Seit Freitag findet in Zürich wieder das Festival «Zürich Tanzt» statt. Daniela Lehmann, die in Küsnacht aufwuchs, ist seit 2018 Co-Leiterin des Tanzfestes. Im Gespräch erzählt sie, weshalb sie ihren Job so liebt und was den Anlass ausmacht.
Das Büro des Teams hinter dem Festival «Zürich Tanzt», das am 3. Mai startet, sieht in etwa so aus, wie man es sich vorstellen würde. Es ist einfach eingerichtet, an der Wand hängen mehrere Festivalplakate, grüne Pflanzen dienen als Dekoration und auf dem Boden verteilt liegt bereits das farbenfrohe Material für die Festival-Mitarbeitenden.
Daniela Lehmann ist Co-Leiterin des Festivals und primär zuständig für das Programm und die Produktion. Bereits zum sechsten Mal organisiert die 40-Jährige den Anlass mit. Eine Aufgabe, die sie erfüllt. «Der Job ist sehr abwechslungsreich, und ‹Zürich Tanzt› eine wichtige Veranstaltung für die Stadt.» Sie schätzt die Zusammenarbeit im kleinen Team, unter anderem mit Co-Leiterin Oona Bannwart. «Einige von uns sind das ganze Jahr über fest angestellt, weitere Teammitglieder kommen ab Januar für die Vorbereitung des Festivals dazu», erzählt Lehmann.
Das ganze Team hat im Sommer eine Pause. Neben ihrer 60 Prozent Jahresarbeitszeit als Co-Leiterin ist Lehmann bei «artFAQ», der Zürcher Plattform für Produktionswissen in der freien Tanz- und Theaterszene als Beraterin tätig. Wenn es die Zeit erlaubt, arbeitet sie ausserdem als Dramaturgin und entwirft Konzepte. «Ich konnte wirklich meine Leidenschaft zum Beruf machen, und dafür bin ich enorm dankbar», sagt Lehmann.
In die Kulturwelt hineingeboren
Aufgewachsen ist Daniela Lehmann in Küsnacht, in einem grossen, lebendigen Haus. «Wir haben alle zusammen gewohnt – meine Grosseltern, Eltern und wir Kinder.» Küsnacht hat immer noch einen grossen Platz in ihrem Herzen. «Ich liebe die Umgebung dort – der nahe gelegene See, der verwunschene Wald – ich denke sehr gerne an meine Kindheit zurück.» Durch ihre grosse Familie ist Lehmann dann auch in die Kunstwelt eingetaucht beziehungsweise wurde sie quasi hineingeboren.
«Meine Grosseltern, die seit 1955 in Küsnacht lebten, waren schon Bühnenschaffende und meine Eltern kommen aus der klassischen Musik.» Für Lehmann war also schnell klar, dass es auch sie in diese Richtung treibt. Somit zog sie nach der Matur nach Zürich und studierte Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft. «Anschliessend bin ich sehr offen in die Arbeitswelt hineingegangen», erzählt sie. Es folgten unter anderem ein Praktikum im Schauspielhaus Zürich und die Festivalreihe Gastspiele Zürich, die sie von 2011 bis 2015 mit einem kleinen Team kuratierte und produzierte. Diese Erfahrungen haben Lehmann dann auch dazu bewogen, sich damals für die Stelle bei «Zürich Tanzt» zu bewerben.
2019 war also die erste Festivalausgabe, die Daniela Lehmann mitorganisiert hat. Corona hat sie dann schon auf eine erste Probe gestellt. Das Festival, betont Lehmann aber, sei eigentlich immer in Bewegung. «Wir gehen mit dem Leben in der Stadt mit und passen uns aktuellen Gegebenheiten an, sowohl mit der Programmwahl wie mit unseren Spielortpartnerschaften», sagt sie. Dieses Jahr stehen wieder diverse Formate zum Zuschauen und Mitmachen von Clubkultur bis zu zeitgenössischem Tanz auf und neben der Bühne auf dem Programm. Auch zahlreiche Crashkurse werden angeboten, wo jeder und jede das ausprobieren darf, worauf er oder sie gerade Lust hat. Das ist ein Grund, weshalb Daniela Lehmann das Festival so toll findet. «Bei uns können die Menschen ihrer Neugier freien Lauf lassen und niederschwellig Neues ausprobieren.» Ein Ziel des Festivals ist es nämlich, die Ticketpreise möglichst tief zu halten, damit alle die Chance haben, mitzumachen und Tanz als Kunst und Kultur mit dem eigenen Körper zu erleben.
Ein Festival für alle
Egal ob alt, jung, im Rollstuhl oder gehörlos – bei «Zürich Tanzt» finden praktisch alle etwas, das sie ausprobieren können. Dazu gibt Daniela Lehmann eine schöne Anekdote: «Meine über 90-jährige Tante Bethly hat mir kürzlich eine Karte geschrieben anlässlich des bevorstehenden Festivals, und darin schrieb sie unter anderem, dass sie ja leider zu alt dafür sei.» Das sei aber laut Lehmann nicht der Fall. «Sie könnte zum Beispiel den Kurs ‹Tanzen mit Stühlen› besuchen.» Oder sie könne sich die inspirierende Performance des Tanztheaters «Dritter Frühling» auf dem Altstetterplatz ansehen – das seien alles Leute über 60, die gemeinsam Tänze erarbeiten würden.
«Zürich Tanzt» ist ein Festival, das sich jedes Jahr dafür einsetzt, ein vielfältiger Begegnungsraum für möglichst viele verschiedene Menschen zu sein. Hier sind Anfängerinnen und Profis willkommen –und können ungewohnte Schritte wagen.
3. bis 12. Mai. Informationen zu Programm und Tickets: www.zuerichtanzt.ch