«David gegen Goliath» am Hasenrain

Erstellt von Lisa Maire |
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Der Stadtrat hat eine Teilrevision der Bau- und Zonenordnung (BZO) für das Gebiet Hasenrain in Albisrieden zuhanden des Gemeinderats verabschiedet. Damit ist das endgültige Ende des Schiessplatzbetriebs spätestens 2031 eingeläutet.

Der Schiessplatz Hasenrain liegt in einer Waldlichtung über dem alten Albisrieder Dorfkern. Seit vielen, vielen Jahren wird hier oben geschossen, doch nun kommt das Aus: Der Stadtrat legt für das fast 17 000 Quadratmeter grosse Gebiet einen Umzonungsantrag vor, der auf eine «ökologischere, weniger lärmintensive und zeitgemässe Nutzung» abzielt. Dazu wird die heutige Erholungszone E1 Sport- und Freizeitanlagen zum Teil der Freihaltezone FP Parkanlagen und Plätze und zum Teil der Freihaltezone F ohne Zweck­bestimmung zugewiesen.

Die BZO-Teilrevision trage sowohl dem Erholungsbedürfnis der wachsenden Quartierbevölkerung Rechnung als auch einer besseren Schonung von Natur und Landschaft, heisst es in der Weisung. Die Schiessanlage müsste demnach spätestens Ende 2030, wenn der Mietvertrag mit der Betreiberin ausläuft, schliessen. Für das Schützenhaus ist eine Umnutzung vorgesehen, der Parkplatz soll – mit Ausnahmen für Menschen mit Behinderung und für Anlieferungen – aufgehoben ­werden. Für das Nutzungskonzept unter Federführung von Grün Stadt Zürich ist zu einem späteren Zeitpunkt eine öffentliche Mitwirkung vorgesehen.

Mit seiner Weisung nimmt der Stadtrat einen politischen Auftrag wahr: Mit grosser Mehrheit hatte ihm der Gemeinde­rat im Januar 2020 eine dringliche Motion überwiesen, die für das ­betroffene Gebiet eine Umzonung und ein Konzept für eine niederschwellige ­öffentliche Nutzung forderte.

Schon lange auf der Abschussliste

Für die Schiessplatzbetreiberin, die Schützengesellschaft Züri 9, kommt die Botschaft vom Ende nicht unerwartet. «Rot-Grün hat sich schon lange auf uns eingeschossen», sagt Vereinspräsident Thomas Osbahr. Die erste Salve feuerte der Stadtrat mit der Bekanntgabe seiner neuen Schiessplatzstrategie, die eine Schliessung der städtischen Anlagen in Albisrieden und Schwamendingen, vor allem aufgrund sinkender Schusszahlen beim «Obligatorischen», beinhaltet. Doch der Schützenverein Züri 9 wehrte sich mit einem Übernahmekonzept, das auch die hohen Sanierungskosten (Kugelfang) umfasste. Schliesslich schwenkte der Stadtrat um: Im Herbst 2019 kam ein Mietvertrag mit dem Verein zustande, der 2021 in Kraft trat und bis Ende 2030 verlängerbar ist.

Seinen jüngsten Entscheid zugunsten einer veränderten Nutzung des heutigen Schiessplatzgebiets ab 2031 hat der Stadtrat nun nach einer «differenzierten Interessen­abwägung» getroffen, wie er mitteilt. Angesichts der politischen Mehrheiten im Gemeinderat sieht man beim Schützenverein schwarz für die Zukunft. Die Lage sei «ein wenig wie David gegen Goliath», sieht es der Vereinspräsident. «Unser einziges Glück ist, dass wir nicht so schnell gehen müssen, wie dies die Gegner im Gemeinderat gerne gehabt hätten.»

«Kein ‹Clöwnliverein›»

Frustriert sei man aber vor allem auch, so Osbahr weiter, dass sich bisher niemand bei der Stadt für eine gemeinsame ­Lösungsfindung interessiere. Dazu biete der Verein nämlich durchaus Hand. Ob Begrenzung auf Kleinkaliber oder Öffnung des Schützenhauses auch für Wanderer und Bikerinnen: «Wir wollen auf jeden Fall nach 2030 am Hasenrain etwas machen, kampflos geben wir nicht auf», sagt Osbahr. Schliesslich sei es ja nicht ­irgendein «Clöwnliverein», der sterben solle, sondern ein Verein mit einer 150-jährigen Tradition, der stark im sozialen Quartierleben verankert sei.