Suche nach einer Nachfolge läuft

Erstellt von Manuela Moser |
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Catherine Julen und René Grüter beenden ihre Zeit als Wirtepaar im Romantik-Seehotel Sonne in Küsnacht. 21 Jahre lang prägten sie den Ort, an dem sich ganz Küsnacht traf. Ein beliebter Treffpunkt soll das Hotel laut Besitzer bleiben.

«Es ist ein wunderschöner Betrieb», schwärmt René Grüter über die «Sonne», und ein wenig Wehmut schwingt in seiner Stimme mit. Er und seine Frau Catherine Julen (58) verlassen per Ende März das Traditionshotel am Zürichsee in Küsnacht. Gesundheitliche Gründe – «nichts Lebensbedrohendes», sagt der 61-Jährige, «es ist mehr die hohe Belastung» – hat das Paar dazu bewogen, kürzerzutreten, eine neue Stelle suchen die beiden nicht an. 

«Das Hotel ist ein 24-Stunden-7-Tage-Betrieb», so der Hotelier, «wir hatten in all den Jahren an keinem einzigen Tag geschlossen.» Das verlange ständige Bereitschaft, «wir waren aber auch gut organisiert und konnten auf eine treue, langjährige Belegschaft zählen, die uns stets den Rücken deckte.» Dazu kommt aber auch die Unberechenbarkeit. An Sommertagen sei die einladende bediente Terrasse der «Sonne» schon mal gefüllt gewesen mit 120 Personen, dazu der Sonnengarten mit über 200 Plätzen, bei schlechtem Wetter käme niemand. «Darauf muss man vorbereitet sein.» Die nötige Flexibilität müssten die Mitarbeitenden entgegenbringen – im Sommer sind das in der «Sonne» 80 Angestellte, im Winter 10 weniger.

Keine Kündigung während Corona

Nicht ohne Stolz erzählt Grüter, dass es in der «Sonne» während der Coronapandemie keine Entlassungen gegeben hat. «Wir konnten alle Mitarbeitenden halten.» Doch den Fachkräftemangel spürt auch das Küsnachter Hotelierpaar. Immer schwieriger werde es, geeignete Leute im Gastgewerbe zu finden. Stolz ist der Gastgeber auch darauf, dass er den ­Betrieb zusammen mit seiner Frau weiterbringen konnte: die Realisation des Gartenrestaurants, der neue Wellnessbereich, auch die sukzessive Renovation der insgesamt 28 Zimmer, die heute «auf ­einem super Level» sind.

Zu den schönsten Erinnerungen zählt für Grüter aber die Tatsache, dass ganz Küsnacht sich hier getroffen hat. «Oft hatten wir in ein und derselben Woche eine Hochzeit, einen Geburtstag und eine ­Beerdigung von lokalen Bewohnern ­auszurichten.» Dazu käme, dass sich Küsnachter Traditionsvereine wie die Wulponia, der Damenturnverein, die Männerriege und später auch der Gewerbeverein und der FCK in der «Sonne» zu Versammlungen treffen. 

Perfekt hätten dazu die verschiedenen Stübli im Hotel gedient. Beispielsweise der Turmsaal mit 20 bis 30 Plätzen, das Guggenbühlstübli, etwas grösser, dann natürlich der imposante Festsaal mit dem Kronleuchter für bis zu 120 Gäste.

«Wir haben nie auf Promis gesetzt, waren nie ein Trendlokal, sondern sind ein gutbürgerliches Hotel geblieben, das für die Einwohnerinnen und Einwohner von Küsnacht da ist», sagt Grüter, der das Gastgewerbehandwerk von der Pike auf gelernt hat. Der gebürtige Luzerner startete mit einer Kochlehre, absolvierte dann die Hotelfachschule und arbeitete als Food & Beverage Manager für sechs Jahre im «Widder» in Zürich. In dieser Zeit lernte er auch seine Frau kennen, welche den Zimmerbereich im «Widder» leitete. Catherine Julen andererseits hat das Hotelier-Gen sozusagen im Blut. Sie stammt aus einer bekannten Hotelleriefamilie aus dem Wallis. Ihr Elternhaus ist das angesehene Hotel Julen in Zermatt.

Zusammen mit ihrem 18-jährigen Sohn, der das Gymnasium besucht, werden die beiden Küsnacht treu bleiben und ihre freie Zeit geniessen. «Wir schauen mal, wer von den Freunden noch da ist», lacht Grüter. Dass die Kündigungsfrist nur drei Monate beträgt, ist etwas unüblich. «Aber wir starteten damals als Greenhorns», sagt Grüter. Und die Modalitäten wurden im Laufe der Jahre nie angepasst. «Ich bin aber überzeugt», sagt der Hotelier über die Zukunft der «Sonne», «dass ein guter und verantwortungsvoller Weg gefunden wird.» Besitzer des Hotels Sonne ist der Küsnachter Milliardär Urs Schwarzenbach, der auch Eigentümer des «Dolder Grand» in der Stadt Zürich ist. 1641 wurde die «Sonne» erstmals als Wirtschaft erwähnt und wurde sodann über viele Jahre – bis 1991 – von der Familie Guggenbühl geführt. Auf die Küsnachter Wirte­dynastie folgte bis 2000 Sepp Wimmer, auch ein Küsnachter, der später das Zunfthaus zur Waag in Zürich übernahm. Nach ein paar kurzen Wechseln starteten dann Grüter/Julen ab 2002.

«Die Stelle ist ausgeschrieben»

Auf Anfrage heisst es aus der Kommunikationsabteilung des «Dolder Grand», dass die Suche nach einer passenden Nachfolge laufe. «Die Stelle ist über die bekannten Kanäle ausgeschrieben.» Die Ausrichtung des Hotels werde vorerst gleich bleiben. «Gegebenenfalls wird es mit der neuen Geschäftsführung kleine Anpassungen geben, aber an der Zugänglichkeit für die lokale und regionale Bevölkerung wird sich nichts ändern», heisst es weiter. Dies dürfte sicher im Sinn der Bevölkerung sein, hört man sich denn ein bisschen um. «Die ‹Sonne› hat für Küsnacht eine grosse Bedeutung und trägt zur positiven Wahrnehmung der Gemeinde bei», sagt beispielsweise Gemeindepräsident Markus Ernst. «Generationen von Küsnachterinnen und Küsnachter haben den Garten ­genossen oder auch Feste gefeiert, die Gemeinde begrüsst jeweils die Jungbürgerinnen und Jungbürger im Festsaal.» Er wünscht sich für die «Sonne», dass sie sich laufend weiterentwickelt und dabei immer auch ein Treffpunkt für Küsnachterinnen und Küsnachter bleibt.

Auch Martine Gautschi, Präsidentin des Damenturnvereins, betont die Bedeutung der «Sonne». «Sie gehört zur Geschichte von Küsnacht. Früher wurden die Tanzabende der Turnvereine im Saal abgehalten heute die Generalversammlung. Auch war der Sonnengarten immer wieder ein Treffpunkt für viele Küsnachter.» 

Schliesslich hat auch Gewerbevereinspräsident Philipp Bretscher nur lobende Worte, auch für das Wirtepaar: «Ich kann mich an keinen Besuch in der ‹Sonne› erinnern, bei dem ich nicht mindestens jemanden von beiden – meistens jedoch beide – in vollem Einsatz gesehen habe. Man hat gemerkt: Die ‹Sonne› wurde mit Herzblut geführt.» Die «Sonne» sei zudem «eine Küsnachter Institution, von denen es nur noch wenige gibt».