Stiftung schenkt das ehrwürdige Höchhus der Gemeinde

Erstellt von Majken Grimm |
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Das Höchhus geht auf das Mittelalter zurück und wurde in den 1960er-Jahren nur knapp vor dem Abriss gerettet. Die Stiftung, der es seitdem gehört, übergibt das kantonsweit fast älteste Gebäude nun der Gemeinde.

Mit seiner Bibliothek und der Galerie ist das Höchhus – zürichdeutsch für hohes Haus – aus dem Stadtbild Küsnachts nicht mehr wegzudenken. Das mittelalterliche Gebäude gehört der Stiftung Höchhus Küsnacht, welche es einst vor dem Abriss rettete. Die Gemeinde ist alleinige Mieterin. Nun schenkt die gemeinnützige Stiftung das Gebäude der Gemeinde Küsnacht. Vergangenen Mittwoch wurde die Schenkung beurkundet.

Erbaut für Ritter

Das Höchhus ist älter als die Eidgenossenschaft: Erbaut wurde es um das Jahr 1235. Das zeigten Untersuchungen der Jahrringe der verwendeten Balken. Im Mittelalter gehörte das Gebäude wohl der Ritterfamilie Mülner. Diese nutzte es als Lager für die Abgaben der Bauern an Getreide und Wein. Zudem wohnte hier ein Verwaltungsbeamter der Familie. Das Gebäude bestand aus einem Doppelturm mit markanten Ecksteinen, die heute noch gut sichtbar sind. Es ist eines der ältesten Gebäude seiner Art im Kanton Zürich.

Als die Ritterfamilie an Geld und Einfluss verlor, zogen Gewerbetreibende mit ihren Angehörigen ein. Im 16. Jahrhundert fügten sie einen Anbau auf der Seeseite an, welcher heute als Durchgang für Fussgänger dient. Zudem wurde das Gebäude durch einen Oberbau mit Fachwerk und Krüppelwalmdach erhöht. Spätestens jetzt überragte es alle umliegenden Bauern­häuser. Daher tauften die Küsnachter es Höchhus. Bis zu sieben Familien teilten die Stockwerke unter sich auf. In der folgenden Zeit entstanden zusätzliche Anbauten, um die Wohnfläche weiter zu vergrössern.

Dass das Höchhus heute noch steht, ist nicht selbstverständlich: 1967 stimmte die Gemeindeversammlung dafür, es abreissen zu lassen. Es gab Pläne für eine ­Unterführung, welcher das Gebäude im Weg stand. Der Erwerb und die Renovation des Gebäudes durch die Gemeinde Küsnacht waren den Abstimmenden zu teuer. Die Entscheidung kam unerwartet. Das «Küsnachter Jahrheft» schrieb in der Dorfchronik: «Eidgenössische und kantonale Denkmalpflege mit einer Reihe anderer Vereinigungen sind nun bemüht, ein ehrwürdiges bau- und kulturhistorisches Denkmal vor der Spitzhacke zu retten.»

Unter Schutz gestellt

Engagierte Küsnachter gründeten als Reaktion auf die Abstimmung die Stiftung Höchhus Küsnacht. An einer weiteren Gemeindeversammlung überzeugten sie die Stimmbürger davon, das Gebäude zu erhalten und für die Gemeindebibliothek und eine Galerie zu nutzen. Mit der Unterstützung der Gemeinde, des Kantons und des Verbands zum Schutz des Landschaftsbilds am Zürichsee gelang es, das Gebäude zu kaufen und zu sanieren. Nur die jüngeren Anbauten wurden abgerissen. Der eigentliche Wohnturm wurde sorgfältig renoviert. Dachbalken wurden mit Pfosten aus dem Kloster Rheinau gestützt, alte Wandmalereien wurden freigelegt. Im Wesentlichen sieht das Gebäude wieder aus wie im 16. Jahrhundert.

Seit 2023 steht das Höchhus unter kantonalem Schutz, sehr zur Freude der Stiftung Höchhus Küsnacht. Selbst wenn die Gemeinde es wieder wollte, könnte sie das Gebäude gar nicht mehr abreissen. «Damit haben wir den Stiftungszweck erfüllt», sagt Stiftungsratspräsident Mark Furger. «Die Gemeinde ist bereit, das Geld für die Sanierung aufzuwenden, was die Stiftung nicht mehr könnte. Jetzt braucht es die Stiftung nicht mehr.»