bedarf. Die frühere Swissair Flight Attendant wollte lernen, wie man diese köstlichen Mandeln herstellt. Nach einem Probelauf mit dem Meister habe er gemeint: «Ich denke, du hast ein Händchen.» So habe sie ihre Lehrzeit begonnen. «Super kritisch» und streng sei Fischer gewesen, aber auch väterlich nachsichtig, erzählt Steiner. Rückblickend ist sie darüber amüsiert. «Beharrlich, wie ich bin, habe ich nicht aufgegeben, bis ich das Handwerk beherrschte. »
«Rühren, rühren, rühren»
Wie viel Handwerk in den Mandelküssen steckt und wie heikel die Herstellung ist, wird erst richtig bewusst, wenn Steiner den Prozess aufzeigt. «Ich rühre und rühre und rühre in den Töpfen», oft stundenlang – sie streckt einem ihre starken Hände zur Ansicht entgegen. Und fährt fort: «Die Konsistenz muss stimmen, die Schoggimandeln dürfen nicht zu zuckrig werden, die Schokolade darf nicht zu flüssig sein.» Denn knackig geröstet und knusprig karamellisiert sollten sie sein.
Die mit zwölf Schichten edler Couverture umhüllten Mandeln präsentieren sich schliesslich nicht als Unikate. Nein, die eine ist wie die andere: reine Perfektion.
Reine Mund-zu-Mund-Propaganda
Marketing habe sie bewusst nicht betrieben, sondern auf Mund-zu-Mund- Propaganda gesetzt und Beziehungen im persönlichen Kontakt geknüpft. So hätten zu Weihnachten Unternehmen wie die Zürcher Kantonalbank, die Werke am Zürichsee oder Area Sense ihre «Küsnachter Mandelküsse» bestellt für Kunden und Mitarbeitende.
Steiner achtet beim Einkauf aller Zutaten auf Erzeugnisse aus nachhaltiger, umweltfreundlicher und sozial verantwortlicher Produktion. Die Mandeln stammen aus Spanien, den Lieferanten kenne sie persönlich und habe ihn an Ort besucht. Die Schokolade ist von Lindt & Sprüngli. Das Wohl, die Freude der Menschen liege ihr am Herzen. «Fast jeder mag doch Schoggi!» Und deren Freude sei auch ihre Freude.
Zu kaufen sind die Schoggimandeln in ausgesuchten Läden in Küsnacht und in der Region sowie im Shop auf der Website der Produzentin. Reich werde man nicht mit den Mandeln. Schade wäre es, sollte das Handwerk verloren gehen. «Meines Wissens gibt es niemanden mehr, der in der Schweiz dieses Handwerk beherrscht.» So strecke sie jetzt schon ihre Fühler aus, um regionale Partnerschaften aufzubauen. (Elsbeth Stucky)