Pächter-Duo übernimmt Badi Wyden

Erstellt von Manuela Moser |
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Die Erlenbacher Liegenschaftenkommission hat entschieden: Der Betrieb der historischen Holzbadi Wyden geht an die Abreise AG. Dahinter stehen die beiden Unternehmer Antje Krökel und Bernard Kohli aus Zürich.

«Eine Handvoll Bewerbungen» ist bei der Gemeindeverwaltung Erlenbach eingegangen, diese hat die Liegenschaftenkommission der Gemeinde nun gesichtet. Der Entscheid fällt auf die Abreise AG aus Zürich, weil sie – so heisst es in der entsprechenden Meldung der Gemeinde – ein «überzeugendes Gesamtkonzept» vorgelegt hätte. Start der Badesaison ist bereits in drei Wochen, am 9. Mai.

Kein typisches Badi-Essen

Die beiden neuen Pächter Bernard Kohli und Antje Krökel sind am See keine Unbekannten. Während 26 Jahren führten sie den Badikiosk in Oberrieden. Die Saison 2023 war ihre letzte. Zudem betreiben die beiden Geschäftspartner laut anderen ­Medienberichten den Pavillon im Stadtzürcher Seebad Tiefenbrunnen sowie den Kiosk der Flussbadi Unterer Letten in der Stadt Zürich. Während ihrer Zeit in Oberrieden sorgten die beiden Pächter für Aufsehen, weil sie unter anderem auf Pommes aus Fritteusen verzichten und stattdessen auf Flammkuchen, Vitello tonnato oder Mezze-Platten setzten. Oder auch auf Fondue und auf süsse Törtchen, was die Badi Oberrieden nebenbei zu ­einer kleine Bäckerei werden liess.

Noch geben sich die neuen Betreiber aber zurückhaltend, was die Badi Wyden angeht. Weder ein Foto von sich in der Zeitung wollen sie sehen noch sich über ihre Vorstellungen des Essensangebots äussern. «Wir sind angebotstechnisch noch nicht so weit», sagt Bernard Kohli auf ­Anfrage, «die Anlage ist bekanntlich denkmalgeschützt, und da sind noch Abklä­rungen vorab zwingend.» Grundsätzlich müsse man schauen, ob sich ihre gastronomischen Ideen auch technisch – heisst betreffend Strom und Einrichtung – umsetzen liessen. Tatsächlich ist die Holzbadi Wyden eine der ältesten Badis am rechten Seeufer und ist relativ klein. Das Flussschwimmbad – auch Kastenbad genannt – steht auf Betonpfählen im See. Ein Holzsteg führt vom Ufer zum Eingang, eine ­eigentliche Küche steht nicht zur Verfügung. Verköstigt sollen die Gäste – so der ursprüngliche Wunsch der Gemeinde bei der Ausschreibung – aber dennoch werden. Das immerhin lässt sich dem neuen Betreiber Bernard Kohli entlocken: «Es wird sportlich, innerhalb von drei Wochen das Ganze richtig zum Laufen zu bringen.»

Schon dritte Ausschreibung

Für die Gemeinde geht mit der neuen Pacht eine leidige Geschichte zu Ende: Sie musste den Badikiosk zum dritten Mal innert vier Jahren neu ausschreiben. Über die Gründe des Weggangs von Pächter 2 wird heute noch gemunkelt. Laut dem Online-Magazin «Republik» soll es sich um den «meistgesuchten Badi-Pächter der Welt» handeln, der von der US-Justiz angeblich wegen Geldwäscherei in Millionenhöhe und anderen happigen Delikten verfolgt wird (der «Küsnachter» berichtete). Die Person selber hat das alles immer dementiert; auch die Gemeinde nahm dazu keine Stellung.

Mit der Abreise AG kommt es jetzt jedenfalls zum hoffnungsvollen Neustart. Das Unternehmen ist laut NZZ seit über 20 Jahren vor allem in der saisonalen Gastronomie aktiv und pflegt auch andere Geschäftszweige wie etwa den Onlineverkauf von Schuhen. Es wurde vom «Tagblatt der Stadt Zürich» «das vielseitigste Kleinunternehmen der Stadt» genannt. Diese Bezeichnung jedenfalls zitieren die beiden Unternehmer auf ihrer Website der Abreise AG.