«Tiere haben einen Wert für sich»

Erstellt von Liliane Waldner |
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Diesen Frühling geht Pfarrerin Sara Kocher in Pension. Als aktives Mitglied des Arbeitskreises Kirche und Tier ist sie dafür eingestanden, dass die Kirche auch der stummen Kreatur ihre Stimme gibt. Dem Kirchenkreis drei bleibt die Pfarrerin auf freiwilliger Basis treu.

Pfarrerin Sara Kocher setzt sich unermüdlich dafür ein, dass Menschen respektvoll mit den Tieren umgehen. Sie verweist auf die biblische Tradition, nach der das Tier als Gottes Geschöpf gelte. «Tiere haben folglich ein Dasein und einen Wert für sich, ohne einen Zweck für den Menschen erfüllen zu müssen», hält Sara Kocher fest. Daraus folge, dass Tiere nicht dazu da sind, verdinglicht und missbraucht zu werden, sei es in der Massentierhaltung, als vernachlässigtes Haustier oder mittels Zweckentfremdung im Kriegseinsatz. Zu oft auch werde das Tier auf einen Jö-Effekt reduziert. Alle Tiere hätten ihre Würde, seien es als Wildtiere, Nutztiere, Haustiere.

«Tierfreundliche Kirche» seit 2021

«Tiere können ohne den Menschen leben, aber der Mensch kann nicht ohne die Tiere auskommen», sagt Sara Kocher. Darauf verweist das Bild mit Pfarrerin Kocher und dem Wildbienenstock im Garten der Kirche Bühl nebenan. Ohne die Bestäubungsleistung der Wildbienen und anderen Insekten hätte der Mensch nichts zu essen.

Als aktives Mitglied des Arbeitskreises Kirche und Tier ist Sara Kocher dafür eingestanden, dass die Kirche auch der stummen Kreatur ihre Stimme gibt. Der ganze Kirchenkreis drei bekennt sich seit April 2021 zu einem Prozess, in dem versucht wird, das Label «Tierfreundliche Kirche» mit verschiedenen Massnahmen umzusetzen. Dazu gehört etwa das Anbringen von Schwalbenkästen, die Bepflanzung mit insektenfreundlichen Blumen oder auch, bei Anlässen weniger Fleisch anzubieten oder nur solches aus tierfreundlicher, einheimischer und biologischer Haltung.

Vor zwölf Jahren hat Sara Kocher begonnen, im Sommer einen Zoo-Gottesdienst zu gestalten. Später sei der Kirchenkreis 7 und 8 dazugekommen. Jedes Mal ist ein Tier aus der Bibel sowie der Mythologie im Mittelpunkt gestanden. «Die Raben sind Lieblinge von mir. Sie sind sehr intelligent und sozial», meint die Pfarrerin. Mit den Jazz-Brunch-Gottesdiensten hat Sara Kocher eine einzigartige Gottesdienstform aufgebaut. Im Rahmen des Gottesdienstes hat der Journalist Peter Ackermann Prominente interviewt, z. B. den Milieuanwalt Valentin Landmann, die Klima-Seniorin und alt Nationalrätin Pia Hollenstein, die Sterndeuterin Monica Kissling, den Meteorologen Peter Wick, aber auch viele unbekannte Personen mit spannenden Lebenssituationen. Sara Kocher wusste, den theologischen Kontext zu vermitteln. Dieses beliebte Gottesdienstformat hat viele Menschen in die Kirche gebracht, die sonst kaum eine Kirche besuchen.

Sara Kocher hat unzählige Kursreihen zu theologischen und philosophischen Grundfragen durchgeführt. Sie hat eine Hundertschaft von Menschen in die Achtsamkeitsmeditation eingeführt und sie befähigt, besser auf sich und andere zu achten.

Abschiedsgottesdienst am 10. April

Diesen Frühling geht Pfarrerin Sara Kocher in Pension. Ihr Abschiedsgottesdienst findet am Sonntag, 10. April, um 10  Uhr in der Kirche Bühl statt.

Sara Kocher bleibt dem Kirchenkreis drei auf freiwilliger Basis treu. Sie führt den theologisch-philosophischen Salon Casa TheoPhil weiter. Menschen treffen sich, halten mit Methoden des kreativen Schreibens Gedanken zu bestimmten Grundfragen des Lebens fest, tragen sie gegenseitig vor und hören sich aufmerksam zu. So können sie in diesem Prozess neue Sichtweisen gewinnen.