Protest gegen Drogerie-Schliessung ist stark

Erstellt von Manuela Moser |
Zurück

Genau 1364 Unterschriften sind für den Verbleib der Drogerie Parfümerie in der Dorfmitte von Küsnacht zusammengekommen. Mit der Aktion wehren sich die Detaillisten des Gewerbevereins gegen die Pläne der ZKB, die aus der Peripherie zurück ins Zentrum will. Die Bank ist aber am längeren Hebel: Ihr gehört das Haus.

«Die Beteiligung an der Unterschriftenaktion für den Verbleib der Drogerie Parfümerie Küsnacht AG im Dorfzentrum war hoch», sagt Philipp Bretscher, Gewerbevereinspräsident Küsnacht. Viele Detailhändler hätten sich beteiligt und Listen aufgelegt, aber auch Parteien und Vereine boten ihre Unterstützung an. Das Resultat: 1364 Unterschriften innert eines Monats. «Es war ja eigentlich eine spontane Aktion. Aber wenn man bedenkt, dass Küsnacht rund 7000 Haushalte zählt und während der Sammlung noch zwei Wochen Sportferien waren, dann ist das schon ein ausgezeichnetes Resultat.»

Per Ende Juni wäre Schluss

Kurz zur Vorgeschichte: Per Ende 2023 muss die Drogerie Parfümerie ihr Domizil an der Dorfstrasse 7 nach über zehn Jahren verlassen. Die Eigentümerin der Liegenschaft, die Zürcher Kantonalbank (ZKB), hat Eigenbedarf angemeldet. Sie will ihrerseits von der Peripherie zurück in die Dorfmitte; nach einer Sanierung der Liegenschaft an der Dorfstrasse 7 im Frühling 2025. Für die Drogerie Parfümerie, deren Inhaber Simone Delay und Philipp Bretscher sind, war die Suche nach einem alternativen Standort allerdings schwierig, Bis heute haben sie nichts Passendes gefunden. Gleichzeitig regte sich Widerstand unter den Küsnachter Detaillisten. Sie setzen sich «für eine lebendige Dorfmitte» ein und wollen, dass die Drogerie Parfümerie im Dorf bleibt. Sie bietet auch Medikamente für ältere Menschen an und ist deshalb auf einen zentralen Standort angewiesen.

Inzwischen wurden die Unterschriften an die ZKB versandt. Bretscher: «Wir erwarten nun eine Stellungnahme.» Auf Anfrage sagt Peter Luginbühl, abtretender Marktgebietsleiter Zürichsee und stellvertretender Leiter Private Banking, dass sie die Sammlung «zur Kenntnis» genommen hätten. Wichtig ist es ihm allerdings festzuhalten, dass es sich um keine Kündigung handelt, sondern dass das Mietverhältnis «im gegenseitigem Einvernehmen» aufgelöst wurde. Anders gesagt: «Wir haben gegenüber den eingemieteten Drittparteien frühzeitig kommuniziert, dass die Bank früher oder später wieder ins Dorfzentrum will.» So sei der Mietvertrag stets auf zehn Jahre befristet gewesen. 

Dass die Drogerie Parfümerie bisher keine Alternative gefunden hat, bedauert Luginbühl. Allerdings habe man die Drogerie aktiv bei der Suche nach einem alternativen Standort unterstützt. «Mit der Bank kommt ebenfalls Leben ins Zen­trum», kontert Luginbühl schliesslich den Vorwurf, die Bank bringe kein Leben in den Dorfkern. «Trotz des wachsenden digitalen Geschäfts setzt die Bank auf den persönlichen Kontakt und die Nähe zu ihren Kundinnen und Kunden.» Der neu renovierte Eingangsbereich werde denn auch eine «sehr hohe Besucherfrequenz» aufweisen. Zudem bekenne sich die ZKB mit der Rückkehr an die Dorfstrasse zu ihrem Standort Küsnacht, so Luginbühl.

Verzicht auf Gewerbeverbot

Anderer Meinung ist Philipp Bretscher. «Wir haben mit der UBS, der Raiffeisen, der CS und der Avera schon genug Banken im Dorf», sagt der Gewerbevereinspräsident. Auch wenn er Verständnis für das Bedürfnis der ZKB hat, «näher am Kunden» zu sein. «Aber mit dem Verlust der Drogerie Parfümerie geht ein etablierter Detaillist und guter Arbeitgeber verloren, dessen Angebot sehr geschätzt wird.» Dass die Drogerie Parfümerie von Anfang an wusste, dass sie nach zehn Jahren aus dem Gebäude raus müsse, stimmt für Bretscher nur zum Teil. Denn: Beim Grundbucheintrag der Liegenschaft im Jahr 1934 wurde eine Nutzungsbeschränkung ausgesprochen, nämlich ein Gewerbeverbot: An der Dorfstrasse 7 sollte nie eine Apotheke, Drogerie oder ein Sanitätsgeschäft Mieterin werden.

«Für dieses Gewerbeverbot war damals meine Urgrossmutter verantwortlich», erklärt Bretscher. Der Familie Hotz – unter diesem Namen führt Bretscher denn auch den Familienbetrieb Apotheke Hotz in Küsnachts Dorfzentrum seit 2019 — gehörte das Land, und beim Verkauf wollten sie eine Konkurrenz zur Familienapotheke verhindern. Für sich selbst fand Bretscher dann allerdings einen anderen Weg: Er stieg als Miteigentümer neben ­Simone Delay per 1. Januar 2021 in die Drogerie Parfümerie ein. «Sie stellt eine gute Ergänzung zum Angebot unserer Apotheke Hotz dar.» Und zudem hätten mit Delay und ihm zwei junge Menschen etwas Neues bewegt. In seiner eigenen Apotheke kann er die Drogerie Parfümerie nicht unterbringen: «Es hat erstens keinen Platz und zweitens sind die Betriebe nicht so ähnlich, wie es für Aussenstehende scheinen mag. Die beiden müssen auseinandergehalten werden.»

Last but not least: Dass die Bank damals einen Irrtum beging, als sie die Drogerie Parfümerie als Mieterin akzeptierte, wollte Philipp Bretscher nie an die grosse Glocke hängen. Seine Familie hatte denn auch Hand geboten und auf das Gewerbeverbot verzichtet. «Und das würden wir auch in Zukunft tun.»

Besorgt um mehr Gewerbefläche

Auf Nachfrage bei der Bank heisst es, man habe den Fehler längst gegenüber sämtlichen involvierten Parteien mit einem siebenstelligen Betrag finanziell abgegolten. ZKB-Marktgebietsleiter Peter Luginbühl bestätigt einzig, dass es für die Nichtverlängerung des Mietvertrags vor allem Gründe mit einer betrieblichen Komponente gebe – die Bank will näher zu den Leuten – und eben auch einer rechtlichen. Damit ist wohl das Gewerbeverbot gemeint. Dass die Familie Bretscher aber auf dieses auch weiterhin verzichten würde, will Luginbühl nicht kommentieren. Er betont nur: «Es war von Anfang an allen Parteien klar, dass das Mietverhältnis zeitlich befristet ist.»

So oder so: Philipp Bretscher will sich in seiner Funktion als Gewerbevereinspräsident künftig für mehr Gewerbefläche in Küsnachts Dorfmitte einsetzen. «Dabei müssen wir wohl eher auf brachliegende Flächen als bestehende Liegenschaften zielen.» Eine hat Bretscher bereits im Visier: den Parkplatz hinter dem Gemeindehaus zwischen der Oberen Dorfstrasse und der Alten Landstrasse. Bretscher ist überzeugt: «Wir müssen jetzt die Weichen ­stellen.»