Von Raupen zu Schmetterlingen

Erstellt von Rahel Köppel |
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Kürzlich stand ein spezieller Wohnwagen auf dem Pausenplatz der Küsnachter Kantonsschule. Louis Palmer und sein Team besuchten den Ort mit ihrem «Solar Butterfly» und klärten Jugendliche und Interessierte über ihre Arbeit auf.

27 Länder hat der sogenannte Solar Butterfly seit Ende Mai 2022 bereits besucht – und nun macht er in Küsnacht Halt. Auf dem Platz der Kantonsschule steht der solarbetriebene Wohnwagen, der einem Schmetterling ähnelt. Knapp 400 Schü­lerinnen und Schüler werden über das Projekt und die Arbeit des Solarpioniers Louis Palmer aufgeklärt und wenden ihr Wissen gleich bei einem Quiz an. Anlässlich des Besuchs hat auch «Solécole» einen Infostand vorbereitet. Die Solécole ist eine gemeinnützige Genossenschaft, die im Rahmen eines Wahlkurses 2007 von drei Lehrern und sieben Schülern gegründet wurde mit dem Ziel, das Flachdach des Klassentraktes der Kantonsschule Küsnacht mit einer Solaranlage zu belegen. Mittlerweile betreibt die Solécole zwei Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtfläche von 899 Quadratmetern und zählt knapp 500 Genossenschafterinnen und Genossenschafter bestehend aus Schülerschaft, Lehrerpersonen, Ehemaligen und Eltern. Zusätzlich stellte die Firma Microlino zwei Elektroautos zur Verfügung, die man sich anschauen konnte.

1000 Pioniere bis 2025

Der Solar Butterfly ist ein weiteres Projekt des Umweltpioniers Louis Palmer. Der 52-Jährige war der erste Mensch, der die Welt mit einem Elektroauto umrundete. Auch sonst hat er schon bei zahlreichen nachhaltigen Projekten mitgewirkt. Mit dem Solar Butterfly werden nun verschiedenste Länder bereist, wo dann die Bevölkerung über nachhaltige Lösungen gegen den Klimawandel aufgeklärt wird. In jedem Land sucht die Gruppe nach Menschen, die mit ihrer Idee zu einer nachhaltigeren Welt beitragen. Bis jetzt hat sie bereits 120 Klimalösungen beisammen. Nach ihrer Reise, die 2025 ihr Ende nimmt, wird sie in Brasilien 1000 Klimapioniere und ihre Ideen präsentieren. Dort soll anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Pariser Klimakonferenz erneut eine Konferenz betreffend Klimawandel stattfinden. «Wenn die Aufmerksamkeit sowieso schon auf diesen Ort gerichtet ist, können wir unsere Ergebnisse auch gleich dort präsentieren», erklärt Frédéric Michaud, Fundraiser der Gruppe. Er ist drei Monate im Wohnwagen mitgereist. Von dieser Erfahrung spricht er nur positiv. «Es war wirklich hochspannend, neue Kulturen kennen zu lernen. Wir haben viele tolle neue Menschen kennen gelernt», schwärmt er. «Es ist wirklich ein Geben und ein Nehmen.» 

Und warum genau ein Schmetterling? «Der Schmetterling steht für uns als Symbol des Wandels, für die erneuerbare Energie», erklärt Michaud. «Viele Menschen sind noch Raupen – sie verwenden fossile Brennstoffe und sind sich nicht bewusst, was man alles gegen den Klimawandel unternehmen kann.» Zu den Schülerinnen und Schülern, die noch jung sind und lernen, passt die Metapher «Raupe» auch ziemlich gut. «Viele Menschen sollten lernen, ihre Komfortzonen zu verlassen und Neues zu probieren – es ist nämlich gar nicht so schwer.» 

Dies ist ein Ziel des Projektes Solar Butterfly: Den Menschen aufzeigen, dass es gar nicht so schwer ist, nachhaltiger zu leben und etwas Gutes für die Welt zu tun. Gerade bei jungen Menschen empfindet es Michaud als sehr wichtig, sie aufzuklären. «Sie sind die nächste Generation, werden irgendwann unsere Jobs übernehmen und auch neue Jobs anfangen.» Gerade Louis Palmer, der früher einmal Lehrer war, sei dieses Engagement sehr wichtig. Ist es denn überhaupt noch möglich, den Klimawandel aufzuhalten? Michaud ist zuversichtlich. «Wenn wir alle an einem Strang ziehen und etwas verändern, kann es noch klappen», sagt er. «Man muss bei sich selbst anfangen.» 

Die Flügel als Energiequelle

Der Solar Butterfly lässt sich wahrlich blicken: Seine Farben stehen für die Kontinente, und verschiedene bedrohte Tiere zieren ihn. Mit seinen Fühlern und seinem netten Gesicht ist er richtig herzig. «Das funktioniert besonders gut bei den Kindern und Jugendlichen. Damit können wir sie erreichen und es bleibt ­ihnen auch eher», erklärt Michaud lächelnd. Die «Flügel» des Schmetterlings generieren den Solarstrom, mit welchem dann das Elektroauto, das den Wagen zieht, aufgeladen wird, und auch eine kleine Batterie im Innern des Wagens. Diese sorgt für warmes Duschwasser und einen funktionierenden Kochherd. 

Momentan macht der aussergewöhnliche Wohnwagen Winterpause und präsentiert sich bei Vorstellungen in der Schweiz. Diese Monate werden auch genutzt, um das ­Gefährt aufzufrischen: Malarbeiten und kleine Umbauten sind im Gange. Im Juni geht es dann weiter nach Nordamerika. Der Kopf des Ganzen, Louis Palmer, reist selber nicht immer mit. «Er ist meist unser kühler Kopf in der Schweiz, der alles im Blick hat», berichtet Michaud. «Darauf sind wir angewiesen. Wir sind die Astronauten und er Houston.» Ausserdem wolle Palmer nun jüngeren Generationen die Möglichkeit geben, solche Reisen zu erleben.

Mit dem Vormittag in Küsnacht sind die Beteiligten glücklich. «Es waren sehr viele Leute da, und die Energie in der Turnhalle, wo Louis seine Reden hielt, war enorm», erzählt Regina Roos, die im Projekt als Motivatorin fungiert. Auch Christian Arber, Projektleiter Energie und Umwelt bei der Gemeinde Küsnacht, ist mit dem Anlass zufrieden. «Es war super. Ich glaube, auch die Schülerinnen und Schüler hatten sehr viel Freude daran. Sie haben auch gute Fragen gestellt.» Die Gemeinde habe vielleicht manchmal ein etwas verstaubtes Image, und es sei schön gewesen, dem entgegenzuwirken. «Wir als Energiestadt Gold möchten bis 2040 klimaneutral sein und auch zeigen, dass wir uns dafür einsetzen», so Arber. «Es war für uns selbstverständlich, dass die Gruppe um Louis Palmer hier die Ideen präsentieren darf und dass wir sie in ihrem Projekt unterstützen.»