Neue Nutzungen für Erlibacherhof

Erstellt von Pia Meier |
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Erlenbach braucht kein Hotel. Hierin waren sich der Gemeinderat und die Mehrheit der anwesenden Erlenbacher einig. Neu sind Nutzungen wie Gemeindesaal, Werkhof, Feuerwehr, Restaurant und Alterswohnungen vorgesehen.

«Das Resultat ist eindeutig. Ein Hotel ist aus unserer Sicht kein Thema mehr», hielt Gemeindepräsident Philippe Zehnder (parteilos) vergangene Woche nach der Konsultativabstimmung zum Thema Entwicklung Erlibacherhof fest. Tatsächlich stimmten von den knapp 90 Anwesenden im Saal Erlibacherhof nur wenige dafür, dass die Gemeinde ein Hotel braucht. Das Areal soll neu Platz bieten für Gemeindesaal, Werkhof, Feuerwehr, Restaurant und Alterswohnungen. 

Der weitere Zeitplan sieht vor, dass an der Gemeindeversammlung im November 2025 abgestimmt wird, von 2025 bis Dezember 2026 die Projektierung und im November 2026 die Urnenabstimmung über den Baukredit erfolgen. Danach kann mit der Realisierung gestartet werden. Bezugsbereit werden die verschiedenen Einrichtungen gemäss Plan im Herbst 2029 sein.

Alles spricht gegen ein Hotel

«Die Informationsveranstaltung dient dem Gemeinderat dazu, seine Vorstellungen von der Entwicklung des Erlibacherhofs zu präsentieren und ein Feedback einzuholen», hielt Zehnder fest. «Vielleicht haben Sie auch neue Ideen, an die wir gar nicht gedacht haben.» Da es sich seitens Gemeinderat lediglich um Vorstellungen handle, gebe es keine Pläne. «Es sind folglich keine externen Kosten entstanden», betonte Zehnder. Bis Ende 2024 wird der Erlibacherhof von Giuseppe Serra zwischengenutzt. Eine Arbeitsgruppe besteht seit Herbst 2023 und beschäftigt sich mit alternativen Nutzungen. Dabei sind Vertreter des Gemeinderats sowie der Projektleiter. 

Das Gebäude an der Seestrasse 83 befindet sich in einer Zone für öffentliche Bauten. Das sei allerdings kein Killerargument für andere Nutzungen, so der Gemeindepräsident. «Das Areal könnte ja umgezont werden.» Ein weiteres Argument, das gegen ein Hotel spreche, sei der Nutzen für Erlenbach. «Der Er­libacherhof wurde vor 60 Jahren gebaut», hielt Zehnder fest. «Damals war die Dorfstruktur eine andere.» Die Firma Scherrer sei vor Ort gewesen und deren Kundschaft habe das Hotel genutzt. «Heute gibt es in Erlenbach keine so grosse Firma mehr, die ein Hotel braucht.» 

Betreffend Tourismus meinte Zehnder, dass kein Bedürfnis bestehe, in Erlenbach zu übernachten. «Die Stadt ­Zürich ist der Magnet.» Für ein Seminarhotel sei die Konkurrenz gross und Handwerker aus dem Ausland wolle man nicht anziehen. Und, so Zehnder: «Für Festivitäten wie zum Beispiel Geburtstage ist eine Einrichtung wie ein Hotel nicht verhältnismässig.» Weiter führte er aus, dass das Risiko für die Gemeinde als Eigentümerin zu gross sei. Aber natürlich könnte man das Land auch an einen Investor abgeben.

Zehnder legte den Anwesenden eine Berechnungsgrundlage vor für ein Hotel mit 40 Doppelzimmern, 10 Junior-Suiten und 5 Suiten. Der jährliche Verlust für die Gemeinde betrüge gemäss Berechnung von Experten bei einer Belegung von 55 bis 65 Prozent 1,4 Millionen Franken. Die Wirtschaftlichkeit sei folglich nicht gegeben. Und nicht zuletzt sei ein Hotel nicht eine Kernaufgabe der Gemeinde. «Deshalb erachtet der Gemeinderat einen Hotelneubau beziehungsweise eine weitere Hotelnutzung als nicht sinnvoll.»

Neue Überlegungen

Die Kernaufgabe der Gemeinde ist gemäss Zehnder hingegen eine zonenkonforme Planung und die Realisierung eines Ersatzneubaus mit Gemeindesaal, Feuerwehr, Werkhof, Restaurant und neu Alterswohnungen. So könnten Synergien genutzt werden, zum Beispiel von Feuerwehr und Werkhof.

Liegenschaftenvorsteher Ludwig Näf (FDP) ging auf das Raumprogramm ein. «Das Gebäude der Feuerwehr ist veraltet und zu klein. Es braucht Löschfahrzeuge der neuen Generation.» Zudem müsse die Feuerwehr im Zentrum der Gemeinde platziert sein. Jetzt befindet sich diese an der Schulhausstrasse 32. Auch könnten Werkhof und Feuerwehr bei einer Platzierung am selben Ort Synergien nutzen, was zu einer Effizienzsteigerung führe. Der Werkhof sei heute auf dreizehn Standorte in der Gemeinde verteilt. «Das ist nicht mehr zeitgemäss», so Näf, «diese Standorte könnten anders genutzt werden.» Für den Werkhof könnte man sich auch unterirdische Nutzungen vorstellen, führte er weiter aus. 

Darüber, dass es einen Gemeindesaal braucht, waren sich alle einig. Näf meinte, dass sich die Gemeinde einen Saal für 300 bis 400 Personen vorstellen könne. Dieser müsste aufteilbar und mit moderner Infrastruktur versehen sein. Zudem gebe es Platz für komplementäre Nutzungen wie Restaurant und Alterswohnungen. «Fürs Restaurant stellen wir uns kulinarische Vielfalt, Qualität und Frische mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis vor.» Zudem solle es kinderfreundlich sein. Schliesslich sei auch der Bedarf an Alterswohnungen aufgrund der demografischen Entwicklung gross. «Der Gemeinderat kann sich gemeinschaftliche Wohnformen vorstellen», so der Liegenschaftenvorsteher. Zudem befinde sich das Areal nahe beim Alterszentrum. 

Das Fazit von Gemeindepräsident Zehnder war klar: «Es braucht ein neues, multifunktionales Gebäude.» Das könne zahlreiche Vorteile für die Gemeinde mit sich bringen. «Mit einer umfassenden Bedarfsanalyse und der Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger wollen wir den Erfolg dieses Projekts sicherstellen.» Bei der anschliessenden Diskussion wurde bemängelt, dass es eine bessere Grundlage für die Berechnung fürs Hotel brauche. Zehnder betonte, dass die präsentierte Berechnung von einem Hotel-Experten stamme. Mehrfach wurde die Wichtigkeit des Saals hervorgehoben. Einige fragten, ob man nicht über den Perimeter des Erlibacherhofs hinaus denken sollte. Der Gemeinderat will sich aber aufs Areal Erlibacherhof fokussieren. Gemäss Zehnder will der Gemeinderat nun vorwärtsschauen. «Weitere Analysen betreffend Hotel sind nicht vorgesehen.»