Berühmter Indianerfotograf stellt postum im Nonam aus

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Edward S. Curtis ist einer der berühmtesten Indianerfotografen. Im Nordamerika Native Museum, kurz Nonam, sind viele seiner Fotografien zu sehen – in mehreren Etappen. Curtis’ Werk ist der Inbegriff des stereotypen Indianerbildes. Unsere Vorstellung der indianischen Bevölkerung hat er ebenso geprägt wie die Werke des Schweizer Indianermalers Karl Bodmer oder die Abenteuerromane von Karl May.
So berühmt seine Bilder sein mögen, so wenig bekannt ist die komplexe Geschichte, die seinem Hauptwerk «The North American Indian» zugrunde liegt. Zwischen 1907 und 1930 erschienen, gilt es bis heute als eine der umfassendsten und kostspieligsten dokumentarischen Arbeiten. Es ist geprägt von extremen künstlerischen Ambitionen, bewegt sich zwischen Manipulation und Dokumentation, wird glorifiziert oder aufs Schärfste kritisiert.
Die Fotografieren von Curtis haben nicht nur Stereotype geschaffen, sie haben den Fotografen selbst zum Mythos gemacht.

Widersprüche beleuchten
Die Ausstellung möchte die Bandbreite und Widersprüche von Curtis’ Werk beleuchten. Vor welchem Zeitgeist entstanden diese Bilder und Texte und in welchem Verhältnis stehen sie zur Fotografie, Ethnologie und Politik dieser Zeit? Die Geschichte von «The North American Indian» ist auch eine von interkulturellen Begegnungen zwischen Vertreterinnen und Vertretern der indigenen Bevölkerung, die an diesem Prozess mitwirkten, und der kolonisierenden Siedlergesellschaft, welche die Bilder konsumierten.

Fotogravuren und noch viel mehr
Die originalen Fotogravuren, die in der Ausstellung gezeigt werden, zeugen von der besonderen Qualität, die Curtis’ fotografischem Werk eigen ist. Es werden insgesamt 80 Fotogravuren in vier Etappen zu je 20 Folios und zwei Bände des Gesamtwerks gezeigt (Daten der Wechsel s. u.). Sämtliche Originale sind Leihgaben der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (D), wo John Pierpont Morgan, einer der Hauptfinanciers von Curtis’ Projekt, im Jahr 1856 an der Georgia-Augusta-Universität studierte. Nach seinem Tod erhielt die Bibliothek eine Gesamtausgabe von «The North American Indian» eines der wenigen vollständigen Sets im Besitz einer europäischen Institution.

Bilder wechseln quartalsweise
Es werden insgesamt 80 Fotogravuren in vier Etappen zu je 20 Folios und zwei Bände des Gesamtwerks gezeigt. Die Fotos werden jedes Quartal gewechselt: Quartal 1: 10. Mai bis 21. Juli, Quartal 2: 22. Juli bis 29. September, Quartal 3: 30. September bis 15. Dezember, Quartal 4: 16. Dezember bis 1. März 2020. (zb./pd.)

Sonderausstellung im Nordamerika Native Museum Nonam, Indianer- und Inuit-Kulturen, Seefeldstrasse 317, 8008 Zürich. Mehr Infos unter www.nonam.ch. Die Ausstellung läuft ab Samstag, 11. Mai, bis 1. März 2020.