Der Verein Aikido Zürich bietet einen Sommerkurs in der traditionsreichen Kampfkunst Aikido an. Die Weiterentwicklung der Persönlichkeit ist dabei das oberste Ziel.
«Aikido ist eine Kampfkunst, die Körper, Seele und Geist verbindet. Es geht um die bewusste Selbstverteidigung, vor allem um die stetige Präsenz und Körperwahrnehmung. Wie verhalte ich mich? Auf welcher Weise gehe ich mit Raum und Zeit um?», sagt der Sensei (Lehrer) und Leiter des Dojo (Übungshalle) Kurt Bartholet. Er schildert die Grundkonzepte der japanischen Kampfkunst: «Jeder Praktizierende erklärt es ein bisschen anders.» Die Kampfkunst ist nicht nur eine Technik, sie ist auch ein rhythmischer, harmonischer und energiegeladener Tanz und eine endlose Reise der Selbstfindung. «Der Weg ist das Ziel», sagt Bartholet, der auch Psychotherapeut ist. «Aber Aikido ist Mittel zum Zweck, es ist ein Werkzeug. Was die Lernende damit machen, entscheiden sie selber.»
Ab dem 14. Juli bietet Sensei Bartholet ein Sommer-Camp an. Der Ursprung des Camps war das Projekt «Training across Borders» aus dem Jahr 2005, dessen Leitgedanke der interkulturelle Austausch zwischen Aikido-Interessierten war. In der aktuellen Form trainieren Kinder mit Erwachsenen. Die gemischten Gruppen üben die Kampfkunst täglich vier Stunden während fünfeinhalb Tagen im Verein Aikido Zürich. Zwar praktizieren die meisten Teilnehmer schon länger, aber Aikido-Anfänger sind auch willkommen. Jeweils am Dienstag und Donnerstag kann man schnuppern.
Hier werden Kinder erzogen
Das Kindertraining gibt es seit 2012 im Dojo. Die Kleinen üben dabei Konzentration, Motorik und Geduld. Sich Disziplin aneignen statt schnelle Befriedigung zu suchen, ist laut Bartholet eine wesentliche Aufgabe im Aikido-Training. Er nennt als Beispiel den eigenen achtjährigen Sohn, der manchmal Fehler begeht und dabei den Clown spielt. Kinder entwickeln oft Rollen und Strategien, um aus einer schwierigen Situation zu kommen. Die Philosophie des Aikido hingegen betont, man solle Klarheit schaffen und bei sich bleiben. Das ist die Essenz des Aikido, denn auf Japanisch heisst «Ai» Harmonie oder Liebe, «Ki» Lebensenergie und «Do» Weg. Hier müssen sich die Kinder auch an die Regeln halten. Zuhause ist das manchmal nicht der Fall, wie Bartholet beobachtet. «Der Medienkonsum beispielsweise wird nicht klar geregelt. Auch familiäre Schwierigkeiten der Kinder sind in deren Bewegungen deutlich erkennbar».
Im Aikido-Training werden Kinder regelrecht erzogen. Doch sie nehmen die Stunden nicht als schwere Aufgabe wahr, sondern als Übung für die Aikido-Prüfung, damit sie zum nächsten Rang aufsteigen und den hart erkämpften Gurt verdienen. Die Lektionen folgen dem gleichen Ritual, bis es zum bewussten und doch automatischen Ablauf kommt: Als Erstes wird die Atmung geübt, dann die Schritte. Grundlegend im Aikido ist das Ausweichen eines Angriffs und die Destabilisierung des Gegners, was intensiv geübt wird. Damit sich die Kämpfer beim Fall auf der Matte nicht verletzen, lernen die Kinder Fall- und Rolltechniken.
Die Übungen werden in passiven und aktiven Stellungen gemacht; das Aufnehmen und Umkehren eines Angriffs ist ein weiterer Bestandteil des Aikido. Obwohl das Verletzen nicht zum Ziel gehört, werden Konfliktsituationen geübt.
Und wenn ein Fehler passiert? «Fehler sind erlaubt», betont Bartholet. Es gehe um Selbstvertrauen und um den Umgang mit Fehlern. «Gewinnen oder Verlieren ist nicht wichtig. Die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit zählt». Ab sechs Jahre kann man schon auf der Tatami stehen. Bis zum zwölften Geburtstag spielen die Kinder unter sich. Ab 13 Jahre dürfen sie mit den Erwachsenen trainieren. Das ermöglicht einen vielfältigen Austausch; der älteste Kämpfer im Dojo Zürichberg ist 73 Jahre alt. (Clara dos S. Buser)
Verein Aikido Zürich, Tobelhofstrasse 21. Tel. 079 473 86 38. info@aikido-zuerich.ch