So hat der Kanton Zürich gewählt

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Bei den Zürcher Regierungsratswahlen gab es kaum Überraschungen: Alle sieben Bisherigen wurden wiedergewählt. Der Küsnachter Hans-Peter Amrein verpasst den Einzug in den Regierungsrat deutlich, schnitt aber immerhin besser ab als der Kandidat der EVP.

Schon früh am Wahlsonntag wurde klar, dass auch Silvia Steiner («Die Mitte») nicht zittern musste. Alle bisherigen Regierungsrätinnen und Regierungsräte haben die Wiederwahl klar geschafft. Steiner lag deutlich vor SP-Kandidatin Priska Seiler Graf, die im Vorfeld als ihre grösste Herausforderin gehandelt worden war. Die Freude und Erleichterung standen Silvia Steiner ins Gesicht geschrieben. Sie schnitt mit 146’242 Stimmen sogar besser ab als Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh von der FDP (145’444).

Ein Glanzresultat holte der parteilose Mario Fehr mit 192’711 Stimmen. Fehr war 2021 aus der SP ausgetreten. Die Plätze 2 und 3 eroberten die SVP-Regierungsräte Natalie Rickli (181’842 Stimmen) und Ernst Stocker (177’639). Dahinter folgte der Grüne Baudirektor Martin Neukom mit 161’864 Stimmen. Mit etwas Abstand bildeten SP-Justizdirektorin Jacqueline Fehr (148’610 Stimmen), Silvia Steiner (146’242) und Carmen Walker Späh (145’444) die Ränge fünf bis sieben.

Amrein will Stiftung gründen

Priska Seiler Graf zeigte sich am Wahlsonntag enttäuscht, aber gefasst. «Es war von Anfang an eine schwierige Aufgabe, gegen sieben Bisherige anzutreten», sagte Seiler Graf. Die Umfragen hätten ihr natürlich Hoffnungen gemacht, sie habe sich aber trotzdem keinen Illusionen hingegeben. Die Klotener SP-Nationalrätin und ausgebildete Sekundarlehrerin wäre gern Regierungsrätin geworden, um sich als Bildungsdirektorin für die Lehrpersonen einzusetzen. «Die Lehrerinnen und Lehrer müssen dringend entlastet werden und es braucht eine Lösung für den Lehrpersonenmangel», betonte Seiler Graf. Nun wolle sie erst mal durchatmen und freue sich auf ihre Skiferien in Flumserberg. Danach gehe es schon fast nahtlos weiter mit dem nationalen Wahlkampf. «Ich bin da sehr positiv gestimmt», so Seiler Graf.

Klar hinter Seiler Graf lag FDP-Kandidat Peter Grünenfelder. Er zeigte sich als guter Verlierer und gratulierte in einer Mitteilung allen Regierungsmitgliedern zu ihrer Wiederwahl. «Für den von mir verfochtenen liberalen Aufbruch mit einer umfassenden Modernisierung der Kantonspolitik fehlten leider die nötigen Stimmen», so Grünenfelder.

Hinter ihm reihen sich mit deutlichem Abstand GLP-Kandidat Benno Scherrer und AL-Kandidatin Anne-Claude Hensch ein. Chancenlos blieben auch der parteilose Hans-Peter Amrein und der EVP-Kandidat Daniel Sommer. Der Küsnachter Amrein erreichte sein Ziel zwar nicht, freute sich aber trotzdem über sein Resultat. Er schnitt mit 62’025 Stimmen klar besser als EVP-Kandidat Sommer ab (42’961 Stimmen).

Für Hans-Peter Amrein, ehemaliger SVP-Politiker und heute parteiloser Kantonsrat, ist die Zeit im Parlament am der Ende der laufenden Amtsperiode vorbei. Er will sich aber trotzdem weiterhin kantonal und national für die Politik einsetzen. Dazu kündigte er die Gründung einer Stiftung für Freiheit und Transparenz an. «Ich werde mich positiv einbringen und Missstände aufdecken», sagte Amrein auf Anfrage. Als Themengebiete nannte der Küsnachter unter anderem das Universitätsspital.

SVP legt im Parlament zu

Im Kantonsrat mussten die AL und die Grünen eine Wahlschlappe hinnehmen. Die AL verlor einen Sitz, die Grünen büssten sogar drei Sitze ein. Die Klima-Allianz aus SP, GLP, Grünen, EVP und AL konnte ihre Mehrheit allerdings knapp verteidigen.

Weil es am Anfang in den Hochrechnungen so aussah, als könnte die SP auch im Kantonsrat auf der Verliererseite stehen, war die Stimmung bei den Sozialdemokraten entsprechend angespannt. Umso grösser darum die Freude, als am Ende klar war, dass die Partei sogar einen Sitz dazu gewinnen würde. Auch die SVP darf sich über einen Sitzgewinn freuen und bleibt mit Abstand die stärkste Kraft im Kanton Zürich. Zu den Gewinnern des Tages gehören zudem die GLP (+1) und «Die Mitte» (+3). Die FDP konnte ihre Sitze halten, EVP und EDU verloren je einen Sitz. (pat.)