Chris de Burgh rührte das Publikum am vergangenen Samstagabend bei einem Benefizkonzert. Noch emotionaler war allerdings sein Besuch im Küsnachter Flüchtlingsheim Sonnenhof, insbesondere für den irischen Sänger selbst. Ihn verbindet mit der Ukraine eine persönliche Geschichte.
Der Sonnenhof in Küsnacht, ehemaliges Altersheim und heute Unterkunft für Dutzende ukrainische Flüchtlinge, die krank oder körperlich beeinträchtigt sind, ist eine Herzensangelegenheit für den irischen Sänger Chris de Burgh. Bei seinem Besuch am vergangenen Samstag erzählte er den Bewohnerinnen und Bewohnern des Sonnenhofs eine bewegende Geschichte, die sein Engagement für die Ukraine erklärt.
Den Tränen nahe
Es ging um seine Tochter Rosanna Davison, die ihrem Wunsch, Mutter zu werden, erst nachkommen konnte, nachdem sie eine Leihmutter in der Ukraine gefunden hatte. «Nach 15 Fehlgeburten haben die Ärzte ihr gesagt, dass es keinen anderen Weg gibt», erzählt de Burgh, ein Weltstar, trotzdem menschlich und sehr nahbar. Das war vor vier Jahren, noch vor Kriegsausbruch.
Als vor über einem Jahr die russische Invasion begann, wollten de Burgh und seine Tochter die Leihmutter in Sicherheit bringen. «Drei Monate lang hörten wir nichts», erzählte er weiter. «Plötzlich kam ein Lebenszeichen. Die Leihmutter war in einem polnischen Flüchtlingslager untergekommen.»
Danach ging alles ganz schnell. De Burgh setzte alles daran, die Leihmutter und ihre Begleitungen nach Irland zu holen. Nun leben sie in Dublin und sind in Sicherheit. Den Tränen nahe schloss Chris de Burgh die Geschichte mit einem weiteren Happy End ab: Seine Tochter gebar kürzlich zwei gesunde Zwillinge.
Sein Engagement für die ukrainischen Kriegsopfer zeigte de Burgh bereits vergangenes Jahr mit zwei Benefizkonzerten in der bis auf den letzten Platz gefüllten reformierten Kirche Küsnacht. Am vergangenen Samstagabend dasselbe, nur dieses Mal gehen die Einnahmen direkt an den Sonnenhof.
Ein neues Zuhause
Bevor Chris de Burgh seine Geschichte teilte, erklärte Alexander Lüchinger, Initiant der aktuellen Nutzung des Sonnenhofs, wie aus dem ehemaligen Altersheim eine Herberge für ukrainische Flüchtlinge mit Krankheit oder Behinderung wurde. Der Sonnenhof zählt insgesamt 38 krebskranke Kinder und 20 Personen mit körperlicher Beeinträchtigung.
Seinen Anfang genommen hat das Projekt im März 2022, als Küsnacht aus einer ukrainischen Gemeinde angefragt wurde, krebskranke Kinder aufzunehmen, da die Behandlung vor Ort seit Ausbruch des Krieges nicht mehr möglich war. Auf der Suche nach einer passenden Liegenschaft wurde man mit dem Sonnenhof fündig, der zu dieser Zeit leer stand. In nur fünf Tagen gab die Gemeinde grünes Licht für die Umnutzung.
Die Bewohner des Sonnenhofs können seither so lange dort bleiben, wie sie es für nötig befinden, und leben ihren Alltag selbstständig. Finanziert wird das Projekt durch Bund, Gemeinde und Spenden. «Nicht zuletzt lebt der Sonnenhof auch durch das Engagement der freiwilligen Helferinnen und Helfer», sagt Alexander Lüchinger. Mit dem Benefizkonzert hoffen die Verantwortlichen auf weitere Einnahmen. Diese sollten unter anderem in die Psychotherapie fliessen, da diese von der Krankenkasse nicht gedeckt wird.
De Burgh begeistert Publikum
Nach seinem emotionalen Besuch im Sonnenhof ging es am Abend in der reformierten Kirche mit dem Benefizkonzert weiter. Zum ersten Mal spielte er gemeinsam mit den Swiss Gospel Singers deren neue CD «Believe in Christmas» live vor einem Publikum. Die Mischung aus alten Weihnachtsliedern neu arrangiert durch Swiss-Gospel-Singers-Leiter Christer Løvold und den grössten Weihnachtshits von Chris de Burgh riss das Publikum ab der ersten Minute mit. Von «O Come, o Come, Emmanuel» aus dem 18. Jahrhundert über den Klassiker «Carol of the Bells» bis hin zu Chris de Burghs Weihnachtssingles wie «The Bells of Christmas» erzählten die Musikerinnen und Musiker die Weihnachtsgeschichte auf vielfältige Weise.
Tosender Applaus und mehrfache Standing Ovations deuteten nach etwas mehr als einer Stunde auf ein frühes Ende hin, bis Chris de Burgh eine Doppelzugabe spielte. Mit einer Single seines neusten Albums und seinem Evergreen «The Lady in Red» animierte er das Publikum zum Mitsingen und schloss den Konzertabend ab.