Die Erneuerungswelle an der Versicherungsmeile hat das Mythenschloss ergriffen: Der stadtbildprägende Bau am Mythenquai liegt in den letzten Zügen. Nun zeigt Swiss Re, wie sein Nachfolger aussehen wird.
Die Vision, die hinter dem Neubauprojekt steckt, nennt sich Campus Mythenquai: Hier an schönster Seelage möchte die Swiss Re ihre rund 3500 Schweizer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammenführen. Nach dem 2017 eingeweihten Glasbau «Next» sei «Lake» nun der letzte wichtige Baustein dazu, hiess es kürzlich an einer Medienpräsentation der Swiss Re.
«Stark am Ort verankert»
Im Gegensatz zu den anderen Swiss-Re-Bauten an der Seefront sieht «Lake» auch öffentliche Nutzungen vor, so etwa ein Restaurant mit Seeterrasse, einen grossen separat zugänglichen Veranstaltungssaal sowie 140 Parkplätze in der Tiefgarage. Das Parkhaus ermöglicht es der Stadt, die heutigen Parkplätze beim Hafen Enge aufzuheben und die Uferpromenade neu zu gestalten. Die architektonische und städtebauliche Einbindung des Projekts sei von Anfang an in enger und «sehr konstruktiver» Begleitung durch die Stadt erfolgt, betonte Christoph Keller, Gesamtprojektleiter Campus Mythenquai. Neben der Eingliederung in Seefront und Campus erfahre das Projekt auch eine «starke Verankerung am Ort», sagte Detlef Schulz vom Zürcher Architekturbüro GFA.
So erhält der neue Baukörper eine ähnliche H-Figur wie das «Mythenschloss». Auch seine gitterartige, neoklassizistisch aufgebaute Fassadenstruktur nimmt Bezug zum Vorgängerbau oder zu anderen Gründerzeit-Gebäuden in der Nachbarschaft. Sogar der roten Farbgebung lässt sich ein historischer Bezug abgewinnen. Schulz erinnerte an traditionelle Häuser in der Fortsetzung der Seefront: angefangen beim Roten Schloss über das «Deloitte» (früher Hauptsitz der Rentenanstalt) bis zur Roten Fabrik.
Das Rot, das die Fassaden des Swiss-Re-Baus prägen wird, ist allerdings kein leuchtendes Backsteinrot, sondern ein gedämpfteres Braunrot wie das riesige Dach des Swiss-Re-Altbaus auf der anderen Seite des blauen Glasbaus. Am Grünspitz, etwas weiter vorne am Mythenquai stadtauswärts, verschafft ein Mock-up einen «physischen» Eindruck des Neubaus. Das in Dimensionen und Materialien originalgetreue Modell zeigt eine Ecke des Gebäudes, das aus vier Untergeschossen, einem dreigeschossigen Sockelbereich und drei Normalgeschossen mit einem Attikageschoss besteht.
Herausforderung Unterbau
Seit der Aufgleisung des Bauprojekts inklusive Testplanung, Richt- und Gestaltungsplan sind bereits etliche Jahre vergangen. Die unterirdische Wegvernetzung mit den anderen Swiss-Re-Bauten am Mythenquai (Glasbau, Altbau und Clubhaus mit Mensa) ist bereits gebaut. Seit diesem Sommer erfolgt nun der aufwendige Rückbau des «Mythenschlosses», der rund 14 Monate in Anspruch nimmt. Vor allem Ab- und Neubau der Untergeschosse seien eine grosse Herausforderung, sagte Keller. «Wir arbeiten dort im See.» Bis die neuen Untergeschosse erstellt sind, wird es gemäss Zeitplan Frühling 2023 werden. So lange immerhin kann aus den Häusern an der Alfred-Escher-Strasse direkt hinter dem Bauareal direkte Seesicht genossen werden. Erst dann strebt «Lake» Stock für Stock in die Höhe. Der Bezug des Neubaus wird voraussichtlich Ende 2025/Anfang 2026 stattfinden.