Aus für blaue Stoffbezüge – VBZ setzen neu auf Leder

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Ab sofort werden in Zürich die Trolley- und Hybridbusse der Verkehrsbetriebe mit braunen Ledersitzen ausgerüstet. Sie ersetzen die klassischen Stoffbezüge im «Züriblau».

«Warum sind Sitzbezüge in den meisten öffentlichen Verkehrsmitteln auf dieser Welt derart unansehnlich», fragte vor einigen Jahren die «Süddeutsche Zeitung». Noch tiefer bohrte «sitzmusterdestodes.com». Die Website listet Hunderte von geschmacklich diskutablen Beispielen auf, darunter auch die Sitzbezüge aus Stoff der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich VBZ. Klassisch im «Züriblau» gehalten, mit eingewobenem Uralt-Logo «VBZ-Züri- Linie», im Volksmund der Form wegen auch «VBZ-Wurst» genannt. Doch jetzt wird alles besser.

Aus europäischen Gerbereien
Die VBZ berichten in ihrem aktuellen Mitarbeitermagazin, dass sie ihre Busse ab sofort «mit Ledersitzen aus- und nachrüsten». Kommen jetzt ultimative «Recaro»-Rennsitze, die jedem Fahrgast ein spezielles Feeling bescheren? Nicht ganz. Gemäss Artikel handelt es sich um unverarbeitetes Leder aus
europäischen Gerbereien. «eLeather» nennt sich das Produkt und ist eine Abkürzung des Lieferanten. Laut Spezifikation ist es ein nachhaltiges Produkt, das aus Lederresten hergestellt wird. Die zurückhaltend gestalteten Sitze kommen fast ohne Verzierungen und Muster – ausser der «VBZ Wurst» in Klein auf jedem zweiten Sitz. Durchaus ein Modell «edel» also. Umgerüstet werden alle Trolleybusse und alle Hybridbusse. Der Zeitplan ist straff: «Die Umrüstung dauert ab sofort bis und mit 2020», so Sprecher Oliver Obergfell. Ebenso sollen alle zukünftig angeschafften Hybrid- und Trolleybusse Sitze mit «eLeather»-Bezug erhalten. Leder statt Stoff. Wie kam man auf den Wechsel? Obergfell: «Anfang 2018 hatten Fahrgäste die Möglichkeit, verschiedene Sitzgelegenheiten in einem Hybridbus zu testen. Die Mehrheit der Zürcherinnen und Zürcher sprach sich für die Variante mit ‹eLeather›-Bezug aus – noch vor den Polster- und Holzsitzen.»
Aber wird auf dieser Unterlage nicht übermässig geschwitzt? Nochmals Obergfell: «Die Themen ‹Schwitzen im Sommer› sowie ‹Kälte im Winter› wurden von den Fahrgästen zwar erwähnt, jedoch erhielten die Sitze mit eLeather-Bezug punkto Schwitzen keine negative Bewertung.» Apropos Umfrage: Eine Umfrage im Rahmen der Tramneubeschaffung zeigte, dass Holzsitze am beliebtesten sind bei den Fahrgästen. Darum werden die kommenden Flexity-Trams – als Ersatz für die Tram-2000 – damit ausgerüstet. «Waren Holzsitze keine Option für die Busse?» – «Nein», so Sprecher Obergfell: Im Gegensatz zu einem schienengeführten Fahrzeug seien die Fliehkräfte in einem Bus bei Kurvenfahrten ausgeprägter, weshalb sich Holzsitze in Bussen nicht wirklich eignen würden. «Bei Vibrationen im Bus, ausgelöst durch Strassenunebenheiten, dämpfen Sitze aus weicheren Materialien zudem besser als Holzsitze», so der Sprecher.

Effiziente und einfache Reinigung
Zu den Kosten wollen sich die VBZ nicht äussern. Nur so viel: Laut Angaben der VBZ rechnet sich die Umstellung für die Stadtkasse, «weil sich Bezüge aus eLeather besonders effizient und einfach reinigen lassen». So reduzieren sich der Zeitaufwand und damit auch die Kosten für die Reinigung». Weil die Umrüstung im Rahmen des normalen Ersatzprozesses erfolge, sei sie weitestgehend kostenneutral. (ls.)