Die Gemeinde Zollikon hat den Kunstpreis in der Sparte Bildende Kunst der 65-jährigen Fotografin Cécile Wick für ihr Schaffen vergeben. Den Förderpreis erhielt der 33-jährige Fotograf Andrin Winteler.
Eine Strasse führt im Zick-Zack durch die Wüste, der Mittelstreifen wird hervorgehoben und zum Blickfang: So arbeitet Andrin Winteler. Er setzt in seinem aktuellen Werk «Monument» den Menschen und seine Spuren in verfremdete Szenerien. Dabei geht er an Orte wie die amerikanischen National Parks und inszeniert Naturwunder neu. Mit dem Resultat, dass die Sichtweise des Betrachters verändert wird.
Nun wurde der Fotograf für sein Schaffen an der Preisverleihung im Zolliker Gemeindesaal mit dem Förderpreis ausgezeichnet. Andrin Winteler, 1986 in Schaffhausen geboren, studierte nach einer Ausbildung zum Fotografen Kunst und Medien an der Zürcher Hochschule der Künste. Der Künstler lebt und arbeitet in Zürich.
«Wir rufen Sie an!»
Der Zolliker Gemeinderat vergab zusammen mit der Kulturkommission heuer den Kunstpreis für Bildende Kunst und lud am Sonntag zur Feier. Der mit 10 000 Franken dotierte Hauptpreis, der seit 32 Jahren jährlich abwechslungsweise in den Sparten Musik, Komposition, Bildende Kunst und Literatur von der Dr. K. & H. Hintermeister-Gyger Stiftung vergeben wird, geht an die Fotografin Cécile Wick. Gemeindepräsident Sascha Ullmann erläuterte das Auswahlverfahren: «Was viele nicht wissen, man kann sich nicht bewerben. Wir rufen Sie an!»
Mit Markus Stegmann konnte die Kulturkommission eine vielfältige Person gewinnen. In seiner Laudatio für die Zürcher Künstlerin Cécile Wick umriss der Kunsthistoriker den Werdegang der 1954 geborenen Fotografin. Wick gehöre wohl zu den vielseitigsten Kunstschaffenden innerhalb der Schweizer Fotografie. Und es sei nicht ganz einfach, in wenigen Worten dem 35 Jahre währenden künstlerischen Werk gerecht zu werden, meinte er.
«Verdammt unspektakulär» sei ihr Schaffen, meinte der Kunstverständige weiter. Ihre Bilder würden Anlass geben, genau hinzuschauen. Techniken vermischen sich und die Frage stellt sich dem Betrachter: «Was ist Fotografie, was ist Zeichnung?» Die Zürcher Künstlerin Cécile Wick wandte sich nach einem Studium der Kunstgeschichte und der Literatur dem Medium Fotografie zu. Die ehemalige Professorin für Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste erfasst die Welt nicht dokumentarisch. Im Gegenteil, sie nähert sich den Objekten intensiv, bis sich diese aufzulösen scheinen. Sei es der See, der Wald, die Blumen.
Stegmann brachte es auf den Punkt: Es gehöre eine gewisse Langsamkeit des Betrachtens dazu. «Wir sind eingeladen, eine innere Reise zu unternehmen. Es brauche nicht die Sensation.» Wick dankte für die «Lobpreisung» und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass es diesen Kunstpreis noch lange geben werde.
«Du passt in keine Schublade»
Bei der Übergabe des mit 5000 Franken dotierten Förderpreises bevorzugte der Theaterschaffende Lukas Roth eine witzig-poetische Rede. Geehrt fühle er sich, dass Andrin ihn gewählt habe, die Laudatio zu halten. Kennengelernt habe er Andrin als Jugendlichen im Zirkus Chnopf, wo Roth artistischer Leiter war. Schon damals sei ihm der Jugendliche mit dem wachen Blick aufgefallen. Und deckungsgleich sei ihre Meinung, wenn Kunst nicht zu ernst genommen wird. «Du passt in keine Schublade und bist immer noch der Clown von damals im Zirkus Chnopf.» Mit Maki Wiederkehr am Klavier und Pablo Barragán an der Klarinette wurde der Anlass beendet. Die Pianistin ist in Zollikon wohl bekannt, als Musikerin vom Trio Rafale hat sie 2016 den Förderpreis erhalten. (Elsbeth Stucky)