Die Stadt suchte in Neu-Oerlikon den Dialog mit der Bevölkerung

Erstellt von Pia Meier |
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Der Quartierverein Oerlikon lud zum Dialog mit Stadtrat André Odermatt (SP) über die Weiterentwicklung von Neu-Oerlikon ins Mach-Theater ein. Im Mittelpunkt stand der Schutz industrieller Zeitzeugen.

Die Teilrevision der Sonderbauvorschriften in Neu-Oerlikon sieht vor, dass historische Industriebauten wie die Halle 550 und das historische ABB-Gebäude 87T unter Schutz gestellt werden. Der Quartierverein Oerlikon ist damit nicht zufrieden. Er setzt sich dafür ein, dass auch der letzte Hochkamin bei der Weiterentwicklung des Areals als wichtiges Merkmal bestehen bleibt. Er hat deshalb eine Resolution verfasst (wir berichteten), in welcher er die Teilrevision der Sonderbau­vorschriften ablehnt.

Monika Wicki, Präsidentin Quartierverein Oerlikon, zeigte sich bei der kürzlich durchgeführten Dialogveranstaltung in den Räumen des Mach-Theaters überzeugt, dass es genug Beispiele dafür gebe, dass in den alten Industriebauten attraktive und zweckmässige neue Nutzungen möglich sind, etwa im Kreis 5 und insbesondere im Sulzer-Areal in Winterthur.

Heute könnte man alles abreissen

Stadtrat André Odermatt (SP) ging ausführlich auf die Geschichte Neu-Oerlikons und den Wandel vom Industriestandort zum Stadtteil von Zürich ein. Man habe festgestellt, dass im Norden der Bahngleise seither aber nicht viel gelaufen sei, weshalb es eine Neubeurteilung brauchte. Er führte aus, dass das Amt für Städtebau der Stadt Zürich zusammen mit den Grundeigentümern ABB Immobilien, AXA Leben und Kanton einen Masterplan erarbeitet und eine Teilrevision der Sonderbauvorschriften vorgelegt hatte. Ein Ziel sei der Erhalt der Halle 550 für kulturelle Anlässe gewesen. «Die Halle 550 und das Gebäude 87T stehen nun aber erstmals unter Schutz», führte Odermatt aus. Er betonte mehrfach, dass gemäss den heute geltenden Sonderbauvorschriften aus dem Jahr 1998 alle Industriebauten abgerissen werden könnten, auch die beiden erwähnten. Schon für den Erhalt des Gleises 9 seien Anpassungen notwendig gewesen.

Odermatt erläuterte, dass die Stadt das Areal mit dem Hochkamin in der Grösse von 13 900 Quadratmetern übernehmen werde. Es biete Platz für zirka 250 Wohnungen. Er sehe Möglichkeiten, den Kamin in die neue Siedlung zu integrieren. «Durch unsere Resolution ist der Hochkamin als schützenswertes Objekt in den Gedankenkreis gerückt, und dies soll beim Architekturwettbewerb und bei der Planung mitberücksichtigt werden», freute sich Wicki. «Ob das dann auch so sein wird, gilt es bei Gelegenheit gründlich zu prüfen.» Ziel der Weiterentwicklung von Neu-Oerlikon sei, dichter zu bauen, aber auch mehr Qualität zu erzielen, so Hochbauvorsteher Odermatt weiter. Neben dem erwähnten Erhalt von Industriezeugen sind Massnahmen wie die Vergrösserung des Max-Frisch-Platzes und die Verbreiterung der Fussgängerzone entlang der Therese-Giehse-Strasse geplant. An diesen Orten sind zudem Einkaufsmöglichkeiten und Gastroangebote vorgesehen. Weiter können am Max-Frisch-Platz zwei Hochhäuser gebaut werden, eines mit maximal 80 Metern, das andere mit 54 Metern Gebäudehöhe. Angesprochen auf leer stehende Büroräumlichkeiten beim Bahnhof Oerlikon, wies Odermatt darauf hin, dass die geplanten Büroräumlichkeiten für den Eigenbedarf von AXA und ABB gedacht seien.

Nachverhandlungen gefordert

Weitere Themen waren Klima und Freiräume. Anwesende verlangten, dass die alten Bäume erhalten bleiben. Odermatt versicherte, dass mit der Teilrevision der Sonderbauvorschriften mehr Freiraum entsteht. Ein Oerliker bemängelte die klimatische Situation beim geplanten neuen Sportzentrum und bei den Fussballfeldern. Er forderte im Fall von Neu-Oerlikon Nachverhandlungen mit den Eigentümern. Nachverhandeln sei schwierig, betonte Odermatt. Man habe viel herausgeholt, zum Beispiel bezüglich Mehrwertausgleich, und das Areal habe viel Potenzial. «Ich denke auch, dass die Stadt viel herausgeholt hat. Die Halle 550 kann geschützt werden, was uns so sehr am Herzen liegt», betonte Wicki vom Quartierverein Oerlikon.

Die Teilrevision der Sonderbauvorschriften wurde im Jahr 2018 vom Stadtrat genehmigt. Zurzeit ist das Geschäft in der zuständigen Kommission des Gemeinderats. Wann es im Gemeinderat behandelt wird, ist offen.