Politik in der Schule erleben

Erstellt von Pia Meier |
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Politikerinnen und Politiker verschiedener Parteien erläuterten Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Küsnacht die Umweltverantwortungsinitiative. Die Gymnasiasten würden die Initiative knapp annehmen. 

Pia Meier

Schülerinnen und Schüler von vier Maturitätsklassen der Kantonsschule Küsnacht nahmen kürzlich an einem Podium mit vier Politikerinnen und Politikern teil. Zur Diskussion angetreten waren Nationalrat Balthasar Glättli (Grüne), Katharina Kiwic, SP-Gemeinderätin in Dietikon, Kantonsrätin Marzena Kopp (Mitte) und Kantonsrat Pierre Dalcher (SVP).

Thema war die eidgenössische Umweltverantwortungsinitiative, über welche am 9. Februar abgestimmt wird. Die gefragten Jugendlichen meinten, sie seien unterschiedlich gut auf das Podium vorbereitet. Es würde sie aber interessieren. Viele von ihnen sind bereits stimmberechtigt. Sie stellten den Politikern zahlreiche Fragen zum Thema, äusserten aber auch Kritik.

Selbstverantwortung ist wichtig

«Umweltschutz ist der Schlüssel zu einer bewohnbaren Erde» – diese Aussage stand im Mittelpunkt. Die bürgerlichen Politiker bekräftigten, dass Eigenverantwortung wichtiger sei als staatliche Verbote. Muss die Wirtschaft mit Rahmenbedingungen gezwungen werden, nachhaltig zu produzieren? Diese Fragen wurden kontrovers diskutiert. «Das Verhalten der Konsumenten ist wichtig», betonte Mitte-Politikerin Kopp. «Diese können selber entscheiden, welche Produkte sie kaufen.»

Allerdings sei das gar nicht immer so einfach, meinten Schülerinnen und Schüler. Zuerst müsse man sich informieren, was aufwendig sei. Zudem müsse man noch wissen, aus welchen Bestandteilen zum Beispiel ein Gerät bestehe. Die bürgerlichen Politiker forderten die Schülerinnen und Schüler auf, sich die Zeit zu nehmen für Informationen.

Eine Lösung ist gemäss Glättli von den Grünen und Kiwic von der SP, langlebige Produkte zu produzieren, die nicht so schnell kaputtgehen. Sie verwiesen dabei zum Beispiel aufs Handy. «Warum muss alle zwei Jahre ein neues gekauft werden?», fragte Glättli. Allerdings gehe es schneller, wenn der Staat Verbote einführe, so Glättli. Er verwies auf die Einführung von phosphatfreien Waschmitteln. Innert kürzester Zeit habe es nur noch diese gegeben. «Die Wirtschaft hat grosses Potenzial», bekräftigte Glättli. 

Dass die Initiative keine konkreten Massnahmen vorsieht beziehungsweise dass das Parlament diese später ausarbeitet, wurde von einigen Schülern kritisiert. «So ist es schwierig, Entscheidungen zu fällen», lautete der Tenor. SVP-Kantonsrat Dalcher wies darauf hin, dass die Frist von zehn Jahren, die die Initiative setzt, viel zu kurz sei. Da müssten drastische Massnahmen ergriffen werden. 

Welchen Einfluss hat die Schweiz?

Dass die Annahme der Initiative die Schweizerinnen und Schweizer ärmer macht, konnten die Anwesenden nicht nachvollziehen. Sie fanden eher, dass die Reparatur der Schäden teuerer kommt. Allerdings gab es auch Voten von Schülern, dass man sich bei Grosskonzernen nicht einmischen will. Kiwic bezeichnete die Grosskonzerne aber als Belastung. 

Auch die Frage, welchen Einfluss die Schweiz weltweit hat, wurde angesprochen. «Wir können Amerika nicht beeinflussen», meinte ein Schüler. Man müsse sich auf die Schweiz fokussieren, so die Politiker. Das Weltbild der Initiative sei utopisch, warf ein Schüler in die Runde. Einig waren sich alle, dass die Schweiz noch zu wenig für den Umweltschutz macht. Bei der abschliessenden Abstimmung stimmte mit 51 Prozent eine knappe Mehrheit der Initiative zu. 

Teilhabe an Politik stärken

«Demokratie lebt vom Engagement», betonte Glättli beim Podium. Diese Meinung vertritt auch der Verein Discuss it, der den Anlass organisierte. Dieser ist primär an Schulen der Sekundarstufe II aktiv (Berufsschulen, Gymnasien, Fachmittelschulen etc.), das heisst die Jugendlichen, die an diesen Formaten teilnehmen, sind zwischen 15 und 19 Jahre alt. 

Die Kantonsschule Küsnacht ist eine der über 70 Partnerschulen des Vereins Discuss it. Diese planen in einem bestimmten Rhythmus Podien und haben eine Betreuungsperson aus einem Regionalteam von Discuss it. Der Verein bietet eine Auswahl an Veranstaltungsthemen an, von welchen die Schule dann das Thema und das Format auswählt. «Tat­sache ist, dass junge Menschen sich viel ­weniger an Abstimmungen und Wahlen beteiligen als ältere Menschen. Nur jeder Dritte zwischen 18 und 30 Jahren ist politisch aktiv», führte Meret Martin, Moderatorin des Podiums in Küsnacht, aus. Dies will der Verein ändern. Martin übernahm die Moderation des Podiums als freiwillige Person von Discuss it. Eine Podiumsdiskussion mit vier Teilnehmenden ohne Moderation würde sich nämlich eher chaotisch gestalten.

Übrigens: Die Moderierenden sind von Discuss it ausgebildet und nehmen ehrenamtlich an den Veranstaltungen teil. Sie bereiten sich jeweils selbst thematisch vor mithilfe der Regieunterlagen, die das Regieteam erarbeitet. So können sie die Diskussionsveranstaltungen kompetent leiten.

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Die Initiative kurz erklärt

Am Sonntag, 9. Februar, stimmen die Schweizer Stimmberechtigten über die Volksinitiative «Für eine verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen (Umweltverantwortungsinitiative)» ab. Die Initiative verlangt, dass wirtschaftliche Tätigkeiten nicht mehr Ressourcen verbrauchen und Schadstoffe freisetzen, als für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen erlaubt ist. 

Dieses Ziel soll mit Massnahmen erreicht werden, die im In- und Ausland sozialverträglich sind. Die Initiative setzt eine Frist von zehn Jahren: Ab dann darf die durch den Konsum in der Schweiz verursachte Umweltbelastung die Grenzen der Belast­barkeit der Erde gemessen am Anteil der Schweiz an der Weltbevölkerung nicht mehr überschreiten.

Der Bundesrat und das Parlament lehnen die Initiative ab. «Sie bringt zahlreiche neue Vorschriften und Verbote mit sich, die den Konsum stark einschränken, die Wirtschaft schwächen sowie Produkte und Dienstleistungen verteuern», heisst es dazu im Abstimmungsbüchlein.

Ebenfalls gegen die Umweltverantwortungsinitiative ausgesprochen haben sich EDU, FDP, GLP, Mitte sowie SVP. Dafür sind EVP, Grüne und SP. (pm.)