Vom ersten Aufschlag zum spannenden Spiel

Erstellt von Lorenz von Meiss |
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Die Mischung aus Tennis und Squash steht schweizweit immer höher im Kurs. Seit einigen Monaten lässt sich die Sportart auch auf dem Aussen-feld der Kunsteisbahn Küsnacht (KEK) spielen. Grund genug, das dynamische, gar nicht so schwierige Spiel selbst einmal auszuprobieren.

Es ist weder Tennis noch Squash. Doch kombiniert die noch junge Sportart Padel Elemente beider Sportarten auf neue Weise. Wie im Tennis trennt ein Netz die beiden Spielhälften voneinander ab, und gleich wie beim Squash begrenzen Seiten- und Rückwände aus Plexiglas das 20 Meter lange und 10 Meter breite Spielfeld. Ein grosser Unterschied zu Tennis und Squash zeigt sich in der Art der Schläger. Bei Tennis und Squash wird mit einem mit Saiten bespannten Schläger gespielt. Die eher plumper wirkenden Kunststoff-schläger beim Padel haben aber keine ­Saiten, sondern Löcher, die den Luftwiderstand verringern sollen.

Doch wieso ist Padel aktuell so im Trend und lockt immer mehr Menschen zum Spiel? Um dies herauszufinden, wage ich mich selbst aufs Spielfeld und möchte in einem Selbstversuch herausfinden, wieso dem so ist. In der Vergangenheit habe ich bereits Tennis und Squash gespielt. Für Tennis konnte ich immer mehr Begeisterung aufbringen. Dies wohl auch, weil sich Tennis unter freiem Himmel spielen lässt und Squash meist in einer Halle praktiziert wird.

Um der Trendsportart Padel auf den Grund zu gehen, treffe ich Stephan Beer der Firma Racketzone. Sie hat den Padelsport auf die KEK in Küsnacht geholt. Seit Anfang Mai kann man dort auf dem Aussenfeld, das in den Wintermonaten zum Schlittschuhlaufen einlädt, auf zwei ­Plätzen Padel spielen: «Wir suchten nach einer geeigneten Fläche für Padelplätze, und die Gemeinde Küsnacht suchte nach einer Sommerlösung für das offene Eisfeld auf der KEK. Bei einem zufälligen Treffen mit Gemeinderat Adrian von Burg kam es zu einem ersten Ideenaustausch. Und schon drei Monate später standen zwei Padelplätze auf der KEK», sagt Stephan Beer.

Für meinen Selbstversuch hat Stephan Beer die Brüder Raphael und Emanuel Ganz gewinnen können. Die Jugendlichen sind in Küsnacht aufgewachsen und spielen in ihrer Freizeit verschiedene Sportarten wie Tennis und Eishockey. Wie für mich ist es auch für die beiden jungen Küsnachter eine Premiere auf einem Padelplatz. Unserem ersten Spiel steht also nichts mehr im Wege, und zu viert betreten wir gespannt das Spielfeld auf der KEK-Aussenfläche.

Platzierte Bälle sind gefragt

Das erste Mal einen Padelschläger in der Hand, bemerke ich, dass dieser sich schwerer anfühlt als ein Tennisschläger und es mit bis zu 390 Gramm tatsächlich auch ist. Bei einem Probeschwung fühle ich beim Padelschläger deutlich mehr Luftwiderstand als bei einem Tennis­racket. Zusätzlich fällt mir eine Schlaufe am Ende des Griffes auf. Diese wird während des Spiels am Handgelenk befestigt und soll verhindern, dass der Schläger am Kopf eines anderen Spielers landet. Denn im Gegensatz zu Tennis stehen die Spieler beim Padel relativ nahe neben­einander. Stephan Beer macht uns mit den Grundregeln des Padelsports vertraut, und vor den ersten Ballwechseln beruhigt er uns noch mit einigen ermutigenden Worten: «Man kommt im Padelsport wirklich schnell rein. Ich habe Spieler gesehen, die nur eine Stunde Spielpraxis hatten und sich schon spannende Duelle mit erfahrenen Spielern lieferten», beruhigt Stephan Beer.

Aufgeschlagen wird mit einem Unterhandschlag, also von unten ausgeführt. Der Spieler lässt den Ball dabei einmal vom Boden aufspringen und schlägt ihn maximal auf Höhe der Hüfte oder darunter übers Kreuz ins gegnerische Feld. Weil dieser Aufschlag im Gegensatz zum Tennis nicht schwierig ist, kommen so schnell einige Ballwechsel zustande, und ich merke, dass es bei der neuen Sportart nicht so auf die Schlagkraft ankommt. Denn egal, wie schnell der Ball über das Netz zischt: Es gibt da immer die Rückwand, die die Stärke des Schlages absorbiert und den Ball zurück ins gegnerische Feld spediert. Nachdem der Ball von der Rückwand abgeprallt ist, darf er den ­Boden jedoch nicht mehr berühren. Stephan Beer und Raphael, die das andere Team bilden, haben also auch bei einem schnellen Ball immer noch genügend Zeit, das Abprallen des Balls an der Rückwand abzuwarten und ihn nach einem Bogenflug direkt wieder zu retournieren. Der beim Tennis oftmals eingesetzte Topspin, den Ball beim Schlag in eine Vorwärtsdrehung zu versetzen, ist beim Padel weniger gefragt.

Es braucht einige Zeit, bis ich meine Erkenntnisse umsetzen kann. Denn viele Bälle landen, nachdem ich zu stark draufhaue, an der Rückwand der gegnerischen Seite und somit im Aus. Ich versuche also, den Ball nicht möglichst stark zurückzuspielen, sondern möglichst so, dass er kurz vor der gegnerischen Rückwand vom Boden abspringt. Dies führt dazu, dass der Ball nach dem Abprallen an der Rückwand weniger lange und näher am Boden fliegt und es für das andere Team schwieriger wird zu retournieren. Übrigens muss der Ball die eigene Spielfläche nicht zuerst berühren, sondern kann, wie beim Tennis beim Volleyschlag, auch direkt abgenommen werden. Ich muss mir also die Rückwand zunutze machen und lernen, lieber platziert zu spielen, anstatt viel Druck auf den Ball zu geben. Beim Umgang mit der Rückwand zeigen sich mir die Parallelen zum Squash. Nach rund einer Stunde können Raphael und ich gegen Stephan und Emanuel gar die ersten Punkte gewinnen, und wir alle erkennen langsam, worauf es beim Padel ankommt.

Immer mehr Padelplätze anzutreffen

Padel wurde in Mexiko erfunden und schwappte dann via Spanien nach Europa über. In Spanien und Skandinavien gilt die Sportart heute bereits als Breitensport. Und auch hierzulande sind Padelplätze je länger, desto mehr anzutreffen. So stehen seit einigen Monaten auch im Sportzentrum Wallisellen vier Padelplätze zur Verfügung. Wie in Küsnacht wurden die Plätze in Wallisellen auf der Kunsteisbahn errichtet und ermöglichen so, die Kunsteisflächen während der warmen Monate anderweitig zu nutzen. Für die Betreiber der Sportanlagen eine willkommene Umnutzung, bleiben die Flächen während der Sommermonate ansonsten leer. Auch der Tennis-Club Opfikon-Glattbrugg plant, auf seiner Anlage zwei Padelplätze zu errichten. Läuft alles nach Plan, kann dort ab April 2025 Padel gespielt werden. Der Aufbau einer Padel­anlage gestaltet sich dabei recht einfach, da die Konstruktion ohne nur eine Schraube im Boden auskommt und die Plexiglaswände ineinandergesteckt werden und so mit relativ geringem Aufwand aufgezogen werden können. In ­Zürich hat es auf der Tennisanlage Sonnenberg am Züriberg schon seit 2017 ­einen Padelplatz.

Nach einer guten Stunde auf dem Padelplatz beenden wir den Selbstversuch bei einem kühlen Getränk. Bei rund 25 Grad Aussentemperatur sind unsere T-Shirts an diesem Juli-Nachmittag durchgeschwitzt, und dies, obwohl beim Padel deutlich weniger gerannt werden muss als beim Tennis. Aber vielleicht ist es gerade das, weshalb sich Padel grosser Beliebtheit erfreut. Durch das kleine Feld und die vier Spieler kommen schnell viele Ballkontakte zustande, was das Spiel lebendig macht. Wo im Tennis stundenlang die richtige Schlägerhaltung und die Grundschläge trainiert werden müssen, setzt Padel keine grossen Trainingsein­heiten voraus. Die Sportart lässt sich schnell erlernen und sorgt so innerhalb kürzester Zeit für viel Spielspass. So geben die beiden jungen Küsnachter Emanuel und Raphael Ganz dem Trendsport gute Noten: «Auch wenn die Schlägerfläche ein wenig grösser sein könnte, benötigt Padel keine grosse Begabung, und es kommt schnell zu spannenden Ballwechseln», sagt Emanuel. Und auch für Raphael Ganz war das gemeinsame Padelspiel eine willkommene Abwechslung zu seinen wöchentlichen Tenniseinheiten, und er kann sich durchaus vorstellen, bald wieder für eine Partie auf die KEK zu kommen. Zeit dafür ist dieses Jahr noch bis Ende September, bevor das Aussenfeld wieder den Schlittschuhlaufenden vorbehalten ist.