Wie ein Berner die Geschichtevon Küsnacht erhalten will

Erstellt von Dennis Baumann |
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Walther Fuchs ist der neue Präsident des Vereins Ortsgeschichte Küsnacht. Als gebürtiger Berner und Nachfolger von Alfred Egli steht er unter hohem Erwartungsdruck, doch davon lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. 

Es sind grosse Fussstapfen, die er auszufüllen hat. Das Ableben Alfred Eglis, bekannt als Küsnachts «Wächter», Dorfhistoriker und Präsident des Vereins Ortsgeschichte Küsnacht (VOK) und damit Schriftleiter des Jahrheftes, hinterlässt eine schwer zu schliessende Lücke. Ehefrau Renate Egli sprang 2022 interimistisch ein und seit September hat der Verein nun einen passenden Nachfolger gefunden.

Sein Name: Walther Fuchs, geboren und aufgewachsen in der Nähe von Bern, Historiker und Leiter eines eigenen Verlags. Kein Urküsnachter also, sondern ein im Jahr 2009 zugezogener Berner soll nun die Geschichte Küsnachts weiterhin aufrechterhalten. So steht er gleich unter doppelten Druck. 

«Ich sehe dies als eine spannende Herausforderung und freue mich darauf, einen Erinnerungsraum Küsnacht zu schaffen, der von der Küsnachter Bevölkerung, den Autorinnen und Autoren, wie auch vom Vorstand getragen wird. Dabei konzentriere ich mich auf meine eigenen Fähigkeiten und versuche, das Beste aus meinem Talent herauszuholen», sagt Walther Fuchs im Interview. Eine Kopie Alfred Eglis möchte er allerdings nicht werden. Einige neue Ideen für die Produktion und Gestaltung des Jahrheftes konnte Fuchs bereits umsetzen. 

Was einen guten Küsnachter ausmacht

Fuchs ist sich der unausgesprochenen Bedenken bewusst, dass er als Zuzüger das Küsnachter Jahrheft als Schriftleiter übernimmt. Trotz allem geht er mit einem gesunden Selbstvertrauen an die Nachfolge heran und verweist auf ein Zitat des Schweizer Dichters Gottfried Keller: «Wenn ein Ausländer die schweizerische Staatseinrichtung liebt, [...], wenn er in unsre Sitten u Gebräuche freudig eingeht und überhaupt sich einbürgert, so ist er ein so guter Schweizer, als einer, dessen Väter schon bei Sempach gekämpft haben», heisst es aus dem Manifest 1841. 

Dasselbe liesse sich auch auf Küsnacht übertragen, ist Walther Fuchs überzeugt: «Frei nach Gottfried Keller kann jeder, der Küsnacht liebt, sich den hiesigen Bräuchen anpasst und sich in die Gemeinde einbringt und engagiert, ein echter Küsnachter werden.» Zu einem gewissen Grad sieht er den frischen Blick von aussen auch als Vorteil an. 

Nach Küsnacht zog es Walther Fuchs aus privaten und beruflichen Gründen. Einen Bezug zur Gemeinde hatte er bereits zuvor über seine Tante, die seit mehreren Jahrzehnten in der Gemeinde wohnhaft ist.

Sie war es dann auch, die ihn auf das Küsnachter Jahrheft aufmerksam machte. Der Kontakt zu Renate Egli entstand im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der reformierten Kirchenpflege. «Obwohl ich vergleichsweise neu bin, konnte ich mir in dieser Zeit ein solides Netzwerk aufbauen. Denn das Jahrheft lebt letztendlich von den Beiträgen der Küsnachterinnen und Küsnachtern», sagt der 59-Jährige. 

Thema ergibt sich aus Beiträgen

Als promovierter Historiker der Universität Zürich und Verleger ist sein Profil wie zugeschnitten für die Produktion und Gestaltung des Jahrheftes.

Damit bringt er breite Kenntnisse in Kultur, Geschichte, Projektmanagement und Textproduktion mit. Für die letzte Ausgabe hat er zu den drei Rubriken, die das Jahrheft umfasst, schon Texte verfasst: einen Artikel über den Reformator Konrad Schmid, die Küsnachter Jahreschronik 2022 und einen Nachruf. «Durch diese Erfahrungen bin ich bestens auf die Aufgabe vorbereitet», so der neue Vereinspräsident. 

Die Schriftleitung des Jahrheftes ist mit viel Aufwand verbunden und wird Fuchs das ganze Jahr über begleiten. Die grösste Herausforderung sieht er in der Suche nach Autoren und anspruchsvollen Themen zur Geschichte von Küsnacht.

Dabei will er weiterhin auf ein gutes Gleichgewicht achten: «Ausgewogenheit, ob bei der Themenwahl, der Erwähnung von Personen oder bei der Wahl der Bilder ist sehr wichtig. Ich möchte ein Jahrheft schaffen, das sowohl die bisherigen als auch neue Leserinnen und Leser anspricht.» 

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger verzichtet Walther Fuchs auf eine Themenvorgabe für die Autorinnen und Autoren. In erster Linie geht es ihm darum, genügend viele Texte zu interessanten Themen rund um Küsnacht zu sammeln, ob aus der Vergangenheit oder der Gegenwart. Das Thema, der rote Faden des Jahresheftes ergibt sich aus den eingereichten Beiträgen. 

Digitalisierung vorantreiben

Das Format und Layout bleiben weiterhin gleich. Dennoch schweben Fuchs für die nächste Ausgabe schon einige Ideen vor. Einzelne Produktionsschritte will er weiter anpassen. Etwa den Austausch digitaler Daten zwischen Redaktion, Autoren, Druckerei und Vertriebspartner. Statt wie bisher die Texte und Bilder per Mail oder Stick zu übermitteln, steht nun eine Cloud, ein Online-Speicher, für alle Beteiligten zur Verfügung. Weiter kann sich der neue Vereinspräsident vorstellen, das Jahrheft künftig auch als E-Book zur Verfügung zu stellen. Die Printausgabe bleibt aber weiterhin die erste Wahl.