Das Wetterjahr 2019 war in Zürich deutlich zu warm. Die Temperaturen bewegten sich während neun von zwölf Monaten auf dem Rekordniveau vom letzten Jahr.
Einzig in den Monaten Januar, April und Mai zog sich die Rekordwärme zurück und machte normal temperierter, respektive teilweise auch unterkühlter Witterung Platz. Das ¾-Rekordjahr 2019 gehört zu den sechs wärmsten in der über 150-jährigen Messreihe der Stadt Zürich. Mit durchschnittlich 10,4 Grad war es am Zürichberg mehr als ein Grad zu warm, verglichen mit der Referenzperiode 1981–2010. Im Direktduell mit dem Wärmerekord aus dem Vorjahr war das Wetterjahr 2019 um 0,7 Grad kühler. Bereits mit dem zweitwärmsten Jahr der Messreihe kann 2019 allerdings schon problemlos mithalten. So waren die Wetterjahre 1994, 2011, 2014 und 2015 allesamt wie 2019 zwischen 10,4 und 10,6 Grad warm in Zürich. Neun der zehn wärmsten Wetterjahre in Zürich wurden seit dem Jahrtausendwechsel 2000 registriert. Sechs dieser zehn wärmsten Jahre traten sogar in den letzten neun Jahren auf. Mit dem abermals sehr warmen Wetterjahr 2019 ging auch die wärmste Dekade (2010–2019) seit Menschengedenken in Zürich zu Ende. Mit einer Durchschnittstemperatur von 10,1 Grad waren die 10er-Jahre um drei Zehntelgrad wärmer als die Nullerjahre, und 0,8 Grad wärmer als die 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Die 80er-Jahre werden bereits um 1,4 Grad überboten. Alle drei Dekaden waren jeweils zuvor die wärmsten seit Messbeginn im Jahr 1864.
Abwechslungsreicher Jahresstart
Das Wetterjahr 2019 startete mit einem insbesondere in den Bergen sehr kalten Januar. In der Höhe erlebte die Schweiz den kältesten Januar sehr mehr als 30 Jahren. Grund dafür waren wiederholte Nordwestlagen, welche kalte und feuchte Schneeluft in Richtung Schweiz schaufelten. Am Alpennordhang gab es entsprechend sehr viel Neuschnee. In den Niederungen und somit auch in Zürich verhinderte der häufig bedeckte Himmel ein kräftiges Auskühlen, sodass sich das Temperaturdefizit stark in Grenzen hielt.
So kalt der Januar in den Bergen war, so warm war der Februar. Lokal war es in den Bergen sogar der wärmste Februar seit Messbeginn. Grund dafür war eine ausgeprägte Südwestströmung, welche im ersten Monatsdrittel die kalte Luft des Vormonats ausräumte. In der Folge legte sich ein kräftiges Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, welches bis Monatsende frühlingshafte Wärme und viel Sonnenschein brachte. Die Nebelarmut im Flachland sorgte für einen der sonnigsten Februarmonate seit Messbeginn Ende des 19. Jahrhunderts. Insgesamt war der Februar in Zürich deutlich zu mild.
Der März 2019 war zweigeteilt. In der ersten Hälfte zogen mild-nasse Winterstürme übers Land, bevor sich in der zweiten Monatshälfte erneut Hochdruckwetter mit viel Sonnenschein und Frühlingswärme breit- machte. Entsprechend war der März in Zürich deutlich zu mild und erinnerte eher schon an den April.
Kalter Mai
Der April machte seinem Namen im Jahr 2019 alle Ehren. Nach Schneefällen zum Monatsstart gab es wechselhaftes Westwindwetter, bevor eine Hochdruckphase warmes Frühlingswetter brachte. Zum Monatsende erlebten die Alpentäler zudem eine lange Föhnphase. Unter dem Strich entsprachen auch die Temperaturen in etwa dem langjährigen Durchschnitt.
Kaum Fortschritte machte in der Folge der Mai. Er war tiefdruckbestimmt und es schneite nochmals bis auf tiefere Lagen. Zwischendurch etablierten sich auch kräftige Westwindströmungen, wie sie Zürich schon im März und April erlebte. Erst im letzten Monatsdrittel brachte ein Hochdruckgebiet die lang ersehnten Sonnenstrahlen in einem sonst sehr trüben und kühlen Mai zurück. Zürich erlebte den kühlsten Mai seit 1991.
Heisser Sommer
Der Start in den Sommer verlief dann problemlos. Der Juni legte einen Blitzstart hin und versorgte die Schweiz mit viel Sonne und Hitze. Im letzten Junidrittel erlebte die Schweiz eine der intensivsten Hitzewellen in der Messgeschichte. In Zürich war der Juni nach 2003 einer der heissesten überhaupt.
Auch der Juli stand im Zeichen der Hitze, welche nur kurzzeitig unterbrochen wurde. Wie im Vormonat baute sich die grösste Hitze im letzten Monatsdrittel auf. Auch die Hitzewelle im Juli 2019 gehörte zu den intensivsten überhaupt in der über 150-jährigen Messgeschichte von Zürich.
Der August konnte nicht mehr mit dem hohen Niveau der Vormonate mithalten. Anders als im Juni und Juli schlichen sich mehr kühle und regnerische Tage ins Monatsprogramm ein. Trotzdem verlief der August grundsätzlich hochsommerlich warm und brachte auch einige Hitzetage.
Von Gold zu Grau
Der Hochsommer wurde mit einigen Kaltfronten im ersten Septemberdrittel beendet. Doch der Spätsommer folgte sogleich. Das zweite Monatsdrittel brachte schönes Spätsommerwetter mit Wärme und viel Sonnenschein. Mit weiteren Kaltfronten im letzten Monatsdrittel setzte der Herbst weitere Markenzeichen. Insgesamt war der September aber zu sonnig und übertemperiert.
Der Oktober 2019 war äussert mild und sonnig. Wenn nicht Hochdruckwetter für goldenes Altweibersommerwetter sorgte, war es die Föhnströmung, welche aus Süden warme Mittelmeerluft heranführte.
Die Südanströmung hielt auch im November 2019 an. Praktisch konstant schaufelten Tiefdruckgebiete feuchte Luft an die Alpensüdseite. Im Norden blieb es zwar meistens trocken, doch graue Wolken verdeckten die Sonne, sodass der November insgesamt sehr sonnenarm, wenn auch mild verlief in Zürich.
Im Dezember 2019 lag die Schweiz häufig in einer lebhaften Westströmung. Stürme brachten milde Atlantikluft in die Schweiz. Dazwischen etablierte sich wie schon im November der Föhn und sorgte für überdurchschnittliche Temperaturen.
2019: Warm und sonnig
Die abermals grosse Wärme prägte das Jahr 2019. Hinzu kamen auch zahlreiche Sonnenstunden. In Zürich waren es knapp 1900 Stunden Sonnenschein. Somit verfehlt das Wetterjahr 2019 nur knapp die Top 10. Noch etwas sonniger war es beispielsweise 2015 und 2018. Deutlich sonniger mit fast 2050 Sonnenstunden war es im Jahr 2003.
Anders als im Vorjahr war die Trockenheit in Zürich kaum mehr ein Thema. Insgesamt schliesst zwar auch das Jahr 2019 mit einem Niederschlagsdefizit ab, doch es ist deutlich geringer als im Vorjahr. Zudem waren die Niederschläge übers Jahr besser verteilt. Es gab kaum Phasen mit langanhaltender Trockenheit. Silvan Rosser