Bei den Wahlen in Küsnacht hat sich gezeigt: Die Bevölkerung will den Gemeinderat verjüngen. Sie schätzt, dass zwei Frauen im Gremium sitzen.Und sie will mit Markus Ernst Konstanz, aber mit Urs Esposito doch auch einen Andersdenkenden Parteilosen im Gemeinderat wissen.
Die Ausgangslage war spannend, wurde doch nicht nur Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) von einem Polit-Newcomer Urs Esposito (parteilos) herausgefordert, sondern wollten auch gleich sieben Neue zusammen mit sechs Bisherigen in den siebenköpfigen Gemeinderat einziehen. Nun sind am Sonntag die Würfel gefallen. Der bald 50-jährige Markus Ernst kann sich als Gemeindepräsident nach neun Jahren im Amt und sieben weiteren als Gemeinderat für eine nächste Periode halten und erzielt das drittbeste Wahlresulat. Sein Herausforderer Urs Esposito schaffte es mit dem fünftbesten Resultat ins Gremium, wenn auch nicht an die Spitze. Pia Guggenbühl (FDP) machte das beste Ergebnis für ihre zweite Amtsperiode, gefolgt vom zweiten weiblichen Exekutivmitglied, Susanna Schubiger (GLP). Bestgewählter Neuer ist der 36-jährige Adrian von Burg (SVP) auf dem vierten Gesamtplatz, der bestimmt vom Vernetzungs- und Bekanntheitsbonus im Dorf profitieren konnte – als Urküsnachter und Sohn des Dorfbäckers –, aber dafür weniger von der Beliebtheit seiner Partei.
Abwahl für Erb und Schneider
Denn beide SVP-Kollegen des gewählten von Burg mussten eine bittere Niederlage einstecken und wurden abgewählt: Ueli Erb nach nur einer Amtsperiode – er erreichte zwar das absolute Mehr, schied aber als überzählig aus –, und Martin Schneider, der bereits mehrere Jahre im Gremium sitzt – zuletzt als Finanzvorstand – und lange Zeit als Präsident des Gewerbevereins wirkte. Die beiden Männer im Pensionsalter – auch dies eine Gemeinsamkeit nebst der Parteizugehörigkeit – mussten einem anderen jungen Politneuling, Gauthier Rüegg (FDP, Jahrgang 1990), Platz machen. Wie von Burg weist dieser aber bereits Kommissionserfahrung auf. «Kein Kommentar», meinte Bauvorsteher Ueli Erb auf seine Abwahl. Ironie des Schicksals: Vor vier Jahren hatte Erb den damals erstmalig kandidierenden Urs Esposito um ein paar wenige Stimmen überholt. Auch Esposito hatte damals das absolute Mehr erreicht. Der abgewählte Martin Schneider war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Man hört, dass ihm sein fortgeschrittenes Alter in die Quere gekommen sei.
Bei Urs Esposito kam erst wenig Freude auf, als er das Resultat der Abstimmung erfuhr. «Ich war ursprünglich angetreten, um die Vormacht der FDP anzugreifen, und habe mir auch Chancen erhofft, als Sprengkandidat den Präsidenten aus dem Amt zu hieven.» Die Enttäuschung, dass beides nicht gelungen ist, war am Wahltag grösser als die Freude über das Gemeinderatsamt. «Sicher war es auch etwas naiv, zu denken, dass ohne Erfahrung im Gemeinderat eine Wahl zum Gemeindepräsidenten möglich sei.» Wenn bei der Ressortverteilung aber alles gut laufe, so Esposito weiter, dann könnte er zumindest Bauvorstand werden. «Was gemäss Anciennitätsprinzip, Wahlresultat und beruflicher Erfahrung eigentlich sinnfällig wäre.» Wer welches Ressorts erhält, stellt sich schliesslich an der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats heraus. Sie findet am 6. Juli statt.
Markus Ernst zufrieden
Gemeindepräsident Markus Ernst freut sich über seine Bestätigung. «Ich danke den Wählern für ihr Vertrauen in meine Arbeit und hoffe, dass all jene, die mir während des Wahlkampfs undemokratisches Verhalten vorgeworfen haben, meine demokratische Wahl mit dem drittbesten Ergebnis zur Kenntnis nehmen.» Das politische Klima fand er in letzter Zeit «schwierig», er hofft nun nach den Wahlen auf einen «konstruktiven Neuanfang», auch mit der SVP. Damit meint er aber nicht die Exekutivpolitiker auf lokaler Ebene, sondern die oppositionelle SVP, welche die gute Arbeit ihrer Behördenmitglieder zeitweise torpediert habe. Dass zwei gestandene Bisherige – Erb und Schneider – gehen müssen, bedauert er. «Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet und sind trotzdem abgewählt worden. Das dürfte für alle, die sich politisch engagieren möchten, kein besonders motivierendes Signal sein.» Dass schliesslich mit Urs Esposito ein «Revoluzzer» ins Gremium einzieht, ist für Ernst kein Problem. «Herr Esposito ist schliesslich demokratisch gewählt worden. Und im Gemeinderat muss man sich an die Fakten halten und sich mit den gesetzlichen Grundlagen abfinden, anders als im Wahlkampf.» Offen bleibt der siebte Sitz im Gemeinderat. Klemens Empting und Christina Zürcher müssen sich fürs Schulpräsidium einer zweiten Wahl stellen.