Perfekter Ort für die Yogalektion

Erstellt von Céline Geneviève Sallustio |
Zurück

Man muss nicht weit reisen, um ein neues Lebensgefühl zu entdecken: zum Beispiel SUP-Yoga auf dem Zürichsee. Wir haben es ausprobiert – der «Küsnachter» startet damit seine Sommerserie 2022 mit Ferien in und um Küsnacht.

Samstagvormittag, Bahnhof Hardbrücke. Keine 15 Minuten sitze ich in der Bahn, schon weichen die vorbeiziehenden Stadtwohnungen schmucken Häusern und Bäumen. Bei der Bahnstation Erlenbach treffe ich meine Freundin Leticia. Sie begleitet mich an diesem Vormittag an eine SUP-Yoga-Lektion. Was das ist?

Wenn man Stand-up-Board und Yoga verbindet, entsteht SUP-Yoga, also Yoga auf dem Stand-up-Board. Oder einfacher: Yoga auf dem Wasser. Einfach auszuführen wird es wohl nicht sein. Mit der mulmigen Vorstellung, so unbeholfen und wackelig auf dem Board Yoga zu machen, wie etwa ein Giraffenbaby stehen kann, laufen meine Freundin und ich der Seestrasse entlang. Auto sausen an uns vorbei, Motoren brüllen auf. 

Aufgereihte Boards

Keine 30 Meter später ist es idyllisch ruhig und ein bisschen wie in den Ferien: Wir bleiben vor einem cremefarbenen Haus mit blaugrünen Fensterläden stehen. Der schwarz-weiss gestreifte Rollladen ist ­ausgefahren, ein Surfboard lehnt beim Eingang an der Wand, darauf steht mit weissem Schriftzug «SUP Rentals» geschrieben. Gegenüber sind lange Boards aufgereiht, und daneben ragen Palmen in die Luft. Hier vor dem Gearloose, wie der Surfshop an der Ecke zwischen Seestrasse und Wydenstrasse heisst, treffen wir ­Mabel Lutz und vier weitere Kursteilnehmerinnen. Lutz unterrichtet Yoga und hat das Yoga auf dem Wasser im Sommer 2012 ins Leben gerufen. Es war die erste SUP-Yoga-Schule in der Schweiz. 

Ihre ersten Lebensjahre hat Mabel Lutz  am Pazifik verbracht, in El Salvador. «Meine Mutter sagt immer, dass ich schwimmen konnte, bevor ich überhaupt laufen lernte», sagt die 47-Jährige. Vor über 20 Jahren hat sie ihre Leidenschaft fürs Yoga entdeckt – Wasser und Yoga zu kombinieren, lag daher auf der Hand. ­Gemeinsam mit ihrem Mann Gerry, dem der Surfshop Gearloose gehört, leitet sie die SUP-Schule.  Weiter erfahre ich, dass Mabel Lutz mit einer Freundin bereits ein nächstes Projekt am Wasser hat: eine Sauna am See in Erlenbach. Das Paar wohnt gleich auf der gegenüber liegenden Seite des Shops. Vor dem Haus, das die studierte Innenarchitektin «einen Glückstreffer» nennt, ziehen wir uns um und tauschen Sommerkleid gegen Bikini.

Auf zur Boje

Zeit, auf den See zu gehen. Mit einem Board unter dem Arm und dem Paddle in der Hand laufen wir zum Seeufer, geniessen kurz noch den letzten festen Boden unter den Füssen und setzen uns danach kniend auf das Board und paddeln hinaus. Bei einer Boje entdecken wir eine Morgenschwimmerin mit Badekappe. Sie winkt uns zu. Wir umschiffen die Boje und bleiben auf Anhöhe einige Meter weiter weg stehen. Damit die Wellen uns nicht voneinander wegtreiben, werfen wir den Anker, der sich am Anfang des Boards befindet, ins Wasser. Zu Beginn der einstündigen Yogalektion legen wir uns auf das Board und nehmen einfach nur wahr, was um uns geschieht: Fernab von der motorisierten Strasse geniesse ich die morgendliche Stille. 

Die Wellen wiegen mich auf dem Brett hin und her. Ich lausche dem Zwitschern der Vögel, dem Rauschen der Wellen und spüre die Wärme der Sonne auf meiner Haut. Mein Atmen ist tief und langsam. «Was für ein perfekter Platz, um Yoga zu machen», denke ich mir. Vom See aus btrachtet, lässt sich vergessen, was in ­Zürich samstags für ein Chaos herrscht. 

Wir richten uns auf und machen ­einige Yoga-Übungen: die erste halbe Stunde sitzend oder auf den Knien, die letzte halbe Stunde stehend. Wir wechseln in die Kriegerposition:  Ich schliesse meine Augen. Atme tief ein und wieder aus. Platsch! Um mich herum fallen zwei Teilnehmerinnen ins Wasser. Ich stosse meine Füsse noch weiter ins Brett, um mir somit noch mehr Stabilität zu verschaffen. 

Die morgendliche Stille weicht langsam dem Schiffsverkehr. Und dadurch verändert sich auch das zuvor sanfte Schaukeln der Wellen zu einem stärkeren Wellengang. Eine echte Herausforderung! Gegen Ende der Stunde legen wir uns wieder hin ins Shavasana, eine Entspannungsübung. Es ist jetzt warm, ja fast heiss, und ich freue mich auf einen Sprung ins kühle Nass. Während wir an Land zurückpaddeln, denke ich, dass sich mein Können auf dem SUP vermutlich irgendwo zwischen der Unbeholfenheit eines Giraffenbabys und der Grazie einer Gazelle bewegt. Aber ums Können geht es ja im Yoga nicht, sondern einzig und ­allein um das Gefühl. Und ich fühlte mich nach dieser Stunde so entspannt und ­regeneriert wie eine Seelöwin, die sich nach einem Schwumm im Wasser an der Sonne sonnt. Namasté! 

SUP-Yoga-Lektion zu gewinnen

Der «Küsnachter» testet für Sie Angebote in der Region, die «ferientauglich» sind. Wer eine SUP-Yoga-Lektion in Erlenbach gewinnen will, melde sich unter der Mailkuesnachter@lokalinfo.ch Einsendeschluss: 26. Juli. Es wird keine Korrespondenz über den Wettbewerb geführt. Rechtsweg ausgeschlossen. Der Gewinner/-in wird durch die Redaktion benachrichtigt.