Seeretter-Streit: «Man muss uns diese Freiheit lassen»

Erstellt von Manuela Moser |
Zurück

Gemeindepräsident Philippe Zehnder aus Erlenbach (parteilos) hat sich in einem ­Videointerview mit der eigenen Gemein­deschreiberin Adrienne Suvada zum ersten Mal ausführlich zum Austritt aus dem Seerettungsdienst Küsnacht-Erlenbach geäussert (der «Küsnachter» berichtete). «Wie bei jeder Blaulichtorganisation sind wir als Politiker verpflichten, einen Betrieb ­regelmässig zu überprüfen und, wenn nötig, anzupassen, damit es für den Steuerzahler günstiger kommt.» Zehnder wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Erlenbach seine Abmachungen nicht einhält. Kürzlich hatte Küsnacht das Seerettergebäude für 2 Millionen Franken renoviert. Laut Zehnder hat es noch keine verbindliche Vereinbarung darüber gegeben, weil man sich bei gewissen Modalitäten nicht einigen konnte. «Und als der Vertrag auf dem Tisch lag, haben wir uns mit Küsnacht nicht in der Mitte finden können und uns für den Verbund Horgen entschieden.»

Mit Horgen komme die Mitgliedschaft für Erlenbach billiger, denn der Seerettungsdienst Küsnacht überwache im Verhältnis zu seinen aufgewendeten Mitteln ein eher kleines Gebiet, was den Preis teurer mache, rechnet Zehnder vor. Schaut ­Erlenbach hier nicht zu sehr aufs Geld und vernachlässigt die Kameradschaft? Schliesslich arbeiten die beiden Gemeinden schon seit 90 Jahren zusammen. Zehnder findet das eine «gefährliche Geisteshaltung». «Momentan haben wir genug Geld, aber das kann sich schnell ändern. Und das Geld haben wir nicht verdient, sondern beim Steuerzahler eingezogen.» Selbstverständlich sei Kameradschaft wichtig. Aber: «Wir bezahlen den Bonus für die Kameradschaft schon mit dem doppelten Preis, den der Markt verlangt. Wir wollen sie nicht überbewerten.»

Bei der Sanierung des Gebäudes wollte Erlenbach seinen Anteil – seit 1944 vertraglich auf einen Drittel festgesetzt – jährlich als Miete zahlen. «Und das nur so lange, wie wir dabei sind.» Dies habe Küsnacht nicht gewollt. «Aber warum gleich die lange Zusammenarbeit deswegen hinschmeissen? Auch wir brauchen unsere Druckmittel, wenn wir in Verhandlungen steigen», so Zehnder. Man sei davon ausgegangen, dass Küsnacht Erlenbach entgegenkomme. Dies sei aber nicht geschehen. Gibt es deswegen jetzt böses Blut? «Nein, man muss uns als kleine Gemeinde diese Freiheit lassen, wo und bei wem wir unsere Dienstleistung beziehen.» Bei andern Dienstleistungen wolle man weiterhin gut zusammenarbeiten. «Das muss man nicht persönlich nehmen.»