Im Kanton Zürich sind 36 Sitze im Nationalrat zu vergeben. Die SP, die Mitte und die EDU dürfen sich zu den Siegern zählen. Im Ständerat hat Daniel Jositisch (SP) die Wiederwahl geschafft. Sein dichtester Verfolger Gregor Rutz (SVP) muss in den zweiten Wahlgang.
Pascal Turin
Vor vier Jahren waren die Grünen die grossen Gewinner und es kam zum Linksrutsch. Doch jetzt ist es zur Korrektur gekommen. Die Schweiz wird wieder konservativer und die SVP konnte die Sitzverluste von 2019 national zu einem grossen Teil wettmachen (+9 Sitze). Auch die SP (+2), die Mitte (+1), die EDU (+1) und das Mouvement citoyens genevois (+2) dürfen sich zu den Wahlsiegern zählen. Während die FDP (-1) und die EVP (-1) leicht verlieren, müssen die Grünen (-5) sowie die GLP (-6) deutlich Federn lassen. Die Lega im Tessin bleibt stabil.
SVP bleibt stabil, Grüne verhindern Debakel
Im Kanton Zürich konnte die SVP allerdings nicht zulegen, aber immerhin ihre Nationalratsmandate halten. «Bedenklich ist, dass die links-grünen Städte die Landregionen regelrecht dominieren», schreibt die SVP Kanton Zürich in einer Mitteilung. Die SP konnte einen Sitz gewinnen, ebenso die EDU. Bei der Mitte wurden es sogar zwei Sitze mehr. Doch bei der SP Kanton Zürich ist die Freude verhalten: «Die SP gewinnt die Wahl in Zürich, aber die Schweiz rutscht nach rechts», titelt die Partei in ihrer Mitteilung. Begeistert zeigt sich die Mitte Kanton Zürich und spricht in ihrer Mitteilung von einem «sensationellen Resultat».
Zwei Sitze musste die GLP abgeben. Die FDP und die EVP bleiben stabil. Die Zürcher Kinderchirurgin und FDP-Kantonsrätin Bettina Balmer holt einen Sitz und FDP Stadt Zürich freut sich darüber: «Wir danken Bettina Balmer für ihr grosses Engagement im Wahlkampf und sind überzeugt, dass sie in Bern ihre langjährige politische Erfahrung als Kantonsrätin und ihre berufliche Erfahrung als Kinderchirurgin erfolgreich einbringen wird.»
Die Grünen verhindern ein Debakel – die Ökopartei verliert nur einen Sitz. Lange hatte es so ausgesehen, als ob es zwei Sitze werden könnten. Doch die Zürcherin Katharina Prelicz-Huber (Grüne) schaffte am Schluss doch noch die Wiederwahl. Abgewählt ist hingegen Meret Schneider (Grüne). Sie schreibt auf X (ehemals Twitter): «Freunde, ich bin abgewählt. Das ist brutal schmerzhaft und im Moment möchte ich einfach nur im Boden versinken. Ich habe mein Allerbestes gegeben, danke trotzdem von Herzen für jede Stimme.»
Beim Wähleranteil darf sich die SP als Siegerin (+3.83 Prozent) bezeichnen. Hinter den Sozialdemokraten folgen die Mitte (+2,10 Prozent) und die SVP (+0,65 Prozent).
Priska Seiler Graf, Co-Präsidentin der SP Kanton Zürich, wurde komfortabel in den Nationalrat wiedergewählt. Die Klotenerin freute sich über ihr Resultat – dies besonders nach ihrer gescheiterten Kandidatur für den Regierungsrat im vergangenen Februar. «Ich hatte zuerst natürlich einen kleinen Durchhänger», so Seiler Graf. «Aber ich habe dann alles gegeben und viel Wahlkampf mit Michèle Dünki Bättig gemacht.» Für Seiler Graf hat sich der Aufwand gelohnt. Kantonsrätin Dünki Bättig schafft die Wahl allerdings ganz knapp nicht. Die LGBTQ-Aktivistin Anna Rosenwasser hat sie auf der Zielgeraden überholt. In den nächsten vier Jahren will sich Seiler Graf in Bundesbern noch stärker für soziale Themen einsetzen. Sie hofft dabei auch auf die Unterstützung der Mitte.
Jositsch hat absolutes Mehr im Sack
Am Wahlsonntag schon früh freuen durfte sich Ständerat Daniel Jositsch (SP). Er hat die Wiederwahl klar geschafft und das absolute Mehr (mehr als die Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen) erreicht.
Die anderen Kandidaten müssen in den zweiten Wahlgang: SVP-Kandidat und Nationalrat Gregor Rutz liegt zwar mit deutlichem Abstand vor Regine Sauter (FDP) auf dem zweiten Platz, er erreicht das absolute Mehr allerdings klar nicht. Es dürfte spannend werden, ob sich Sauter zugunsten eines bürgerlichen Sitzes im Ständerat zurückzieht.
Hinter FDP-Nationalrätin Sauter auf dem vierten Platz liegt GLP-Kandidatin Tiana Angelina Moser. Die Nationalrätin distanziert Daniel Leupi von den Grünen klar. Auch hier müsste sich Leupi oder Moser zurückziehen, um die Wahlchancen für einen der beiden Kandidierenden zu erhöhen. Abgeschlagen hinter dem Zürcher Stadtrat Leupi folgen Philipp Kutter (Die Mitte) und Nik Gugger (EVP).
Der zweite Wahlgang der Ständeratswahl findet im Kanton Zürich am 19. November statt.